Unbedarft, aber stark
Plastik ist praktisch, hygienisch, leistbar und: überall. „Plastik ist eine schleichend tödliche Seuche“ manifestiert sich der Eindruck aus Werner Bootes investigativem Dokumentarfilm „Plastic Planet“, für den der österreichische Regisseur zehn Jahre lang durch die Welt reiste, um die letalen Auswirkungen der Plastikerzeugung zu beleuchten. Er besuchte unter anderem eine mit illegalen Weichmachern arbeitende Plastikfabrik in China, ließ (mit erschreckendem Ergebnis) von US-Forschern sein Blut auf Kunststoffanteil testen und stattete gar dem ehemaligen Wüsten- Filmset von „Lawrence von Arabien“ gemeinsam mit Omar Sharif einen Besuch ab. Auch dies: Ein Treffen mitten im Plastikhaufen. Immer in der Haltung eines naiven Erforschers liebäugelt Boote stellenweise mit Aktionismus à la Michael Moore, ist aber von dessen aggressiver Polemik weit entfernt; allerdings auch von der präzisen Schneidigkeit eines Kino-Aktivisten wie Erwin Wagenhofer („Let’s Make Money“). Durch seine unbe-darfte Annäherung gelingen Boote aber starke Szenen, die erschrecken und Plastik-Konsumenten (also jeden Menschen auf der Welt) hoffentlich aufmerksamer werden lassen. (Alexandra Zawia)
Plastic Planet
A 2009 Regie: Werner Boote
Verleih: Thimfilm, 95 Min.
Altbackene Schockmomente
Weil der Sohn Matt (Kyle Gallner) an Krebs leidet, zieht die Familie Campbell ins ländliche Connecticut – dort gibt es ein Spezialkrankenhaus. Die Mutter Sara (Virginia Madsen) findet ein geräumiges, aber dennoch preiswertes Anwesen. Bereits in der ersten Nacht wird Matt von ihren Seelenfrieden suchenden Geistern unsanft geweckt. Der alkoholkranke Vater Peter (Martin Donovan) glaubt, dass der Sohn aufgrund der starken Medikamente halluziniert. Zweifel räumt der lokale Reverend Popescou (Elias Koteas) aus: Der seinerzeitige Leichenbestatter „arbeitete“ im Kellergewölbe – als Okkultist versuchte er, mit präparierten Leichen Kontakt zur anderen Seite aufzunehmen. „Das Haus der Dämonen“ basiert angeblich auf einer „wahren Geschichte“. Doch der Film verstumpft im Wiederkäuen eines oftmals gesehenen Handlungsverlaufs und im Herbeikrampfen altbackener Schockmomente. (Rudolf Preyer)
Das Haus der Dämonen (The Haunting in Connecticut)
USA 2009. Regie: Peter Cornwell. Mit
Virginia Madsen. Verleih: Sony. 92 Min.
Mehr penetrant denn charmant
Romantische Komödien gibt es genug, Liebesfilme jedoch bleiben Mangelware. Den wenigen aktuellen Genrevertretern steht die Verzweiflung in den Inhalt geschrieben: Statt anzutreten, einen Klassiker zu schaffen, auch auf die Gefahr hin, vom zynischen Publikum dafür ausgelacht zu werden, versucht man es lieber mit weit hergeholten Ideen, die Einzigartigkeit sichern sollen.
Mehr Zeit für sein Herausstellungsmerkmal als für sein Gefühlspotenzial investiert auch „Die Frau des Zeitreisenden“: ein Gendefekt lässt Henry (Eric Bana) seit Kindestagen durch die Zeit springen; er kann nicht bestimmen, wann, auch nicht wohin. In den Lauf der Dinge einzugreifen, ist ihm verwehrt, ja sogar in sein eigenes Schicksal: Als er Clare (Rachel McAdams), seine große Liebe, zum ersten Mal trifft, lächelt sie ihm entgegen, sie kenne ihn schon ihr ganzes Leben lang – und meine Güte, sehe er jung aus.
Verfilmungen fordern meist Opfer. Hier sind es unter anderem die zu Schemen verkommenen Nebenfiguren. Selbst wenn es ihm andererseits glückt, die zahlreichen Perspektivenwechsel nachvollziehbar zu gestalten: Robert Schwentkes Versuch, den Roman der Amerikanerin Audrey Niffenegger als Orgie von Auf- und Abblenden umzusetzen, gerät spätestens durch sein bedeutungsschwangeres Gehabe mehr penetrant denn charmant. (Thomas Taborsky)
Die Frau des Zeitreisenden (The Time Traveler’s Wife)
USA 2009. Regie: Robert Schwentke. Mit Eric Bana, Rachel McAdams, Arliss
Howard. Verleih: Warner. 107 Min.
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