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Frauen und andere Hindernisse

Eine Gruppe von Männern mittleren Alters steht im Mittelpunkt der schwedischen Komödie. Alle sind sie mäßig erfolgreich im Leben, alle stehen sie am Rande einer Midlife-Crisis. Mehr versehentlich als geplant stolpern sie in die Situation, ein Team für die Synchronschwimmweltmeisterschaft auf die Beine zu stellen. Natürlich stellen sich ihnen bis dorthin einige Hindernisse in den Weg und diese sind zu einem nicht geringen Teil Frauen. Sei es die Schwimmtrainerin oder, wie im Fall des Hauptprotagonisten, die Ex-Frau. Der eintretende Geschlechterkampf wäre fast altmodisch anzusehen, wären da nicht die Rollen vertauscht worden. So sind es etwa die Frauen, die die Karriere dem Familienleben vorziehen. Es ist bemerkenswert, wie in einem der Vorreiterländer der Geschlechtergleichstellung die Männer/Frauen-Differenzierung, wenn auch humorvoll, so klar zutage tritt. Offenbar bedarf es nach wie vor einiger Ventile wie des Films, um die Unterschiede aufleben zu lassen. (Ernst Pohn)

Männer im Wasser (Allt flyter)

S 2008. Regie: Mans Herngren.

Mit Jonas Inde, Shebly Niavarani.

Verleih: Filmladen. 100 Min.

God Bless America

Dass Familienmutter Valerie Plame (Naomi Watts) als CIA-Agentin arbeitet, wissen nur ihre Eltern und ihr Gatte, Ex-Botschafter Joe Wilson (Sean Penn). Noch. - Die Entdeckung, dass im Irak keine Atomwaffen existieren, wird von der Bush-Administration ignoriert, stattdessen wird in den Krieg gezogen. Joe wird aus dem Bauch heraus handeln - via "New York Times". Im "Gegenzug" wird Valeries Identität offengelegt. - Wenn Doug Liman ("Agenten-erfahren" durch "The Bourne Identity" und "Mr. und Mrs. Smith") die unglaubliche Geschichte der zum Freiwild erklärten Regierungsvertreterin festhält (Ehekrise inklusive), macht er das mit dokumentarischer Note. Die Geschichte hat keine Dramatisierung nötig, dennoch irritiert der Thriller durch Blutleere; ist eine "Zusammenfassung" dessen, was schon durch die Nachrichtenmeldungen der Welt geisterte. Den Skandal für alle Zeit und startauglich für ein breiteres Publikum festzuhalten, ist aber gut und richtig. - Besonders mit der Besetzung Penns, der sich stets lautstark gegen die Bush-Regierung engagierte. (Nicole Albiez)

Fair Game

USA 2010. Regie: Doug Liman.

Mit Naomi Watts, Sean Penn.

Verleih: Tobis. 105 Min.

Des Glücks Nichterringung

Beide Titel - der deutsche ("Ich sehe den Mann deiner Träume") wie der englische ("You Will Meet A Tall Dark Stranger") - treffen ins Schwarze. Und rabenschwarz wie eh und je ist auch diesmal Woody Allens Weltsicht. Und wie ein Mantra gilt auch für sein jüngstes Opus: das gleiche Thema, die nächste Variation - und man will sie wieder nicht missen: Alfie (Anthony Hopkins), brunftig, aber alt, verlässt seine Frau Helen (Gemma Jones), um mit Callgirl Charmaine (Lucy Punch) Tisch und Bett zu teilen. Helen verguckt sich in einen Wahrsager, während Tochter Sally (Naomi Watts) mit dem erfolglosen Schreiberling Roy (Josh Brolin) eine mäßig glückliche Ehe führt. Letzterer wirft ein Auge auf die schöne Dia von nebenan (Freida Pinto), während Sally sich in Fantasien über ihren künftigen Exchef Greg (Antonio Banderas) ergeht: Allein solch kursorische Aufzählung diverser Handlungsstränge zeigt, dass Allens nach einer einmaligen New-York-Rückkehr wieder in London spielendes Opus erwartbar bleibt. Aber genau das macht ja den Reiz des filmischen Beziehungskünstlers (und -täters) aus. Alle rennen dem Glück und allzu oft auch dem Sex (den sie für selbiges halten) nach. Und alle erringen es nicht. Oder doch irgendwie. Wenn es denn nicht so wahr wäre, was auch dieser filmische Spiegel reflektiert, wäre das Leben fad. Und erst recht der 41. Film von Woody Allen. Unglaublich, dass dieser Regisseur nach wie vor so in Kraft und Saft steht. (Otto Friedrich)

Ich sehe den Mann deiner Träume

USA 2010. Regie: Woody Allen. Mit Anthony Hopkins.

