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Nichts als kopiert

Besser gut kopiert als schlecht erfunden, sagt man. Doch im Fall des deutschen Gangsterdramas "Kopf oder Zahl" trifft auch das nicht zu: Denn die allzu gewollte Imitation der US-amerikanischen Genrevorbilder ist in jeder Szene dieses Films spürbar. Ein Kilo Kokain ist die Triebfeder, die hier zwölf verschiedene Protagonisten 24 Stunden lang in sechs sich überlappenden Episoden beschäftigt.

Dazu bemüht das Regie-Duo Benjamin Eicher und Timo Joh. Mayer die Schicksalshaftigkeit des Lebens: Jede Münze hat zwei Seiten, jede Entscheidung hat Folgen: Kopf oder Zahl. Angenehm erfreut ist man über die Besetzung, darunter mit Heinz Hoenig, Ralf Richter, Claude-Oliver Rudolph und Martin Semmelrogge einige Größen des Films "Das Boot", die hier Gelegenheit haben, mit ihren Rollenklischees zu spielen. "Kopf oder Zahl" scheitert dennoch, und zwar an der Unentschlossenheit, welche Vorbilder man denn nun kopieren möchte: Die Coen-Brüder sind da ein bisschen zu spüren, aber auch Kieslowski, Tarantino oder Guy Ritchie. Eine (gut gemeinte), aber verlegene, schwankende Kopie.

(Matthias Greuling)

Kopf oder Zahl

D 2009. Regie: Benjamin Eicher, Timo Joh. Mayer. Mit Heinz Hoenig, Ralf

Richter. Verleih: kinostar. 94 Min.

Nichts als Privatvergnügen

Förderungsablehnungen bieten einem Kreativen meist wenig - außer vielleicht der Gelegenheit, verweigernde Stellen im Abspann zu brandmarken, wie es ein Peter Kern zu tun weiß. Hans und Nikolai Selikovskys "Sturmfrei" verkehrt das Negativum überhaupt gleich ins Gegenteil und wirbt damit, kein öffentliches Geld bekommen zu haben. Traurigerweise ist das Marketing der weitaus beste Teil dieses Vater-Sohn-Familienvilla-Projekts, das einem 19-Jährigen, der ebenfalls Niko heißt, durch den Tag folgt, an dem er sich fest vorgenommen hat, endlich seine Unschuld zu verlieren. Er selbst ist überfordert, die Mädchen aber willig genug: Auf ganzer Front wird ein machistisches Weltbild ausgebreitet. So bedenklich dies gerät, speziell im Lichte der Frage, wie nahe die Inhalte dem Leben der Selikovskys stehen, so gestelzt sind auch regelmäßig die Dialoge, die von einer gemischten Laien-Prominenten-Besetzung aufgesagt werden. Das solide Handwerk, das die technische Seite prägt, lenkt auch nicht davon ab, dass dieses Privatvergnügen besser Abstand von zahlendem Publikum gehalten hätte. (Thomas Taborsky)

Sturmfrei

A 2009. Regie: Hans Selikovsky. Mit Nikolai Selikovsky, Teresa Blaschke,

Wolfgang Böck. Verl.: Einhorn. 94 Min.

Nichts als Komödie

Romantische Komödien können so einfach sein. Und so fad. Da nimmt sich jede Abänderung erfrischend aus, erst recht ein Auf-den-Kopf-Stellen der Zutaten, wie es Regisseur John Hamburg mit "Trauzeuge gesucht" gelungen ist. Denn als Immobilienmakler Peter (Paul Rudd) seiner Verlobten (Rashida Jones) einen Heiratsantrag macht, muss er feststellen: Sein Faible für "Frauengespräche" und seine Bier-Allergie haben ihn Kumpel-los werden lassen: also auch kein Trauzeuge in Sicht. Der Tipp, es mit "Man Dates" zu versuchen, bringt nichts - bis ihm eines Tages bei einem Buffet der Junggeselle Sidney (Jason Segel) über den Weg läuft. Dass Peter am Ende lieber ihn heiraten würde, kann da ja noch niemand ahnen. John Hamburg erfindet das Rad nicht neu, aber er setzt vor allem in der ersten Hälfte des Films auf lose Szenen, die den hervorragend talentierten Schauspielern freie Bühne geben -und er unterfüttert den zu oft als Lachgarant missinterpretierten derben Slapstick mit subtilem Wortwitz und Referenzkomik. Romantische Komödien können so einfach sein. Und so lustig.

