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Die Ethik der Medien

Ständig kreisende Hubschrauber, an jeder Ecke auffällig unauffällige Gestalten: Ein Washington unter totaler Überwachung ist Schauplatz des vielschichtigen Politthrillers "State Of Play". Ein Journalist (Russell Crowe) entdeckt, dass zwischen einer Mordgeschichte und dem angeblichen Selbstmord der Mitarbeiterin eines Kongressabgeordneten (Ben Affleck) ein Zusammenhang besteht. Dass der Reporter und der Parlamentarier befreundet sind, verleiht zusätzlich Brisanz. Vordergründig geht es um ein Komplott von Politikern und Unternehmern, die die Landesverteidigung als Geschäftsfeld erschließen wollen. Viel mehr noch aber geht es Regisseur Kevin Macdonald um die Rolle der Medien in der Politik. "State Of Play" spielt in einer Welt, in der sich der seriöse Journalismus immer weniger gegen den oberflächlichen Boulevardjournalismus durchsetzen kann. Und der Film beleuchtet auch die ganz persönliche, ethische Ebene. Am Schluss stellt sich dem Reporter die Gretchenfrage, die seriösen von unseriösem Journalismus scheidet: Würdest Du eine Story bringen, auch wenn sie Deinen persönlichen Interessen und politischen Überzeugungen zuwiderläuft? (Michael Kraßnitzer)

State of Play - Stand der Dinge

USA 2009. Regie: Kevin Macdonald. Mit Russell Crowe, Ben Affleck, Helen

Mirren. Verleih: UIP. 127 Min.

Fünf Helden-Geschichten

"The Fall", ein von Liebeskummer motivierter Sturz von einer Eisenbahnbrücke, hat Stuntman Roy (Lee Pace) zerschmetterte Beine beschert. In einem Krankenhaus im Los Angeles der 20er Jahre trifft auf die fünfjährige Immigrantin Alexandria (Catinca Untaru), die sich einen Arm gebrochen hat. Roy beginnt, ihr die Geschichte von fünf Helden zu erzählen, die einen bösen Herrscher besiegen wollen. Regisseur Tarsem Singh ("The Cell") visualisiert Roys Schilderungen durch die Fantasie Alexandrias - die noch nie einen Film gesehen hat. Sie übersetzt Roys Vorgaben in ihren Erfahrungshorizont und besetzt die Figuren mit Menschen, die sie kennt. Zugleich justiert der lebensmüde Roy sein Märchen nach Alexandrias Happy-End-Wünschen. Als L'art-pour-l'art-Film ist "The Fall" ein visuell und ästhetisch überwältigendes Spiel mit den frühen Hollywood-Konventionen, der teils im Stil alter Postkarten sowie Stummfilm-Sequenzen jene Idee von "Amerika" evoziert, wie sie Hollywood prägte. Aber er ist auch eine hinreißende Geschichte über Freundschaft, Magie, Lügen und Glauben. (Alexandra Zawia)

The Fall

IND/GB/USA 2006. Regie: Tarsem Singh. Darsteller: Lee Pace, Catinca Untaru, Justine Waddell, Julian Bleach.

Verleih: Einhorn. 117 min.

Jüdisches Widerstandsepos in den Wäldern Ostpolens

Drei Büder sind wir gewesen - damals in den Wäldern Polens (heute: Weißrusslands). Und da haben wir den Deutschen wie den antisemitischen Polen und Sowjets getrotzt - und einige Hundertschaften unseres Volkes vor der Vernichtung bewahrt: Nach "Blood Diamond" erzählt Edward Zwick in "Unbeugsam - Defiance" ein Heldenepos aus den Tagen der Schoa, das so unwahrscheinlich klingt, dass der Hinweis "nach einer wahren Begebenheit" fürwahr nötig ist.

Eine Stadt mitten im Wald

Die Gebrüder Bielski - Tuvia, Zus, Asael - werden fast wider Willen zu verzweifelten jüdischen Widerstandskämpfern, die sich in den ostpolnischen Wäldern vor den deutschen Besatzern verstecken. Immer mehr den Verfolgern entkommene Glaubensgenossen stoßen zu ihnen, sodass die drei am Schluss eine kleine Stadt im Wald befehligen und deren "Bewohner" durch die Wirren dieser Tage bringen.

Eine Mischung aus Action, Kriegsfilm und Holocaust-Drama hat Zwick da zusammengemischt, wobei der Schrecken der Schoa kaum direkt gezeigt wird. Aber die Ahnung, die der wissende Zusher bekommt, reicht. Und so konzentriert sich der Film auf die Spannungen eines ungleichen Brüdertrios, das hochkarätig besetzt ist: Tuvia wird von "007" Daniel Craig verkörpert, Zus von Liev Schreiber ("Die Liebe in den Zeiten der Cholera) und Asael von Jamie Bell ("Hallam Foe").

Vor allem letzteren beiden gelingt eine grandiose Darstellung: Der vierschrötige Zus, der die unmögliche Mission der drei dem Abgrund näher bringt als nötig, findet in Schreiber eine authentische Entsprechung. Und der junge Asael vermittelt gleichermaßen glaubhaft zwischen dem aufbrausenden Zus und der Reserve-Vaterfigur Tuvia. Leider macht Craig in dieser Rolle sein James-Bond-Image nicht vergessen: Der Film darf sich mit dem Geheimdienstler ihrer Majestät in anderer Rolle brüsten. Der Geschichte tut das weniger gut.

Dennoch: Als etwas anders Spektakel zum ernsten Thema taugt "Unbeugsam" allemal. Und die Schwelle zur Verklärung der neu endeckten Widerstandsgeschichte bleibt - Gott sei Dank - unüberschritten. (Otto Friedrich)

Unbeugsam - Defiance

USA 2008. Regie: Edward Zwick. Mit Daniel Craig, Liev Schreiber, Jamie Bell. Verleih: Constantin. 137 Min.

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