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Zugunsten der Kinder

Der Thron wirft ihn dauernd ab - und trotzdem will Großwesir Guliman (prächtig: Jürgen Tarrach) nichts unversucht lassen, nach dem "Ableben“ von König Nandi selbst endlich Herrscher von Mandolan zu werden. Also bestellt er Hexe Lilli zur zauberhaften Hilfe, und die kommt natürlich nicht ohne ihren geliebten Flugdrachen Hektor (Stimme: Michael Mittermeier). Bald merkt sie, dass Nandi nicht etwa tot, sondern irgendwo gefangen ist und bringt mithilfe des Beduinenjungen Musa wieder alles in Ordnung. Die Vorlage von Kinderbuchautor Knister ist in der Umsetzung durch Regisseur Harald Sicheritz gut wiedergefunden: "Hexe Lilli - Die Reise nach Dolan“ besticht kindgerecht fantasievoll und mit farbenfrohen Bildern, die die Jüngsten schnell in die Welt anderer Abenteuergeschichten entführen dürften. Zugunsten kindlicher Fantasien verzichtet Sicheritz auf gruselige Effekte, die in vielen anderen Kinderfilmen für übergroße Spannung sorgen. Überdenken sollte man allerdings, ob es immer nötig ist, Geschichten zu konstruieren, in denen die nahöstliche Welt unterliegt. (Alexandra Zawia)

Hexe Lilli - Die Reise nach Dolan

D/A/F 2011. Regie: Harald Sicheritz.Mit Alina Freund, Pilar Bardem, Jürgen Tarrach, Michael Mittermeier (Stimme). Disney. 91 Min.

Das Sex-Experiment

Freundschaft zwischen Mann und Frau kann nicht funktionieren, es kommt immer der Sex dazwischen, behauptete einst Billy Crystal in "Harry und Sally“. Nur Sex zwischen Mann und Frau funktioniert aber auch nicht - die Liebe macht einen Strich durch die Rechnung, behauptet "Freundschaft plus“: Jungärztin Emma (Natalie Portman) und Drehbuchautor Adam (Ashton Kutcher) versuchen das Experiment, eine reine Sex-Freundschaft aufrechtzuerhalten. Nach den unumstößlichen Gesetzen von Hollywood muss das unweigerlich scheitern, und das Ergebnis ist dann, ein weiteres Gesetz, eine banale, vorhersehbare Romantic Comedy. Unter der Regie von Komödienkönner Ivan Reitman ("Ghost Busters“) wird aus der Konstellation allerdings eine sympathische, schlagfertige Komödie mit Seitenhieben auf die Filmwelt: Das Strickmuster ist das übliche. Aber das Garn, mit dem hier gearbeitet wird, ist von besserer Qualität als sonst. (Magdalena Miedl)

Freundschaft Plus (No Strings Attached)

USA 2011. Regie: Ivan Reitman. Mit Ashton Kutcher, Natalie Portman,

Kevin Kline. Universal. 110 Min.

Coming of Age in der Tristesse Londoner Vorstädte

Andrea Arnold ist keine Pessimistin. Obwohl: Ihr neuer Film "Fish Tank“, der bereits 2009 in Cannes Premiere feierte und nun mit großer Verspätung endlich in hiesige Kinos kommt, ist schon ein herber Schlag ins Gesicht: Das Sozialdrama berichtet vom tristen Alltagsleben eines Teenagers in den Vorstädten im Nordosten von London. Es ist ein Film über die Wut, aus dieser Tristesse niemals wirklich ausbrechen zu können.

Die 15-jährige Mia (Katie Jarvis) legt sich gerne mit ihrer Umwelt an, sei es mit ihrer verwahrlosten Alkoholiker-Mutter, ihrer kleinen Schwester oder mit den Mädchen aus der Nachbarschaft. Sie träumt von einer Karriere als Hip-Hop-Tänzerin, so wie sie es aus den Fernsehshows kennt. Ihr Alltag besteht aus Schuleschwänzen, Schlägereien und Tanzen, denn da kann sie ihrer Aggression freien Lauf lassen. Als sie Connor, den neuen Freund der Mutter (Michael Fassbender) kennenlernt und sich in ihn verliebt, entwickelt sich eine gefährliche Eigendynamik der Umstände und Figuren.

Andrea Arnold, die 2004 den Oscar für ihren Kurzfilm "Wasp“ bekam, zeichnet ihre Charaktere und deren Umfeld unglaublich authentisch und einnehmend. Die Essex-Umgebung mit ihren weiten kargen Brach-Äckern und den charakteristisch ziegelbraunen Reihenhäusern dient als Kulisse einer Trostlosigkeit, die aber niemals hässlich gezeigt wird. Über all den leerstehenden oder halb bewohnten Häusern, Autowrack-Plätzen und geschlossenen Fabriken liegt lediglich eine große Traurigkeit.

"Fish Tank“ steht in der Tradition des sozialrealistischen Kinos eines Ken Loach, jedoch entwickelt die Filmemacherin eine subtile weibliche Perspektive auf die Probleme einer jungen Generation, die sich selbst nicht finden kann in einem Umfeld der Ausweglosigkeit. Was bleibt, sind Ventile, aus denen der Frust austritt, in Form von Gewalt oder Sex. Die Unmittelbarkeit von Arnolds Beobachtungen in dieser Coming-of-Age-Geschichte zeigt aber nur vordergründig Pessimismus. Dahinter versteckt sich die unglaubliche Schönheit der Jugend. (Matthias Greuling)

Fish Tank

GB 2009. Regie: Andrea Arnold. Mit Katie Jarvis, Michael Fassbender, Kierston Waring, Rebecca Griffiths

Polyfilm. 122 Min. Ab 25.2.

In Beklemmung

Regisseur Danny Boyle (Slumdog Millionaire) ist ein Meister der Form. Seine innovative Art der Gestaltung und die betont coole Kameraführung gewährleisten besondere visuelle Erlebnisse. In "127 Hours“ macht es Boyle nicht anders mit der wahren Geschichte des Draufgängers Aron, der in die Felsspalte eines Canyons stürzt. Dabei wird sein Arm so unglücklich von einem Felsen eingeklemmt, dass er festsitzt. Nach fünf Tagen ohne jede Hoffnung auf Rettung ringt er sich zu einer drastischen Entscheidung durch …

Das Thema: Junger Mann aus moderner Hightech-Welt wird gänzlich unvorbereitet mit der rohen Gewalt der Natur und mit sich selbst konfrontiert. Was er psychisch in einer solchen Situation durchzustehen muss, fällt in die Kategorie Grenzerfahrung. Doch Boyle bleibt allzu technikverliebt - zu laut, zu cool sind Schnitt, Soundtrack und Kamera. Der Film mutiert fast zum Videoclip, tiefere Auseinandersetzung wird so verunmöglicht. (Ernst Pohn)

127 Hours

USA 2010. Regie: Danny Boyle.

Mit James Franco. Centfox. 94 Min.

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