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Fantasy oder Familienspaß?

"Fi, Fai, Fau, Follt. / Frag'' nicht, wo der Donner rollt. / Zwischen Himmel und Erde erstrecket sich /Der Riesen Reich ganz fürchterlich." Der junge Landarbeiter Jack (Nicholas Hoult) hielt die Erzählungen seiner Ahnen immer für Märchen, aber plötzlich sind die Riesen real - sie haben Prinzessin Isabelle (Eleanor Tomlinson) entführt: Vor Unzeiten waren Menschen und Riesen in eine gewaltige Fehde verstrickt, die nun - ausgelöst durch eine Unachtsamkeit Jacks -von Neuem ausgebrochen ist. Also entsendet König Brahmwell (Ian McShane) Elmont (Ewan McGregor), den Anführer seiner Elitetruppe, zu einem wortwörtlichen Himmelfahrtskommando, die Prinzessin zu befreien. Jack darf sich nun als Held erweisen. Bereits Ende 2011 war "Jack and the Giants" nahezu fertig, der Starttermin wurde öfters verschoben - mit Sicherheit ist dies auch der unentscheidbaren Frage geschuldet, ob es sich hierbei um einen düsteren Fantasy-Film oder einen Spaß für die ganze Familie handelt. Auch in der optischen Umsetzung bleibt dieser Film deutlich hinter "Herr der Ringe" und "Avatar" zurück. (Rudolf Preyer)

Jack and the Giants (Jack the Giant Slayer)

USA 2013. Regie: Bryan Singer. Mit Nicholas Hoult, Eleanor Tomlinson, Ewan McGregor. Warner. 114 Min.

Zermürbend unterhaltsam

Massiven Einfluss darauf, dass Komödien scheinbar immer länger werden, hat Judd Apatow, der seine durchdringenden, fast psychiatrischen menschlichen Innenansichten immer fest in dieses Genre wickelt. Daher verschießt auch "Immer Ärger mit 40" ein Sperrfeuer irrwitziger Einzeiler und mimischen Übermuts, abgegeben von einem Spalier mehr als fähiger Leute. Ihnen gegenüber wirken die eigentlichen Hauptfiguren, ein Paar mit zwei Kindern und einem Haufen Probleme, manchmal wie Stichwortgeber. Im Drama, das beider runder Geburtstag auslöst, lässt sich das Angestaute nicht mehr verleugnen. Alles ist kompliziert, vieles ergibt ein Gesamtbild: Unter dieser Prämisse entwickelt der Film nicht nur zahlreiche Nebenschauplätze, sondern füllt auch noch eine Zeitkapsel der frühen 2010er-Jahre. Allgemeingültigkeit und ganz spezifische Aussagen, die an den meisten Lebensrealitäten vorbeischießen, reiben ständig gegeneinander. Aber das ist Apatow: zermürbende Unterhaltsamkeit, nun für 30- bis 50-Jährige. (Thomas Taborsky)

Immer Ärger mit 40 (This Is 40)

USA 2012. Regie: Judd Apatow. Mit Paul Rudd. Universal. 134 Min.

Eine leichtfüßige Arbeit

Marion (Vanessa Redgrave) hat Krebs. Ihre Leidenschaft für Musik ermöglicht ihr aber den Umgang mit der Krankheit. Sie singt in einem christlichen Chor, der gerne auch mal Heavy-MetalSongs einstudiert. Ihr störrischer Ehemann Arthur (Terence Stamp) hält von all dem nichts und grantelt sich durch seinen Alltag, in dem er sich immer häufiger damit konfrontiert sieht, bald ein Leben ohne Marion führen zu müssen. Die junge Chorleiterin Elisabeth (Gemma Arterton) bekommt diese Spannungen mit und versucht, Arthur zum Mitmachen in dem Chor zu bewegen. Als dieser sich schließlich dazu breitschlagen lässt, erwachen in ihm neue Lebensgeister, die er längst vergessen glaubte. Die britische Komödie "Song for Marion" ist ein weiterer Film in einer ganzen Reihe, der vom Altern und von Krankheit erzählt. Das Kino scheint diese neue "Zielgruppe" entdeckt zu haben, auch, weil es in der Gesellschaft längst einen demografischen Wandel gibt. Der Regisseur und Autor des Films, Paul Andrew Williams, ist sonst nicht im romantisch-launigen Metier zuhause, sondern drehte bisher mit Vorliebe finstere Thriller. Umso erstaunlicher, dass ihm mit "Song for Marion" eine beinahe leichtfüßige Arbeit geglückt ist, die zwar eine nicht gerade ausgefallene Geschichte erzählt, aber vor allem durch die exakte Figurenzeichnung und die wunderbare Besetzung funktioniert. (Matthias Greuling)

Song for Marion

GB 2012. Regie: Paul Andrew Williams. Mit Gemma Arterton, Vanessa Redgrave, Terence Stamp. Filmladen. 97 Min.

Kaschmir im Film

An den Ausläufern des Himalaya in der indischen Provinz Kaschmir liegt der idyllische Dal-See, von wo aus der junge Bootsmann Gulzar mit seinem besten Freund Afzal nach Delhi gehen will, um Armut und Krieg zu entkommen. Der indische Regisseur Musa Syeed versucht in "Valley of Saints - Ein Tal in Kaschmir" ein vielschichtiges Porträt seiner Heimat in den globalen, ökologischen und politischen Umwälzungen. Mehrere Festivalpreise bescheinigen, das ihm das gelungen ist. (red)

Valley of Saints. Ein Tal in Kaschmir

Indien/USA 2012. Regie: Musa Syeed. Mit Mohammed Afzal, Gulzar Ahmed Bhat. Waystone. 82 Min.

Einfach sehenswert

Für manche endet die Boxkarriere schon vor dem ersten Kampf: Null Siege, null Niederlagen und null Unentschieden weist die Bilanz von Colo auf, als er sein Training abbricht. Talent hat er zwar großes, genauso hat er sich aber daran gewöhnt, am Wochenende Geld in der Tasche zu haben. Federico hingegen wird dauernd gescholten. Er ist hungrig: auf seinen ersten Kampf, aber auch, weil er sich seine Mahlzeiten kaum leisten kann. In der riesigen Luna Park Arena seiner Stadt möchte er auftreten, und in Las Vegas. Federico wird zum Bindeglied für Jakob Weingartners "Boxeo Constitución".

Auf subtilere Weise als sein Bruder Hans ("Die fetten Jahre sind vorbei") übt er darin mit dokumentarischen Mitteln Kritik am Zustand der Welt. Eine Boxhalle, untergebracht in einem aufgelassenen Lagerraum unter einem Bahnhof in Buenos Aires, und die Schicksale, die dort aufeinandertreffen, vermitteln eine Leidenschaft, die Berufung, Lebensinhalt ist - und gerade dadurch Ziel krasser Ausbeutung. Rein durch die Rede der Protagonisten, den Schnitt sowie eindrückliche Bilder der Individuen und den Mühlen, durch die sie geschickt werden, erschließt sich dieser Mikrokosmos - sehenswert, was Weingartner damit vorlegt. (Thomas Taborsky)

Boxeo Constitución

A/ARG 2011. Regie: Jakob Weingartner. Selbstverleih. 80 Min.

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