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Jobsuche

Frau Witzmann braucht sich keine Sorgen machen, dass ihr in naher Zukunft die Arbeit ausgeht: Täglich bereitet die Jobcenter-Trainerin arbeitslose Menschen auf die Herausforderungen der heutigen Berufswelt vor # versucht, ihre Klienten (wieder) #bewerbungsfit# zu machen. Fünf von ihnen hat Regisseurin Angela Summereder in den (Kamera-)Fokus der Film-Doku #Jobcenter# gerückt: Am Beispiel eines orientierungslosen Landwirtssohns, einer gescheiterten Kantinenpächterin, eines gelernten Bäckers mit Masseur-Ambitionen, einer Maturantin auf der Suche nach ihren Talenten und eines Langzeitarbeitslosen der Generation 50+ geht sie der Frage nach, was es für Menschen bedeutet, keinen Job zu haben. So facettenreich die Biografien, so monoton der Duktus mit dem die oberösterreichische Filmemacherin die Protagonisten beim Vorstellungstraining im Jobcenter-Kurs oder privat bei ihren Freizeitbeschäftigungen zeigt # sie über ihre Ängste, Sorgen und Hoffnungen sprechen. Trotz formaler Schwächen machen die einfühlsamen #Alltagsgeschichten# vor allem eines deutlich: Arbeiten bedeutet mehr als nur Geld verdienen. (Jürgen Belko)

Jobcenter

A 2009. Regie: Angela Summereder.

Dokumentarfilm. Sixpack. 80 Min.

Stadion statt Ohrensessel

#Ich glaube, wenn ich Schluss mache mit dem Sport, sterbe ich in einem Monat.# Der 92-jährige Herbert Liedtke sprintet um sein Leben: Sein Ziel ist die kurz bevorstehende Leichtathletik-WM der Senioren in Finnland, die Disziplin der 100-Meter-Sprint. Jan Tenhaven porträtiert in seinem Dokumentarfilm #Herbstgold# fünf Menschen aus fünf Ländern, die eines verbindet: ein unbändiger Ehrgeiz, dem Alter zu trotzen. Der Älteste hat den Weltrekord samt Goldmedaille so gut wie in der Tasche, tritt er doch als Einziger in seiner Altersklasse im Diskuswurf an. Trotzdem ist es einer der triumphalsten Momente, wenn der Wiener mitten im riesigen Stadion steht, sein Gehwagerl energisch zur Seite stößt und langsam, Schritt für Schritt, den Wurfplatz betritt. In Zeitlupe inszeniert der Regisseur sein schwungvolles Wegschleudern. Wo der Diskus liegen bleibt, ist Nebensache. Einzig der Beweis zählt, noch etwas bewegen zu können. Warmherzig, lebensbejahend und mit Platz für Selbstironie gibt der Regisseur Einblick in eine Welt, die ohne gemütlichen Ohrensessel auskommt. (Gerlinde Wallner)

Herbstgold

A/D 2010. Regie: Jan Tenhaven.

Dokumentarfilm. Poool

Filmverleih. 96 Min.

Von Beginn an vorhersagbar

Über 300 Banküberfälle jährlich geschehen in Boston, angeblich stammen die meisten der Täter aus dem Viertel Charlestown, gerade mal einen Quadratkilometer groß. Ben Affleck erzählt # als Regisseur und Hauptdarsteller # exemplarisch die Geschichte von Doug MacRay, der den Ausstieg aus seinem Leben in der Kriminalität wagen möchte, aber natürlich von seiner Umwelt daran gehindert wird: Bei einem Banküberfall nimmt Dougs brachialer, bester Freund Jem (sehr passend besetzt mit Jeremy Renner) kurzfristig die Filialleiterin (Rebecca Hall, #Vicky Cristina Barcelona#) als Geisel, die, wie sich herausstellt, ebenfalls in Charlestown lebt. Doug soll herausfinden, wie viel sie mitbekommen hat. # Und verliebt sich dabei natürlich in sie. Leider verläuft das Drama von Beginn an vorhersagbar # # Affleck inszeniert aber mit einer Prise Witz und ohne Scheu vor Brutalität die Geschichte eines Outsiders # in atmosphärischen Tönen und mit naher Kamera. (Nicole Albiez)

The Town # Stadt ohne Gnade

USA 2010. Regie: Ben Affleck. Mit Ben Affleck, Rebecca Hall, Jon Hamm, Jeremy Renner. Warner Bros. 124 Min.

#Pretty Woman# in der Midlife-Crisis

Wer Julia Roberts beim Pizza-Mampfen in Rom, beim Meditieren in Indien und der Mr.-Right-Suche in Bali beobachten möchte, wird im Hollywood-Blockbuster #Eat Pray Love# bestens bedient. Für alle anderen gilt: 140 Minuten kann man auch woanders als in einem Kinosaal verbringen.

#Jeder erreicht irgendwann den Punkt, an dem man sein bisheriges Leben überdenkt und sich fragt, wer man eigentlich ist und wonach man sucht#, zeigt sich Roberts von der Sinnsuche ihres Film-Alter-Egos begeistert. Dass der gleichnamige Buch-Bestseller, auf dem die (pseudo-)spirituell-kulinarische Verfilmung basiert, allein in den USA 6,2 Millionen Mal über den Ladentisch gewandert ist und die Dreharbeiten an pittoresken Orten rund um den Globus stattgefunden haben, wird die Rollen-Entscheidung nicht gerade erschwert haben. Das (fatale) Resultat: Eine von Midlife-Crisis geplagte #Pretty Woman#, die in einem Leinwand-Potpourri aus Postkartenpanoramen und Glückskeksweisheiten vor sich selbst davonläuft. Nur der Oscar-Preisträgerin verdanken die Zuseher, dass sie nicht wie die Protagonistin im Film reagieren: aus Angst, was noch alles auf sie zukommen könnte, die Flucht ergreifen. (Jürgen Belko)

Eat Pray Love

USA 2010. Regie: Ryan Murphy. Mit Julia Roberts, James Franco, Richard Jenkins, Viola Davis. Sony. 140 Min.

Seltsamer, irritierender Film

Er ist siebzehn, versucht, sich zu orientieren in seinem Leben und in der Liebe. Sie ist 40, einsam, eine Säuferin, orientierungslos. Pierre (Isaie Sultan) ist fasziniert von seiner Tante Nadia (Béatrice Dalle), vom Chaos in ihrem Leben, von ihrer hemmungslosen Selbstzerstörung. Vielleicht ist er auch verliebt, vielleicht ist auch sie verliebt.

Béatrice Dalle ist das brennende Zentrum von #Domaine#, dem ersten Langfilm des österreichisch-französisch-libanesischen Regisseurs Patric Chiha, und der Film ist wenig mehr als ein Starvehikel für die geheimnisvolle, arrogante Femme fatale, die Dalle mit ganzer Seele spielt, mit unvermeidlich hohen Absätzen, atemberaubenden Outfits, eine Königin, die am Alkohol zerbricht. Zu Beginn noch nachvollziehbar, wird die Handlung zunehmend unklar. #Domaine# ist ein seltsamer, irritierender Film, streckenweise ärgerlich in seiner Redundanz, dann wieder hypnotisch in seinem Einsatz von Musik, von Ton, von Ikonografien längst vergangener Jahrzehnte. (Magdalena Miedl)

Domain

A/F 2009. Regie: Patric Chiha. Mit Béatrice Dalle. Stadtkino. 108 Min.

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