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Disney-Kur für Shakespeare

Mit "Gnomeo und Julia“ dringt Regisseur Kelly Asbury in eine neue Dimension des Shakespeare’schen Literaturkosmos vor: Seine "Romeo und Julia“-Adaption erstrahlt nicht nur in neuester 3-D-Animationstechnik, sondern siedelt das berühmteste Liebespaar der Geschichte im Gartenzwergmilieu des "Verona Drives“ an. Dort liegen sich zwei seit jeher verfeindete Gartenzwerg-Clans in den Zipfelmützen - keine rosigen Aussichten für die Liebe zwischen Rotzipfel Julia und Blauzipfel Gnomeo. Was wohl William Shakespeare zur Walt-Disney-Frischzellenkur seiner Tragödie gesagt hätte? "Ich glaube, er hätte sich sehr amüsiert“, ist Produzent Baker Bloodworth überzeugt. Und angesichts knallbunter 3-D-Effekte, witziger Wortspiele und schräger (Gartenzwerg-)Figuren ist man versucht, ihm recht zu geben. Auch dass der Animationsspaß im Gegensatz zu genreüblicher Leinwandware über keine eigenständige Geschichte verfügt, erweist sich dank der lockeren Interpretation der literarischen Vorlage nicht als Fluch. Im Gegenteil: Auf Zeitgeisthöhe werden augenzwinkernde Anspielungen auf Gegenwarts(un)kultur und Spießbürgertum gemacht. (Jürgen Belko)

Gnomeo und Julia (Gnomeo & Juliet)

USA/GB 2011. Regie: Kelly Asbury.

Disney. 84 Min. Ab 24. 3.

Biedere Snowboarder

Ein mittelloses, vom Tod der Mutter traumatisiertes Dienstmädchen wird zur gefeierten Snowboard-Rennläuferin und angelt sich einen Millionärssohn: Die Handlung von "Powder Girl“ klingt zwar nicht wirklich innovativ, aber Filme dieser Art können durchaus unterhaltsam und erbaulich sein. Trotz einer charmanten Hauptdarstellerin (Felicity Jones) sowie Nebendarstellern wie Bill Nighy und Brooke Shields reißt "Powder Girl“ den Zuschauer nicht mit - viel zu bieder ist die Geschichte in Szene gesetzt. Schauplatz des Streifens, der vom Österreicher Franz Novotny koproduziert wurde, ist die Tiroler Bergwelt, deren touristische Vorzüge oft ins Bild gerückt werden. Seltsam, dass ein Film, in dem die Wintersportart Snowboarden abgefeiert wird, erst jetzt im Frühling in die Kinos kommt - und das unter einem der idiotischsten Titeln seit Langem. (Michael Kraßnitzer)

Powder Girl (The Chalet Girl)

GB/D/A 2010. Regie: Phil Traill. Mit Felicity Jones, Brooke Shields, Gregor Bloéb. Thimfilm. 96 Min.

Nach Rom ins Exorzismus-Seminar

Seit dem Horrorklassiker "Der Exorzist“ (1973) ist Teufelsaustreibung im Kino ein immer wiederkehrendes Motiv. So auch in dem Gruselstreifen "The Rite - Das Ritual“, der auf einer angeblich wahren Begebenheit beruhen soll. Kurz vor dem Ende seiner Ausbildung zum Priester will Michael (Colin O’Donoghue) aus Mangel an Glauben alles hinschmeißen. Um seinen Zweifeln ein Ende zu setzen, schickt ihn sein Pater Superior nach Rom ins Exorzismusseminar.

Dort lernt er den routinierten Teufelsaustreiber Pater Lukas (Anthony Hopkins) kennen. Und bald bekommt der Ungläubige mehr Beweise für die Existenz des Teufels (und damit für die Existenz Gottes) geliefert, als ihm lieb ist. Als schließlich ein Dämon von seinem Lehrmeister Besitz ergreift, steht dem Nachwuchsexorzisten eine schwere Prüfung bevor. "The Rite - Das Ritual“ verzichtet weitgehend auf ausschweifende Horroreffekte und versucht, Besessenheit als etwas ganz Normales darzustellen.

Das geht so weit, dass Pater Lukas während einer Beschwörung einen Anruf auf seinem Handy entgegennimmt. Braucht Gläubigkeit Beweise? Um diese philosophische Frage dreht sich der ganze Film, der den christlichen Glauben absolut ernst nimmt.

Aber muss man dann wirklich auch den archaischen Glauben an Teufel und Dämonen ernst nehmen? (Michael Kraßnitzer)

The Rite - Das Ritual

USA 2011. Regie: Mikaël Hafstrom. Mit: Colin O’Donoghue, Anthony

Hopkins, Alice Braga. Warner. 114 Min.

Schoa-Drama

Paris 1942: Joseph ist elf Jahre alt, ein Bengel, der sich auf die Sommerferien freut - auch wenn vieles anders ist. Verwundert registriert der kleine Jo, dass er von einem Tag auf den anderen keinen Zutritt mehr zu Kinos, Jahrmärkten und öffentlichen Parks hat. Dennoch genießen er, seine Familie und Freunde die bescheidene Idylle auf der Butte Montmartre und wähnen sich trotz deutscher Besatzung in Sicherheit - bis zum Morgen des 16. Juli 1942, als ihr fragiles Glück zerbricht … (red)

Die Kinder von Paris (La rafle)

F/D/H 2011. Regie: Rose Bosch. Mit Jean Reno, Mélanie Laurent,

Hugo Leverdez. Constantin. 115 Min.

Zwischen Lachen und Weinen

"The Happiest Girl in the World“ ist die 18-jährige Delia aus einer rumänischen Kleinstadt. Delia hat bei einem Preisausschreiben eines Saftherstellers ein Auto gewonnen. Mit ihren Eltern fährt sie in nach Bukarest, um dort für einen Werbespot des Saftherstellers glücklich in die Kamera zu lächeln. Doch die scheinbar einfache Aufgabe entwickelt sich zu einem mühsamen Unterfangen. Delia entspricht nicht ganz den Erwartungen der Produzenten, und mit ihren Eltern entwickelt sich in den Pausen ein veritabler Grundsatzstreit. Aus dem räumlich und zeitlich beschränkten Rahmen eines Werbefilmdrehtages extrahiert Regisseur Radu Jude einen lakonischen Blick auf größere Themen: zu Kompromissen und Lügen, Konsum und Kapitalismus und nicht zuletzt zur manipulativen Sprache des Films. Es dauert, bis das in Gang kommt, um dann kontinuierlich emotionaler und skurriler zu werden. Mit trockenem Humor wird die kleine, beiläufige Geschichte eines scheinbar großen Glücksfalls erzählt, die gelungen zwischen lachendem und weinendem Auge pendelt. (Jürgen Belko)

The Happiest Girl in the World (Cea mai fericit˘a fat˘a din lume)

RO/NL 2009. Regie: Radu Jude. Mit

Andreea Bo¸sneag, Waystone. 100 Min.

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