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Leben voll der Turbulenzen

Hildegard Knef gehört zu den herausragenden Künstlerinnen der deutschen Nachkriegsgeschichte. "Hilde" ist die Verfilmung ihres Lebens. Verkörpert wird die vor sieben Jahren verstorbene Schauspielerin und Sängerin von Heike Makatsch, die für diese Rolle eine Idealbesetzung ist. Gezeigt werden Lebensabschnitte von den Anfängen als Schauspielerin während des zweiten Weltkriegs bis hin zu ihrem späteren Durchbruch als Sängerin. Zum Leben voller Höhen und Tiefen, Leidenschaften und Enttäuschungen zählte ihre Liebe zu einem hochrangigen Nazi genauso wie eine deprimierende Hollywoodzeit oder ihre gesellschaftliche Ächtung wegen einer Nacktszene in "Die Sünderin". Die einzelnen Lebensstationen werden in "Hilde" der Reihe nach förmlich abgehandelt, in konventionellem Stil und mit bescheidenem Tiefgang. Wirklichen Einblick in die komplexe Innenwelt Knefs erhält man erst gegen Schluss. Da findet sie durch das Singen erst ihre wahre Persönlichkeit und trägt diese in so emotionalen Liedern wie "Für mich soll's rote Rosen regnen" nach außen. (Ernst Pohn)

Hilde

D 2009. Regie: Kai Wessel. Mit Heike Makatsch, Monica Bleibtreu, Dan

Stevens. Verleih: Warner. 136 Min.

Leben voll des Konsumwahns

Auch Märchen unterliegen der Inflationsanpassung. Dementsprechend plagen das moderne Aschenputtel aus "Shopaholic" gleich zwölf Stiefschwestern: American Express, MasterCard und so fort. Rebecca (Isla Fisher) liebt Kleidung und lebt über ihre Verhältnisse. Als die Schulden drücken, bewirbt sie sich bei einem Modemagazin. Sie landet beim Schwesternblatt, einem Anlagejournal - wo sie erfolgreich die Medizin austeilt, die sie selbst nicht schlucken will. Doppelmoralische Geschichten wie diese haben zu Recht Eingang in die pessimistischsten Kulturtheorien gefunden - als abschreckende Beispiele. Diese Version scheitert am Minimum: nämlich die Austauschbarkeit ihrer Mode und Popsongs, ja selbst ihrer sympathischen Akteurin zu verbergen. Noch vor Fertigstellung hat sie ihr Rennen gegen die Aktualität verloren: Auch wenn der Klingelton am Handy noch taufrisch ist, hineinversetzt in die Wirtschaftskrise haben die Überlebens-Mätzchen einer chronischen Konsumentin nichts mehr von einem vergnügten Einzelschicksal. (Thomas Taborsky)

Shopaholic. Die Schnäppchenjägerin (Confessions of a Shopaholic)

USA 2009. Regie: . J. Hogan. Mit Isla

Fisher. Verleih: Disney. 104 Min.

Leben voll der Peinlichkeit

Unerschütterlich swingt das Serien-Thema im Angesicht dessen, was diesmal unter dem Titel "Der rosarote Panther" aufgegossen wurde: Eigentlich ist es Teil zwei, dem Einfallsreichtum nach Teil zwölf, wenn Steve Martin als Inspektor Clouseau von der Parkraumüberwachung abgezogen wird und die Führung eines internationalen Superteams an Kriminalisten übernimmt. Die Suche nach dem Meisterdieb Tornado, der sich durch die Kunstschätze der Menschheit raubt, gibt dem genialen Idioten reichlich Gelegenheit, sich und andere zu blamieren. Geradewegs in die Peinlichkeit geht auch die Reise für den Film selbst, denn irgendwo in diesem Kulissendorf fristet die Minimallösung einer Komödie ihre Existenz, die eher unabsichtlich auch mal so funktioniert, wie sie soll. Fettnäpfchen hier, verbale Ausrutscher da, Stereotypen und Selbstzitate überall: Beim "Rosaroten Panther" ging es schon immer ums Scheitern, aber auch um die Eleganz, die dem innewohnen kann. Die wenigen Momente, in denen dieser Ableger sie besitzt, stimmen da nur umso trauriger. (Thomas Taborsky)

Der rosarote Panther 2 (The Pink Panther 2)

USA 2009. Regie: Harald Zwart. Mit Steve Martin, Jean Reno.

