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Das Tiroler Landestheater eröffnete mit Lorcas "Yerma" und Shakepeares "Macbeth" die Saison.

Zwei Tragödien an demselben Abgrund: Sowohl die spanische Yerma als auch das schottische Ehepaar Macbeth wenden das kreative Potenzial ihrer Einbildungskraft ins Negative und gegen sich selbst. Der psychische Druck entlädt sich im Töten.

Mit seiner gestrafften Neufassung von Federico García Lorcas "Yerma" gelang Regisseur Ioan C. Toma und dem Bühnen- und Lichtdesigner Erich Uiberlacker eine dichte, von der Imagination Yermas getragene Aufführung. Yerma steigert ihr Leiden an der Kinderlosigkeit ins Pathologische, drei Spiegel und der omnipräsente Gitarrist Dietmar Rumpold, der sie zu erdigen Gesängen verführt, legen ihre Gefühlswelt bloß. Die Rollen der Schwägerinnen werden getanzt, filmische Vergrößerungen betonen Rituelles. Judith Keller gibt der Titelrolle Kraft und Ausweglosigkeit, Helmuth A. Häusler als Juan ist ein tumber Landmann, Johannes Nikolussi Victor und der Teufel.

Nicht ganz so rund aufgegangen, wenngleich eindrucksvoll ist "Macbeth" im Großen Haus. Klaus Rohrmoser sieht das Stück als Studie "über Gewalt, Angst und Einsamkeit zweier junger Leute, die nicht warten können". Mit Bühnenbildner Karl-Heinz Steck, der einen hölzernen Laufsteg in den Graben stürzen lässt, und im fabelhaften Lichtdesign von Johann Kleinheinz inszeniert er ein Nacht- und Flüsterstück, das in die Psyche des mörderischen Ehepaares führt: Frank Roeder als Macbeth von Beginn an den dunklen Mächten verfallen, Sinikka Schubert allmählich an der eigenen Ungeheuerlichkeit zerbrechend.

Das junge Ehepaar bleibt sich seltsam fremd, und was die bösen Seelen hauchen, trotz Verstärkung über weite Strecken unverständlich. Da ging die beachtenswerte Konzeption leider nicht auf. Die Botschaften der Untertanen hingegen - Lukas Lobis als Banquo, Thomas Lackner als Macduff an der Spitze des rollendeckenden Ensembles - kamen an. Grandios die drei Hexen, die ungestalt, roh und dunkel aus Erdlöchern kriechend, ihre Geheimnisse verwalten.

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