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Scheidungstango

Skurriles gehört im dänischen Kino zum festen Repertoire - auch bei Ole Christian Madsens Film "Superclassico“, wo dessen Aufgabe wieder einmal darin besteht, einer ernsten, ja schwermütigen Geschichte den Drall ins Komische zu geben: Statt die Scheidungspapiere unterschrieben zurückzuschicken, fliegt der fast bankrotte Weinhändler Christian nämlich nach Buenos Aires, wo die Noch-Gattin bereits die Hochzeit mit einem heimischen Starfußballer plant.

Aus seinem anhaltenden Schock-zustand, weg vom selbstquälerischen Gedanken, die Ehefrau doch noch zurückzugewinnen, bringen Christian erst die sonderbaren Lektionen der fremden Stadt. Durch die trottet auch sein halbwüchsiger Sohn Oscar, der mit Haut, Haar und schwarzem Ledermantel einer Touristenführerin verfallen ist.

Der unvermeidliche Tango, den hier sogar zwei Schaben tanzen, begleitet im Verband mit einem mehr als entbehrlichen Erzähler die Geschehnisse. Hauptdarsteller Anders W. Berthelsen zaubert zwar durchaus eindrucksvoll seelische Zustände auf sein Gesicht. Am Ende nützt dies jedoch wenig: Um ihn herum spielt sich eine platte Beinahe-Seifenoper ab, die ansehnliche Schauplätze in bestem Licht zeigt, aber nicht genug Biss besitzt. (Thomas Taborsky)

Superclassico ... Meine Frau will heiraten! (Superclásico)

DK 2011. Regie: Ole Christian Madsen.

Mit Anders W. Berthelsen, Jamie Morton, Paprika Steen, Filmladen. 99 Min.

Der Müllmann kommt

Ein chinesisches Mädchen, zufälligerweise mathematisches Wunderkind, bewahrt einen Obdachlosen vorm Selbstmord. Der, zufälligerweise eine Tötungsmaschine im Exil, mäht im Gegenzug die halbe New Yorker Unterwelt nieder, um sie zu beschützen. Abfallbeseitigung heißt das lakonisch bei "Safe“, der aus der Vielzahl von verfeindeten Parteien ein paar formschöne Kämpfe mehr als sonst herausschinden will.

Chirurgisch effizient durchstilisiert, aber in emotionalen Belangen kein bisschen erfolgreich, schickt der Streifen Jason Statham ins Gefecht gegen alle aufbietbaren Klischees, darunter auch das seines mageren Rollenspektrums. Als letzter Actionschauspieler, der laufend im Kino zu sehen ist, weiß er seine Würde zu bewahren. Anders der Rest an Darsteller-"Kunst“: Da herrscht verhaltene Peinlichkeit vor. (Thomas Taborsky)

Safe

USA 2012. Regie: Boaz Yakin.

Mit Jason Statham, Robert John Burke, Catherine Chan. Constantin. 94 Min.

Papieren wie die Buchvorlage

Daniel Kehlmann ist eine vermarktbare Marke. Und so verwundert es nicht, dass "Ruhm“, Kehlmanns literarisch wenig überzeugender "Roman in neun Geschichten“, verfilmt wurde. Regisseurin Isabel Kleefeld beginnt mit jenem Elektroingenieur (Justus von Dohnányi), der sich ein Handy kauft und Anrufe bekommt, die eigentlich dem berühmten Schauspieler Ralf Tanner (Heino Ferch) gelten. Dieser wird mit den Anrufen bald auch seine Identität verlieren. Erzählt wird nicht in der Reihenfolge des Buches, Kleefeld schnitt die Geschichten (einige wur den ausgelassen) quer durch und setzte sie so zusammen, dass thematische Zusammenhänge sichtbar werden, etwa die Identität.

Die Probleme der schriftlichen Vorlage bleiben auch dem Film. Wenn etwa die Krimiautorin Rubinstein (Gabriela Maria Schmeide) im postkommunistischen Gelände verloren geht, so ist dieses so klischeehaft trist wie im Buch. Selbst Geschichten, die berühren könnten - etwa wie Rosalie (Senta Berger) in die Schweiz fährt, um sich umzubringen -, werden durch die Plattheit der Gesprächsszene (die Figur Rosalie und ihr Schöpfer und Autor) der Lächerlichkeit preisgegeben. Auch Kehlmanns Selbstauftritt, als Laudator des Schriftstellers Leo Richter, rettet den Film nicht in die Ironie. Dieser knistert: nicht vor Spannung, sondern weil die Geschichte und die Figuren so papieren wirken wie im Buch. (Brigitte Schwens-Harrant)

Ruhm

D/A/CH 2011. Isabel Kleefeld. Mit Justus von Dohnanyi, Senta Berger, Heino Ferch. Filmladen 103 Min.

Das eigene Remake

Anno 2008 war die französische Teenie-Komödie "LOL - Laughing Out Loud“ ein Erfolg. Nun hat Regisseurin Lisa Azuelo die Gelegenheit bekommen, in Hollywood ihr eigenes Remake zu drehen. Demi Moore und Miley Cyrus geben das Mutter-Tochter-Duo, und Douglas Booth verdreht dem Girl als Schulkollege Kyle orfdentlich den Kopf. Was diesseites des Atlantiks funktioniert hat, soll auch jenseits die Kassen füllen. Und First Love ist ja bekanntlich ein ewiges Kinothema. (red)

LOL - Laughing Out Loud

USA 2012. Regie: Lisa Azuelos

Mit Miley Cyrus, Demi Moore, Douglas Booth. Constantin. 98 Min.

Kinderflucht

Maria Blumencrons "Wie zwischen Himmel und Erde“ will Tibet ins Kino bringen. Die österreichische Autorin, Dokumentarfilmerin und Tibetaktivistin verarbeitet in ihrem Spielfilmdebüt "Elemente ihrer eigenen Biografie“: Medizinstudentin Johanna stürzt beim Aufstieg zum Achttausender Cho Oyu im Himalaja in eine Gletscherspalte und findet dort zwei erfrorene Kinder. Dadurch aufgerüttelt gerät sie in Tibet auf die Spur von Kindern, die über die Grenze ins indische Dharamsala geschafft werden, den Exilort des Dalai Lama. Unter anderem werden der "Golden Boy“, ein Quasi-Nachfolger des Dalai Lama und sein Freund Tempa außer Landes gebracht. Die Chinesen suchen dies zu verhindern. Aber die Götter sind doch mit den Buben. Der Film lebt von Hannah Herzsprung in der Titelrolle. Dass das Ganze vor allem im indischen Ladakh sowie auf dem Schweizer Jungfraujoch gedreht wurde nimmt ihm naturgemäß Authentizität, ebenso der romantisch-idealisierte Plot.

(Otto Friedrich)

Wie zwischen Himmel und Erde

D/CH 2012.Regie: Maria Blumencron, Mit Hannah Herzsprung. Polyfilm.

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