Verleih: Sony. 92 Min.

Leben voll der lebendigen Toten

Im Film "The Unborn" versucht Regisseur David S. Goyer, den Bogen zwischen dem realen Horror des KZ Auschwitz mit dem irrealen Horror eines Untoten zu verbinden. Dieser Versuch schlägt fehl.

Die Protagonistin Casey Beldon (Odette Yustman) erfährt, nachdem ihre Albträume mit einem kleinen Jungen begonnen haben, dass sie einen Zwillingsbruder hätte haben sollen, der noch im Mutterleib starb. Weiter lernt sie ihre Großmutter kennen, die Auschwitz überlebt und dort ihren Zwillingsbruder verloren hat.

Als dieser starb, übernahm die Seele eines bösen Menschen - ein Dibbuk nach jüdischem Volksglauben - Besitz von seinem Körper. Nachdem die Großmutter ihren somit wiedererweckten Bruder getötet hatte, verfolgt der Dibbuk die Familie von Casey. Rabbi Sendak (Gary Oldman) soll Hilfe mit einem Exorzismus-Ritual bringen. Casey, zwar selbst noch nicht besessen, unterzieht sich der Prozedur. Der Exorzismus scheint geholfen zu haben, bis Casey bemerkt, dass sie mit Zwillingen (!) schwanger ist …

Goyer hätte Drehbuchautor für Filme à la "Batman begins" bleiben sollen. Mehr noch: der Film spottet jeglicher ernsten Auseinandersetzung mit dem Nazi-Regime. Eine Farce. (Thomas Meickl)

The Unborn

USA 2009. Regie: David S. Goyer. Mit Gary Oldman, Odette Yustman.

Verleih: Universal. 87 Min.

Leben voll des Glamours

Es war einmal ein britischer Tollpatsch - äh: Journalist, der versuchte, in New York bei Vanity Fair unterzukommen und glamouröse Medienkarriere zu machen. Erfolglos. Leider. So weit der wahre Kern der Geschichte, die schließlich zu einem Film namens "New York für Anfänger" führte".

Regisseur Robert B. Weide macht aus dem, auf den Aufzeichnungen des britischen Autors Toby Young beruhenden Plot, eine nette Filmkomödie, in der es wohl einiges zu lachen gibt, die aber weit davon entfernt bleibt, eine tiefschürfende Auseinandersetzung mit den Medienmechanismen diesseits und jenseits des Atlantiks zu versuchen. Das Zeug dazu hätte der Stoff zweifellos gehabt, und auch die in diesem Streifen versammelte Schauspielerriege wäre zu Höherem fähig: Hollywood-Schwergewicht Jeff Bridges als Chef des Glamour-Blattes Sharps ebenso wie Hauptdarsteller Simon Pegg (im Bild rechts) und die Damen Kirsten Dunst (links) und Megan Fox, um deren Gunst er sich müht.

Pegg spielt den britischen Stadtneurotiker Sidney Young, der mit dem journalistischen Showbusiness nicht zurande kommt, dafür aber anstatt des Starlets Sophie Maes (Fox) letztlich die Kollegin Alison (Dunst) gewinnt. Wie gesagt, durchaus lustig. Aber dennoch bloß filmische Konfektionsware. (Otto Friedrich)

New York für Anfänger (How to Lose Friends & Alienate People)

GB 2008. Regie: Robert B. Weide. Mit Simon Pegg, Kirsten Dunst, Jeff Bridges, Megan Fox.

Verleih: Constantin. 110 Min.

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