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Comedians, ungeschickt

Der einzig sichre Hafen für eine Medienvision, nicht schon morgen von der Realität überflügelt zu werden, heißt Tod. Auch Jan-Hendrik Stahlberg und Marcus Mittermeier, die vor einigen Jahren mit dem bissigen „Muxmäuschenstill“ auffielen, ist das bewusst, wenn sie ihren Heroen nach Amerika schicken: Um einmal das Gefühl zu haben zu leben, will John F. Salinger berühmt werden; um ein Star zu werden, kündigt er sein Ende an. Weil ein heim-amputierter Finger allein keine Aufmerksamkeit bringt, werden er und seine beiden besten Freunde drastischer: Einen fingierten Terroranschlag später kauft ein Sender die Rechte, legt Johns Fahrplan fest. Jetzt muss er nur noch den Vertrag einhalten. Halb Fake-Doku, halb Roadmovie, testet „Short Cut to Hollywood“ ab, ob wir endlich komplett zu Voyeuren geworden sind. Dabei steht dem Regieduo nicht so sehr das dauernde Auf-die-Spitze-treiben im Weg, mit dem sie provozieren, als die schwache Freundschaftskiste, die sie darunter ablaufen lassen. Sie nimmt dem Film jede Chance, wirkungsvoll über den Reizschwellenverlust in der Welt zu donnern; traurig, wenn ein berechtigtes Vorhaben so ungeschickt realisiert wird.

(Thomas Taborsky)

Short Cut to Hollywood

D 2009. Regie & Darsteller: Marcus Mittermeier, Jan-Hendrik Stahlberg. Verleih: Senator. 91 Min.

Avatare, nicht in 3D

Was wäre, wenn die Menschen selbst ihr Haus nicht mehr verlassen würden, sondern dazu nur einen Stellvertreterkörper losschicken. Einen schöneren und jüngeren, der nahezu unverletzlich ist und der über die Gedanken des menschlichen Originals gesteuert wird. Diese Fiktion entwirft „Surrogates“ in Anlehnung an eine gleichnamige Comicreihe. Avatare, also künstliche Geschöpfe, die als körperliche Stellvertreter im virtuellen Raum agieren, zeigen sich damit erneut in einer Hauptrolle. Eben erst erlangten sie ja in James Camerons 3D-Leinwandspektakel weltweite Bekanntheit. Die Zukunftsvision einer Welt, in der die Menschen nur mehr virtuell interagieren, scheint spannend und erschreckend zugleich – und angesichts momentaner gesellschaftlicher Entwicklungen nicht allzu utopisch. Das Thema wurde jedoch in einen Bruce-Willis-Action-Thriller gepackt, in dem dieser (nicht zum ersten Mal) eine geplante Weltverschwörung vereitelt. Ein herkömmliches Action-Spektakel. Nicht einmal Star Bruce Willis darf richtig glänzen. (Ernst Pohn)

Surrogates – Mein zweites Ich

USA 2009. Regie: Jonathan Mostow. Mit: Bruce Willis, Radha Mitchell, Rosamund Pike. Verleih: Disney, 88 Min.

Tolstoi, biografisch verpackt

Sommer 1910. Der russische Schriftsteller Leo Tolstoi lebt als mittlerweile 81-jähriger Greis auf seinem Landsitz Jasnaja Poljana. Umgeben ist das literarische Genie von Anhängern, die seinen großen Gesellschaftsidealen folgen wollen. In ländlichem Ambiente wird in bester intellektueller Tradition über Themen wie Vermögensverzicht oder sexuelle Enthaltsamkeit debattiert und nahe dem Haus entsteht eine Siedlung, in der die neuen Gesellschaftsideen verwirklicht werden sollen. Tolstois engster Vertrauter will ihn überzeugen, sämtliche Rechte an seinen Werken dem russischen Volk zu vermachen, was das Idyll beträchtlich stört. Während Tolstoi Gefallen an der Idee findet, sieht sich nämlich seine Ehefrau Sofia um ihr familiäres Erbe betrogen. Der junge Valentin, eben erst als neuer Privatsekretär Tolstois eingetroffen, gerät zwischen die Fronten.

