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Die Staatsoper galt einst als Flaggschiff unserer Kultur. Das Aushängeschild der österreichischen Opernflotte ist sie auch heute noch. Ein prächtiger Bau, zu dessen Premieren einst das Who is Who des Landes - einschließlich der hohen Politik - eintrudelte. Heute kommen sie nicht einmal mehr zum Opernball und Opernkrisen, die einst Staatsaffären gleichkamen, ringen ein paar alten Opernfreunden höchstens ein müdes Lächeln ab.

Ist Oper nicht mehr so wichtig oder liegt es vielleicht doch an der Qualität des Gebotenen? Die Bude ist jedenfalls voll, große Sängernamen scheinen immer noch auf und im Repertoire gibt es immer wieder gute Vorstellungen. Dennoch ist die alte Dame Oper müde geworden. Der Generalmusikdirektor hat das Haus zu Saisonbeginn verlassen, da er seine künstlerischen Vorstellungen nicht durchsetzen konnte und ein Konzept für die Zukunft vermisst; der Direktor versteht die Welt nicht mehr. Neue Mozartproduktionen gerieten sowohl szenisch als auch musikalisch beliebig und uninteressant. Wie spannend und heutig eine Oper wie "Idomeneo" sein kann, hat man im Theater an der Wien elf Monate zuvor erlebt. Im Haus am Ring gab es nur Höflichkeitsapplaus und ein paar Buhs für den Dirigenten. Ein Lohengrin in Lederhosen und eine Elsa im Dirndl konnten dem Haus auch kein neues Leben einhauchen, schon eher den Revolutionär Wagner auf peinlich spießiges Kleinbürgerniveau reduzieren und der Märchenzauber beim "Schlauen Füchslein" war ein Ausflug in die Welt von gestern.

Oper bietet nur selten Erholung vom Alltag, nie jedoch Wellnesstheater oder harmloses Gekuschel. Immer wieder gibt es Produktionen, in denen es gelingt, uns aufzurütteln und mitzureißen. Wie sekundär ist dann die Frage einer Werktreue, die es ohnehin nie geben kann. Immer geht es nur um Wahrhaftigkeit. Oper verletzt und belohnt uns. Schönheit hat ihren Preis.

Der Autor ist Kulturmoderator beim Privatsender ATV

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