Verleih: Filmladen 98 Min. Ab 3. 12.

Operation Nagasaki

Er wurde CO2-neutral produziert: Sogar das eine positive Merkmal von "Reine Fellsache" ist streng genommen keines. Familienklamauk mit erhobenem grünen Zeigefinger zu sein, das ist die Idee hinter diesem geistigen Luftverpester, an dem in vorderster Linie Brendan Fraser beteiligt ist. Er gibt einen Bauleiter und Vater, der als Einziger nicht kapiert, dass seine Firma eine ganze Stadt dort hinstellen will, wo jetzt noch Wald ist. Schneller sind da die tierischen Einwohner: Angeführt von einem Waschbären führen sie Krieg gegen den Mann. Beim Einfügen der computergenerierten Kreaturen in den Realteil unterlaufen dem Werk ebensolche Schnitzer wie bei der Synchronisation.

Ganz zu schweigen von dem, was Regisseur Roger Kumble mit seinem abgehangenen Komödienmaterial treibt. Als peinigender Totalverhau widerspricht sich "Reine Fellsache" sogar in Sachen Umweltschutz - Stichwort "grüner" SUV, weil Hybrid draufsteht. Doch auch ohne diesen riefe nur der Giftschrank der Filmgeschichte. (Thomas Taborsky )

Reine Fellsache (Furry Vengeance)

USA/VAE 2010. Regie: Roger Kumble. Mit Brendan Fraser, Brooke Shields, Matt Prokop. Verleih: Constantin. 92 Min.

Lautsprecher und Verstärker

Die Faszination gar nicht weniger Dokumentationen liegt in der Unfähigkeit, das eigentlich gesteckte Ziel zu erreichen, wodurch sie einen unerwarteten, höheren Sinn erlangen. "This Prison Where I Live" trägt gleich mehrere dieser Wandlungen in sich: Zwei Tage lang begleitete der Brite Rex Bloomstein den burmesischen Komiker, Poeten, Star und Volkshelden Zarganar. Das war 2007, zur Zeit der sogenannten Safran-Revolution. Kurz darauf wurde der Stachel im Fleisch der Junta zu 59 Jahren Haft verurteilt.

Trotzdem zeigte niemand Interesse, aus dem vielsagenden Material einen Film zu produzieren - bis der deutsche Kabarettist Michael Mittermeier anrief, der kurz darauf im Bild sitzt: den Blick auf einen Monitor gefesselt, kaum zu etwas anderem fähig als entgeistert zu wiederholen, was Zarganar sagt und tut. Um anschließend in Burma, beim Versuch, dem verfolgten Kollegen irgendwie näher zu kommen, mit Bloomstein die Unterdrückung ansatzweise selbst zu erleben.

Lautsprecher und Verstärker, Sprache und Sprachlosigkeit: Mit diesen Paaren arbeitet "This Prison Where I Live" - ein Film, der noch bemerkenswerter wäre, wenn er nicht solchen Kommentardrang besäße. (Thomas Taborsky )

This Prison Where I Live

D 2010. Regie: Rex Bloomstein.

Verleih: Stadtkino. 91 Min. Ab 3.12.

Road Movie zu den Massengräbern Iraks

Einzige Begleiter des zwölfjährigen kurdischen Ahmet bei seiner Reise vom Norden Iraks in den Süden: seine Großmutter und eine einfache Holzflöte. Obwohl er sie gar nicht richtig spielen kann.

700 Kilometer lang ist der Weg, der die beiden durch Iraks karge Landschaft führt, dorthin, wo vor zwölf Jahren Ahmets Vater von Saddam Husseins Republikanischen Garden angeblich inhaftiert wurde. Eigentlich wollte der Vater nie Soldat, sondern Musiker werden. Die Flöte ist seine.

Seit drei Wochen ist Saddams Regime gestürzt, Frühjahr 2003, täglich werden neue Massengräber entdeckt. Zu Fuß, per Anhalter, und in überfüllten Bussen erreichen Großmutter und Enkelsohn schließlich ihr Ziel, das Gefängnis, und stehen vor einem leeren Gebäudegerippe. Die Großmutter beginnt zu begreifen: Nicht unter den Lebenden, sondern den Toten muss sie ihren Sohn suchen.

Der mit zwei Preisen ausgezeichnete Film eröffnet am 2. Dezember das dritte Internationale Filmfestival der Menschenrechte - this human world. Bis 10. Dezember werden Wiener Kinos mit kultur- und gesellschaftskritischen Filmen bespielt. (Gerlinde Wallner)

Son of Babylon

Irak, GB 2010. Regie: Mohamed Al-Daradji. Verleih: Roissy Films. 90 MIn. www.thishumanworld.com

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