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Natalie Portman, Oscar-reif

E ine liebreizende, unschuldige Prinzessin und ihr abgründiges, verführerisches Spiegelbild: Diese beiden Parts hat die Hauptdarstellerin in dem berühmten Ballettstück "Schwanensee“ zu tanzen. In Darren Aronofskys Psychothriller "Black Swan“ hat die ehrgeizige Nina (Natalie Portman) die Rolle an einer großen New Yorker Bühne ergattert und steht nun vor einem Problem: Die biedere, von ihrer Mutter wie ein Kind behütete Tänzerin muss ihre dunkle, erotische Seite entdecken, um die Rolle glaubhaft zu verkörpern. Dabei gerät ihre Kleinmädchen-Welt ins Wanken.

Einbildung und Realität verschwimmen zunehmend. Ist Kollegin Lily (Mila Kunis) eine Freundin, die ihr aus ihrem Schneckenhaus heraushelfen, oder Rivalin, die ihr mit perfiden Methoden die Rolle stehlen will? Und was bedeuten die seltsamen Kratzspuren auf Ninas Rücken?

Ein gut gemachter, spannender Thriller mit vorhersehbarem Ende und einer Oscar-verdächtigen Darstellung von Natalie Portman. Den Golden Globe hat sie dafür bereits abgeräumt. (Michael Kraßnitzer)

Black Swan

USA 2010. Regie: Darren Aronofsky. Mit Natalie Portman, Vincent Cassel, Mila Kunis, Winona Ryder, Barbara Hershey. Verleih: Centfox. 103 Min.

Geringer Neuigkeitswert

D avid gegen Goliath, lautet in "Bananas!“ der Kampf vor und hinter der Kamera: Mitte 2009 brachte der Lebensmittel-Multi Dole Food am Oberlandesgericht von Los Angeles eine Klage gegen die Ausstrahlung der Doku ein - und verlor. Gleiches gilt für jenen Prozess, der im Zentrum von Fredrik Gerttens filmischer Aufarbeitung des Gerichtsverfahrens nicaraguanischer Plantagearbeiter gegen Dole steht. Der Vorwurf: Durch den Einsatz verbotener Pestizide trägt der Konzern Schuld an der Unfruchtbarkeit einer ganzen Arbeiter-Generation.

In "Erin Brockovich“-Manier schildert Gertten detailliert den Prozessverlauf und liefert in historischen Rückblenden die Hintergründe zur Causa. Was der Doku allerdings fehlt, ist der Neuigkeitswert: Dass die Arbeitsbedingungen in südamerikanischen Obstplantagen so krumm wie die dort geernteten Bananen sind, hat sich mittlerweile selbst unter europäischen Konsumenten herumgesprochen. Verstärkt wird die fehlende thematische Dynamik durch den 08/15-Dokustil, der trotz der menschlichen Tragödie des Falls, dem Prozess-Gutachten-Dschungel kaum (Leinwand-)Leben einhaucht. (Jürgen Belko)

Bananas!

S 2009. Regie: Fredrik Gertten. Verleih: Poool. 87 Min.

Die "Suffragetten“ von 1968

D er Titel ist eine Verballhornung des Anliegen: Denn nicht Geschlechtsverkehr wünschen sich die resoluten Damen des Ford-Werks im britischen Dagenham, sondern die Gleichbehandlung der Geschlechter. Sprich: Die Frauen, wollen für die gleiche Arbeit den gleichen Lohn wie die Männer.

Anno 1968 war dies noch abwegig. Der britische Filmemacher Nigel Cole ("Grasgeflüster“, 2000, Kalender Girls, 2003) setzte den 68er-"Suffragetten“ ein einfühlsames, witziges und flottes Denkmal.

Sally Hawkins spielt Rita, eine der Näherinnen, die in Dagenham Sitzbezüge für die Ford-Autos nähen - unter unbeschreiblichen Bedingungen und unmenschlicher Bezahlung. Doch die reschen Damen von der Näherei stellen sich auf die Füße und kämpfen gegen die dünkelhafte Unternehmensleitung wie gegen die machohaften Gewerkschaftsfunktionäre und Ehemänner zu Hause. So ziehen sie den ersten Streik von Frauen in Britannien durch. Nur Gewerkschaftsfunktionär Albert (grandios: Bob Hoskins) setzt auf die Frauen, die am Schluss siegen - und sogar das erste Gleichbehandlungsgesetz für Männer und Frauen in Westeuropa durchsetzen.

Die wahre Geschichte, wie verschreckte, niedergehaltene Frauen über sich hinauswachsen und etwas bewegen können. Eine Hommage an die 187 Näherinnen von Dagenham - Gott sei Dank auch filmisch gelungen in Szene gesetzt. (Otto Friedrich)

We Want Sex

GB 2010. Regie: Nigel Cole. Mit Sally Hawkins, Bob Hoskins, Rosa-

munde Pike. Verleih: Tobis. 113 Min.

Asozial komisch

"F lodder“, die niederländische "Asozialenkomödie“, kam schon vor 25 Jahren ins Kino. Nun legt der flämische Regisseur Felix Van Groeningen eine Version für die 10er Jahre vor; mit "Die Beschissenheit der Dinge“ hat er den autobiografischen Roman gleichen Titels von Dimitri Verhulst verfilmt: Teenager Gunther Strobbe (Kenneth Vanbaeden) lebt und leidet in abgefackten Verhältnissen - und wird dennoch zum Mann, trotz Alkoholiker-Vater (Koen De Graeve) und sonstiger Unbill. Derb, unflätig, urkomisch. (Otto Friedrich)

Die Beschissenheit der Dinge B 2009. Regie: Felix Van Groeningen,

Verleih: Polyfilm. 108 Min.

Umgekehrte Welt

K ann man über Leichen gehen? Sein ganzes Leben aufgeben? Und was bedeutet "Freiheit“, wenn sie im Grunde gar keine mehr sein kann? Paul Haggis entwirft in "72 Stunden - The Next Three Days“ für Russell Crowe eine undenkbare Situation: Englischprofessor John Brennan muss dabei zusehen, wie seine Frau und die Mutter seines Kindes vom Frühstückstisch weg abgeführt wird - des Mordes an ihrer Chefin beschuldigt, mit verheerender Beweislage. Sie will es natürlich nicht getan haben. Auf die Verurteilung folgt ein radikaler Entschluss, Gefängnisausbruch einmal anders: Er kommt von außen, denkt sich durch Mauern und Sicherheitstrakte nach innen, überrascht selbst die Person, für die der Ausbruch gedacht ist. Haggis ("Million Dollar Baby“, "L.A. Crash“) ist ein Freund von Überraschungen, diese Gewohnheit legt er auch bei seinem Thriller-Konstrukt nicht ab.

Die Frage ist nicht die nach der (Un-)Schuld der Verurteilten, sondern die, wie Menschen mit Verzweiflung umgehen. Hier lebt der amerikanische Traum; zumindest der Teil, der daran glaubt, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist. (Nicole Albiez)

72 Stunden. The Next Three Days

USA 2010. Regie: Paul Haggis. Mit Russell Crowe, Elizabeth Banks, Liam Neeson.

Verleih: EMW. 133 Min.

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