Werbung
Werbung
Werbung

Tonnenschweres Ungetüm

Als einem Mitarbeiter eines Eisenbahnunternehmens beim Rangieren ein Fehler passiert, macht sich ein mit explosiven Chemikalien beladener Güterzug selbstständig und rast führerlos quer durch Pennsylvania - direkt auf dicht besiedeltes Gebiet zu. Das folgende Action-Spektakel lässt bis zur letzten Minute kaum mehr Zeit zum Durchatmen. Regisseur Tony Scott hält den Spannungsbogen stets voll gezogen und nimmt währenddessen die Kamera kaum mehr weg vom tonnenschweren Ungetüm - volle Konzentration auf die Lokomotive. Natürlich versuchen bald zwei Helden, die wild gewordene Maschine zu stoppen. Einen der beiden verkörpert Denzel Washington, der mit "Unstoppable" bereits zum fünften Mal mit Regisseur Scott in einem Actionstreifen zusammenarbeitet. Dass die Handlung keine großen Überraschungen liefert sei dem Film vergeben, denn Spannung und Action sind in mehr als ausreichendem Maße vorhanden. (Ernst Pohn)

Unstoppable - Außer Kontrolle

USA 2010. Regie: Tony Scott. Mit Denzel Washington, Chris Pine, Rosario Dawson. Verleih: Centfox. 95 Min.

Glattgebügeltes Gutfühl-Kino

Eine Frau, zwei Männer und jede Menge Sperma - nein, Jennifer Aniston hat nicht das Film-Genre gewechselt, vielmehr ist sie in "Umständlich verliebt" einmal mehr in die Rolle einer Singlefrau auf "Mr. Right"-Suche geschlüpft. Auch wenn sie in der Romantik-Komödie geerdeter agiert als ihr neurotischer männlicher Konterpart, handelt es sich bei der Hollywood-Meterware um einen klassischen Aniston-Filmstoff: Kassie, deren biologische Uhr wie eine Zeitbombe tickt, ist wild entschlossen, schwanger zu werden. Einziges Problem: Ihr fehlt das passende männliche Genmaterial auf zwei Beinen. Die Samenspende eines Modelathleten soll diesbezüglich Abhilfe schaffen - was Kassies bester Freund Wally während der "Befruchtungsparty" auf seine Weise verhindert. Das Resultat: Ein glattgebügeltes Feelgood-Movie, das den Zusehern als zeitgeistige Außenseiter-Komödie verkauft wird. (Jürgen Belko)

Umständlich verliebt (The Switch)

USA 2010. Mit Jennifer Aniston, Jason

Bateman. Verl.: Constantin. 102 Min.

Dialoge, Dialoge, Dialoge

Ein Paar aus München kommt zu der Einsicht: Eigentlich passen wir gar nicht zusammen. Und das, nachdem man schon einige Jahre Bett und Tisch teilt. Claire will keinen Mann, der über Umweltthemen quatschen und die Welt retten will. Claire will einen, der sie rettet. Leo wiederum stößt sich an den ellenlangen SMS, die er von Claire bekommt. Sie erwartet mindestens ebenso lange Antworten: "Aber ich bin nicht Rilke. Nicht mal Konsalik", sagt Leo. Gleich von Beginn an lässt Regisseur Ralf Westhoff seine beiden Protagonisten Claire und Leo ihre Liebesgeschichte immer wieder direkt in die Kamera erzählen - ein dramaturgischer Kniff, der dem Filmemacher viele visuelle Erklärungen erspart, weil alles gesagt werden kann, was ein optisches Medium wie Kino eigentlich in Bildern ausdrücken sollte. "Der letzte schöne Herbsttag" setzt auf Dialoge, Dialoge, Dialoge. Die beiden Hauptdarsteller verheddern sich in ihrem Bemühen, möglichst authentisch über Gefühle zu sprechen, und werden dabei - positiv formuliert - unfreiwillig komisch. Zudem intonieren sie ihre Interaktionen so, als hätten sie sich gerade erst kennen gelernt. Von Vertrautheit keine Spur. So wird also geschnattert über die Beziehung und die unmöglichen Eigenschaften des anderen. Dabei sind es in der Darstellung von Liebe doch die unausgesprochenen Dinge und Gesten, die die größte Wirkung haben. Auf der Leinwand wie im Leben. (Matthias Greuling)

Der letzte schöne Herbsttag

D 2010. Regie: Ralf Westhoff. Mit Julia Koschitz, Felix Hellmann. Verleih: Polyfilm. 85 Min.

Die Oberflächlichkeit hat Methode

Ein Mann im Ferrari fährt in der Wüste im Kreis. Nach unzähligen Runden steigt Johnny Marco (Stephen Dorff) aus und weiß nicht, wo er ist. Doch viel wichtiger in diesem Film der zelebrierten Ratlosigkeit wird die Frage "Wer ist Johnny Marco?". Nicht gerade subtil, aber stimmungsvoll lakonisch erzählt Sofia Coppola in "Somewhere" erneut von der Leere im Dasein: Hollywood-Star Johnny Marco vegetiert im legendären Hotel Chateau Marmont in Los Angeles im emotionalen Dämmerzustand, zwischen Pressekonferenzen, Filmpartys und Sex. Bis sich seine 12-jährige Tochter Cleo (grandios: Elle Fanning) bei ihm einquartiert. Zwei einsame Menschen nähern sich an, ein Spiel von Zurückhaltung, Vorsicht, Hoffnung. Am Ende wird Johnny resigniert feststellen, gar keine wirkliche Person zu sein. Als Studie über die Melancholie von Oberflächlichkeiten oder auch menschliche Projektionsflächen funktioniert "Somewhere" mehr als Augenblicksbeschreibung denn als Entwicklungsgeschichte. Mit der ihr typischen Mischung aus atmosphärisch dichten Momenten und einer teils überdeutlichen Bildsymbolik kann Coppola zwar ihr Gespür für Schauplätze und deren Auswirkungen auf die Protagonisten zeigen, doch die Figuren bleiben flach und einfach. Es gelingt Coppola nicht, ihre Charaktere aus der Oberflächlichkeit zu retten, die sie durchbrechen will. (Alexandra Zawia)

Somewhere

USA 2010 Regie: Sofia Coppola. Mit Stephen Dorff, Elle Fanning, Verleih: Tobis. 98 Min.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung