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Pralle Posse um Schikaneder

Es ist eine hektisch-turbulente Auseinandersetzung mit "Zauberflöte“-Librettist Emanuel Schikaneder (Max von Thun), die Marcus H. Rosenmüller in "Sommer der Gaukler“ unternimmt: Schikaneders Theatertruppe strandet im Sommer 1780 in einem kleinen bayerischen Dorf, wo sich gerade eine Revolte der örtlichen Minenarbeiter gegen ihren skrupellosen Boss Paccoli (Erwin Steinhauer) anbahnt. Was Schikaneder als ideale Grundlage für ein neues Stück erscheint, bringt letztlich auch Unruhe in seine eigene Truppe: Sein bester Schauspieler (Nicholas Ofczarek) will aussteigen, seine Ehefrau duldet Schikaneders Seitensprünge nicht länger. Und auch Mozart (Florian Teichtmeister) taucht auf.

"Sommer der Gaukler“ ist wie alle Filme von Rosenmüller streng in seinem bayerischen, urtümlichen Kosmos verortet. Diesmal hat der Regisseur aber durchs akkurate historische Setting noch eins draufgelegt: Seine opulent überfrachtete Posse pendelt zwischen Theaterlust und Arbeiterfrust, ist in jeder Szene voller Tempo und zeigt ein Ensemble, das Freude am ganzen Zirkus hat. (Matthias Greuling)

Sommer der Gaukler

D 2011. Regie: Marcus H. Rosenmüller. Mit Max von Thun, Lisa Maria Potthoff, Nicholas Ofczarek, Erwin Steinhauer.

Filmladen. 110 Min.

Coming-of-Age, originell

Der erste Spielfilm der Schwestern Delphine und Muriel Coulin nach einer Begebenheit, die sich in den USA tatsächlich zugetragen haben soll: Dort schloss eine Clique von etwa 17-jährigen Highschool-Studentinnen einer Kleinstadt den Pakt, gleichzeitig schwanger zu werden. Bei den Coulins sind das, wie der Filmtitel sagt, "17 Mädchen“, die im bretonischen Lorient selbiges beschließen, nachdem "Rädelsführerin“ Camille ungewollt schwanger wird und beschließt, nicht abzutreiben, sondern durch Schwangerschaft und Geburt eine neue Lebensperspektive in der Ödnis der heruntergekommenen Hafenstadt zu entwickeln. Die anderen 16 schließen sich an, was Eltern und Lehrer, gelinde gesagt, verstört. Ein heiter-melancholisches und vor allem originelles Porträt einer verlorenen Mädchengeneration ist der Film allemal. (Otto Friedrich)

17 Mädchen (17 Filles)

F 2011. Regie: Delphine & Muriel Coulin. Mit Louise Grinberg, Roxane Du-

ran, Juliette Darche. Thimfilm. 86 Min.

Politische Neuverfilmung eines Kinderbuchklassikers

Der Schein trügt. Das schöne Licht, die adrett komponierten Bilder, die ungestüme Energie der Kinder - so stellt man sich einen Sommer vor. In Christophe Barratiers "Krieg der Knöpfe“, der Neuverfilmung von Louis Pergauds Kinderbuchklassiker von 1912, ist der Konflikt zwischen zwei verfeindeten Dörfern, in denen sich die Buben bekriegen, aber nur ein Aspekt einer Geschichte, die bereits 1962 wunderbar launig von Yves Robert verfilmt wurde. Barratier verlegt die Handlung nämlich ins Jahr 1944, also in den Zweiten Weltkrieg. Dort gibt es zwar auch die harmlosen kriegerischen Schlachten zwischen den Buben, bei denen man sich als Kriegstrophäe gegenseitig die Knöpfe abschneidet. Jedoch wird die Neuverfilmung durchs zeitliche Umfeld auch zur Feierstunde der französischen Résistance. Denn die erwachsenen Darsteller Guillaume Canet, Laetitia Casta und Kad Merad fungieren schnell als Motor für eine Neuinterpretation des Klassikers: Früher oder später waren alle Franzosen bei der Résistance, vor allem die, die schön attraktiv aussehen. Die Hässlichen, das waren immer die Bösen. Klar, dass bald auch ein jüdisches Mädchen vor den Nazis versteckt wird. Barratiers Kriegsschauplatz verdeckt bald die eigentliche Intention der Buchvorlage: Dort ging es nämlich um Freundschaft und um das kindliche Lebensgefühl, weniger um eine politische Aussage. (Matthias Greuling)

Krieg der Knöpfe (La nouvelle guerre des boutons)

F 2011. Regie: Christophe Barratier. Mit Jean Texier, Ilona Bachelier,

Thomas Goldberg. Einhorn. 100 Min.

Ai Weiweis Porträt

Zwischen 2008 und 2010 hat die US-Dokumentarfilmerin Alison Klayman Chinas prominentesten Dissidenten mit der Kamera begleitet. Nun kommt ihr Fim "Ai Wei Wei - Never Sorry“ ins Kino, sozusagen auch als heimisches Begleitprogramm zur documenta 13 in Kassel. Gespräche mit langjährigen Wegbegleitern Ai Weiweis, mit Künstlern und Autoren zeigt der Film ebenso wie die sehr persönliche Kommunkation zwischen Ai Weiwei und seiner Mutter Gao Ying sowie Ai Weiwei als Vater eines dreijährigen Sohnes. (red)

Ai Wei Wei - Never Sorry

USA 2012. Regie: Alison Klayman.

Filmladen. 91 Min.

Heavy Metal, brav

Heavy Metal war einst verrufen als wild und rebellisch. Mittlerweile hat sich das Musical dieses Musikstils bemächtigt. Mit "Rock of Ages“ kommt nun die Verfilmung des gleichnamigen Broadway-Erfolgs in die Kinos. Die Geschichte um zwei unglaublich nette, musikbegeisterte junge Menschen ist so vorhersehbar wie eine Rosamunde-Pilcher-Verfilmung. Die Musik stammt ursprünglich von Gruppen wie Def Leppard, Bon Jovi oder Poison -Verächter sagen dazu gerne "Hair Metal“, wegen der auftoupierten Langhaarfrisuren der Protagonisten - und wird hier von adretten Jungdarstellern zum Besten gegeben. Eine der Ausnahmen ist Tom Cruise, der in einer großen Nebenrolle als völlig durchgeknallter Rock-Star glänzt. Das Dilemma: Wer nichts übrig hat für Heavy Metal, wird auch den Film nur schwer ertragen. Wer hingegen Heavy Metal wirklich schätzt - solche Leute soll es geben - wird den Film hassen, weil er alles repräsentiert, wogegen diese Musik seinerzeit angetreten ist. (Michael Kraßnitzer)

Rock of Ages

USA 2012. Regie: Adam Shankman. Mit Julianne Hough, Diego Boneta, Tom Cruise, Alec Baldwin. Warner. 123 Min.

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