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Der Edelmime als Trivialfilmer

Marvel Comics zu verfilmen schmückt im Film-Business eine Vita ja längst. Dennoch kam der Einstieg von Kenneth Branagh in die Welt der Comicfiguren doch eher überraschend. Mit "Thor“, einer Verballhornung des nordischen Donnergottes, versucht sich der Shakespeare-Mime nun als Regisseur eines Fantasy-Abenteuers, das 3-D-, spezialeffekt- und handlungsmäßig alle Stückeln spielt. Und mit Darstellern aufwartet, die der Prominenz des Regisseurs um nichts nachstehen: Anthony Hopkins als Odin und Natalie Portman sind da nur die Spitze dieses Eisbergs. Als Titelheld (wir hoffen, es war nur die Maske, sonst müssten wir ob der Oberweite dieses Film-Gottes starken Anabolika-Verdacht hegen) darf sich der australische Mime Chris Hemsworth betätigen. - Zwischen der Götterburg Asgard, wo Odin wütet sowie ein wenig verunfallt, und dem Mittelwesten der USA heute, in die es Thor & Co verschlägt, changiert das Opus. Shakespear’sche Sprachfiguren wie laute Fantasy-Action liefert Branagh, dazu wohl einen Schuss Humor, oder sagen wir: Unernst, mit dem er sich der trivialen Vorlage nähert. Für Freunde des Genres mag das eine Hetz sein - und eine gute Übung als kommerzieller Filmemacher für den Edelmimen. Ein Muss für Cineasten stellt "Thor“ aber keineswegs dar. Aber das lag sowieso wohl nicht in der Absicht der Produzenten. (Otto Friedrich)

Thor

USA 2011. Regie: Kenneth Branagh. Mit Anthony Hopkins, Natalie Portman,

Chris Helmsworth. Universal.114 Min.

Überragender Bierbichler

Ein lupenreiner Film Noir aus Österreich: Mit "Brand“ hat Regisseur Thomas Roth einen Glanzpunkt im heimischen Filmschaffen des heurigen Jahres gesetzt. Der Schriftsteller Brand - verkörpert vom überragenden Josef Bierbichler - ist am Ende. Seine Frau liegt im Sterben, sein Vermögen hat er verspekuliert. Da beginnt er eine Affäre mit der attraktiven Krankenpflegerin seiner Frau - nicht ahnend, dass deren eifersüchtigem Ehemann ungeahnte Mittel und Wege zur Verfügung stehen, Brand endgültig zu ruinieren. Obwohl sich der vermeintlich schwache Geistesmensch wohl gegen seinen Rivalen zu wehren weiß und im Kampf immer mehr an Größe gewinnt, steuert der beklemmende Film unweigerlich auf die Katastrophe zu. Im bitteren Finale schließlich findet Brand zu seiner wahren Bestimmung zurück: Der letzte Gedanke gilt seinem schriftstellerischen Werk, nicht den Zumutungen des Lebens. (Michael Kraßnitzer)

Brand

D/A 2011. Regie: Thomas Roth. Mit

Josef Bierbichler. Thimfilm. 105 Min.

Zwei Schauspieler retten ein Rührstück

Manche Begegnungen im Leben sind einzigartig, vor allem dahingehend, dass einander zwei Menschen begegnen, die sich in unterschiedlichster Hinsicht ergänzen. Wie im Fall von Germain (Gérard Depardieu), stadtbekannter Analphabet und Hilfsarbeiter, und Margueritte (Gisèle Casadesus), einer alten Dame, die leidenschaftlich gerne liest. Voilà, fertig ist das Rührstück, an dessen Ende Germain zum lebensklugen Mann wird, weil er der schwindenden Sehkraft seiner Gefährtin durch mühevoll erlerntes, eigenes Vorlesen etwas entgegensetzen will.

Die Bestsellerverfilmung "Das Labyrinth der Wörter“ nach dem Roman von Marie-Sabine Roger hat Regisseur Jean Becker mit lässiger Routine inszeniert. Vorhersehbar ist die Geschichte jedenfalls bereits nach einigen Minuten, wiewohl das putzige Zusammenspiel zwischen Depardieu und Casadesus durchaus amüsiert und rührt. Ja, es geht um Lebensfreude, um Humor und auch um den Sieg des Intellekts über die Einfalt. Aber "Das Labyrinth der Wörter“ ist trotz seiner stimmigen Szenen auf der immer gleichen Parkbank, auf der sich die Protagonisten treffen, ein Stück zu naiv, um wirklich nachdenklich zu stimmen: Die Verfilmung referiert in viel zu leisen Tönen von der Endlichkeit und vom menschlichen Dasein. Gäbe es die überzeugende Besetzung nicht, bliebe dieses Kinostück bloß belanglos. (Matthias Greuling)

Das Labyrinth der Wörter

(La tête en friche)

Regie: Jean Becker. Mit Gérard Depardieu, Gisèle Casadesus.

Filmladen. 82 Min.

Für den Regenwald

Weltweit hängen Industrienationen am Versorgungstropf großer Ölkonzerne, einen ungewöhnlichen Vorschlag, um dies zu beenden, machte Ecuadors Präsident: Sein Land würde die Ölgewinnung im Yasuni-Nationalpark stoppen, wenn die Weltgemeinschaft die Hälfte des Wertes des schwarzen Goldes in die Entwicklung erneuerbarer Energien steckt. Der Vorschlag macht Sinn: Allein während des 90-minütigen Doku-Melange "Yasuni - Two seconds of Life“ werden 10.000 Hektar Regenwald vernichtet. (Jürgen Belko)

Yasuni - Two Seconds of Life

ECU/USA/A 2010. Regie:

Leonardo Wild. filmdelights. 90 Min.

Glattes Holzscheit

"Wasser für die Elefanten“ soll Jacob (Robert Pattinson) im Zirkus Branzini holen, mehr vorerst nicht. Schließlich war der als jähzornig berüchtigte Direktor August (Christoph Waltz) schon nett genug, ihn nicht wieder vom Zirkuszug zu werfen, auf den Jakob nach dem tödlichen Unfall seiner Eltern und seinem deswegen nicht abgeschlossenen Veterinärmedizin-Studium aufgesprungen war und mit dem der Tross durch die Lande tourt. Dass es bei Branzini nur einen Elefanten - namens Rosie - gibt, ist der einzige formale Fehler, den sich der Film leistet, denn Regisseur Francis Lawrence erfüllt alles, was ein weitgehend sinnfreies, pathetisch kitschiges und auf die Tränendrüsen diverser Nostalgiker und Tierliebhaber zielendes Romantik-Melodram braucht. Angesiedelt im Depressionsmilieu der amerikanischen 30er-Jahre war schon die Bestseller-Vorlage von Sara Gruen nicht von nobelpreisträchtiger Qualität, und auch Richard LaGravenese’s Skript glänzt nicht durch Geist. Jakob wird am Ende mit Augusts Frau (Reese Witherspoon) durchbrennen, und Pattinson kommt in dieser Inszenierung wieder nicht besser weg als ein glattes Holzscheit, das vorgibt, James Dean zu sein. (Alexandra Zawia)

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