„Ein russischer Sommer“ präsentiert sich als Mischung aus historischem Gesellschaftsporträt, Biografie und Ehedrama, basierend auf dem biografischen Roman „The Last Station“. Schauspielerisch werden Tolstoi und seine Frau Sofia großartig von Christopher Plummer und Helen Mirren dargestellt. Sowohl Inszenierung als auch Charaktere bleiben allerdings recht konventionell. Die teils (bewusst) klischeehaft gestalteten Figuren geben dem Film eine humorvolle Note, die dem dramatischen Verlauf nicht immer angepasst ist. Für biografisch an Tolstoi Interessierte aber auf jeden Fall sehenswert. (Ernst Pohn)

Ein russischer Sommer (The Last Station)

D/GB/RUS 2009. Regie: Michael Hoffmann. Mit Helen Mirren, Christopher Plummer. Verleih:Warner. 112 Min.

Kinder, pfiffig

Das Film-Bild von deutschen Jugendgangs hat derzeit entweder mit den Ochsenknecht-Söhnen in Lederjacke zu tun – oder mit TKKG-Charakter: „Pfiffige“ Halbwüchsige bewirken, was die Erwachsenen nicht schaffen; etwa: Arbeitslosigkeit bekämpfen. Wirtschaftskriminelle legen einen Betrieb lahm; die Gang droht durch den dadurch bedingten Wegzug einer Familie auseinanderzubrechen. Eine Geschichte, die zwar von der Wichtigkeit von Freundschaft erzählt, allerdings anhand von Kindern, die nicht Kind sein dürfen. (Nicole Albiez)

Vorstadtkrokodile 2

D 2010. Regie: Christian Ditter. Mit Nick

R. Raimann. Verl.: Constantin. 109 Min.

Meryl Streep, sonst wenig

„It’s complicated?“ – Nein, eigentlich ist die Sache ganz einfach: Nancy Meyers („Was Frauen wollen“, „Was das Herz begehrt“, „Liebe braucht keine Ferien“) entwirft eine weitere Romantic Comedy nach gewohnt-beliebtem Strickmuster. Dieses Mal im Zentrum: ein schon etwas betagtes Liebesdreieck. Jane (Meryl Streep) trifft auf Adam (Steve Martin) – gerade, als das angespannte Verhältnis zu Ex-Mann Jake (Alec Baldwin) unvermutet wieder amouröse Züge annimmt. Zehn Jahre nach der Trennung. Zusätzlicher Stoff für Gefühlswirrungen: Jake ist mit dem einstigen Trennungsgrund, einer deutlich jüngeren Frau, verheiratet, und Jane wird unvermutet von der Betrogenen zur „anderen Frau“. Mit direktem Tonfall, wohltuender Ehrlichkeit und schonungslosem Witz laboriert Meyers an ihrer Komödie, die besonders Selbstfindung und Älterwerden reflektiert, der aber das Frische, das Unerwartete, das Charisma fehlt. Es ist eben eine Variation des Gewohnten. Meryl Streep spielt die Liebesanwärter locker an die Wand, Steve Martin erblasst in erstarrter Maske. Bei sämtlichen Nebenfiguren – von gemeinsamen Kindern bis zu neuen, jungen Ehefrauen – hapert’s bereits am Drehbuch: Sie finden lediglich als seelenlose Schlagwortlieferanten ihre „Bestimmung“. (Nicole Albiez)

It’s Complicated – Wenn Liebe so einfach wäre

USA 2009. Regie: Nancy Meyers. Mit Meryl Streep, Steve Martin, Alec Baldwin, John Krasinski. Verleih: Universal. 115 Min.

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