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"SOHO in Ottakring": 235 Künstler geben dem Bezirk neue Impulse.

Kunst kann die Welt verändern, Künstlerin Ula Schneider sah die Welt im Brunnenviertel und brachte 1999 erstmals "Soho" nach Ottakring. In aufgelassenen Geschäftslokalen, Garagen, Fabriken, Auslagenfenstern, auf Straßen, Plätzen und Rädern werden 6.200 m2 zwischen Ottakringer und Neulerchenfelderstrasse zwei Wochen lang zur pulsierenden Art-Zone. Heuer wird erstmals auch die Ottakringer Brauerei zur Galerie: "ART POSITION 2002" zeigt und versteigert junge Kunst, BASIS Wien, artLab, das Österreichische Kulturservice und die Galerie Engelhorn haben ihre Zelte aufgeschlagen. "SOHO Ottakring" erobert kunstferne Orte, kriecht in die Eingeweide des Bezirks und verändert seit vier Jahren nachhaltig das Gesicht des Viertels: dreißig leere Lokale haben neue Mieter gefunden, einige Künstler hier Ateliers eingerichtet. "Aufgabe der Kunst ist Kommunikation. Flüchtige Begegnungen mit Kunst, wo man sie nicht wirklich erwartet und sie doch beheimatet ist, können bleibende Erkenntnisse und Irritationen hinterlassen", meint Initiatorin Ula Schneider, die im Brunnenviertel lebt und lange in den USA war. "Die Frage der inneren Zugehörigkeit ist die Basis für bewusstes Handeln."

Unter dem Motto "Flüchtig daheim" stellen sich heuer 235 Künstler dieser für Ottakring akuten Frage. Sylvia Wagner-Weger zeigt in einem Video eines australischen Refugee-Camps, wie weit die Ausgrenzung führen kann. "Die Kunst ist unsere Heimat, fremd sind wir": Unmengen Papierflieger haben Donatella Ausilia, Luigi Artificiello und Güle Techeküler in der früheren Chemiefabrik in der Abelegasse 8 landen lassen." Langweilige Geschichten über den Alltag" werden im Nebenhaus gesammelt, Projekte von Ottakringer Jugendlichen treffen auf Arbeiten von Gustav Deutsch, Ruth Kaaserer, Lisl Ponger und anderen. "There Is No Place Called Home" reflektiert die Fragilität des geschützten Daheim, Alois Mitter transferierte sein Atelier. Ein inneres Universum wird an Angesammeltem sichtbar, wie Tagebucheinträge lesen sich künstlerische Schreibunterlagen an der Wand. "Manche leugnen den Jammer durch den Hinweis auf die Sonne, er leugnet die Sonne durch den Hinweis auf den Jammer": dieses Kafka-Zitat ist unter vielen anderen zu finden, eine CD füllt einen dunklen Raum mit Fried, Kafka, Bernhard, Rühm u.a. Der indische Künstler Leslie De Melo öffnet seine Wohnung und macht sie zur Galerie. In der Grundsteingasse 64 gibt es Geborgenheit aus Stoff und Garn. "Yorgan - jeder Mensch braucht eine Decke!": die in der Türkei geborene Wienerin SÛule EsÛdik fertigt mit Daphne von Ottoman, einem Schneider von der Schwarzmeerküste farbenfrohe Decken nach alter Tradition und ihren Entwürfen an. In "Götz Burys Traumfabrik" in der Grundsteingasse 15 werden Träume wahr. Um drei Euro kann man sich im "Fotostudio für die kleinen Leute" vor Burys Textilkulissen - unter Palmen, am Rednerpult, auf dem Siegerpodest - ablichten lassen. Träume verbinden Menschen, in Burys Atelier geben sie Anlass zur Kommunikation. In der "Hafenkneipe - Boot auf Rädern" von Mega 5, der mobilen Discostation "Clubvagabunden", auf den Sitzskulpturen von Ingo Breitfuß am Yppenplatz, wo Jugendliche und Kinder Möbel bauen: bis 8. Juni ist "SOHO" in Ottakring "flüchtig daheim." Der Reichtum der ganzen Welt liegt vor der Haustür, man muss ihn nur sehen. www.sohoinottakring.at

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