(Alexandra Zawia)

Trauzeuge gesucht (I Love You, Man)

USA 2009. Regie: John Hamburg. Mit Paul Rudd, Jason Segel, Rashida

Jones. Verleih: Universal. 105 Min.

Nichts als Hunde-Stars

Susi & Strolch war einmal - die neuen vierbeinigen Leinwand-Helden mit einer Walt Disney-Hundemarke heißen Chloe & Papi: Sie, eine verzogene Beverly-Hills-Hündin mit Vorliebe für Dog-Couture; er, ein Working-Class-Streuner, der nur (Hunde)Augen für das versnobte High-Society-Schoßhündchen hat. Nach den "Scooby Doo"-Kinofilmen kommt Regisseur Raja Gosnell in "Beverly Hills Chihuahua" erneut auf den Hund - diesmal allerdings mit echten "sprechenden" Vierbeinern, die zielgruppengerecht Kinder- und Tierfreundeherzen höher schlagen lassen. Alle anderen Zuschauer müssen sich mit einer klassischen Feelgood-Tiergeschichte, moralischen Botschaften und prominentem zweibeinigem Hollywood-Aufputz zufrieden geben: An der Seite von Tony Curtis-Tochter Jamie Lee spielt Piper Perabo ein Partygirl, das zwar kein Herz für die Luxushündin ihrer Tante hat, umso mehr aber für den Besitzer des Machokläffers Papi. Gosnells Versuch, das stereotype "Unterschicht trifft Upper-Class"-Sujet der beiden tierischen Protagonisten auf ihre menschlichen Pendants zu übertragen, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die echten Stars des Films ein Hundefell tragen. (Jürgen Belko)

Beverly Hills Chihuahua

USA 2008. Regie: Raja Gosnell. Mit: Jamie Lee Curtis, Manolo Cardona.

Verleih: Disney. 91 Min.

Nichts als zarter Optimismus

B esonders lustig ist wenig in Dominique Standaerts Arbeit, "Formidable". Seinen Helden schreibt er ungern Erfolge in ihren Lebenslauf: Der Langzeitarbeitslose Mathieu trifft auf einen Unternehmer, Marc, bei dem er sich einzunisten versucht. Doch auch dessen Fassade bröckelt, und nicht nur seine Firma steht vor dem Ende. Die beiden Männer haben nichts gemeinsam, außer zum selben Zeitpunkt in eine schwierige Lebenssituation zu geraten. Wie geht es weiter? Beruflich? Privat? Ja, besonders lustig ist in "Formidable" herzlich wenig, und doch gelingt es Standaert, durch komische Situationen Nähe zu den Protagonisten zu schaffen. Durch zarten Optimismus findet er einen Weg für die kurzzeitigen Gefährten, die auf einen Roadtrip geschickt werden.

"Formidable" ist einer von 15 Filmen, welche das diesjährige Festival du Film Francophone ausmachen. Tragisches steht nicht durchwegs auf dem Programm, Anna Novions "Les grandes personnes" etwa stürzt sich in Sommerromanzen. Zwischen Chabrol und Hitchcock bewegen sich beim Filmfrühstück Catherine Frot und Sandrine Bonnaire ("L'empreinte de l'angle") mit vielleicht doch falschen Mutterinstinkten. (Nicole Albiez)

Formidable

B 2007. Regie: Dominique Standaert. 90 Min.

Im Rahmen des Festival du film francophone 09.

23.-30. 4. im Wiener Votivkino

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