Fortschreibung eines fragilen Erbes

Werbung
Werbung
Werbung

Die Philosophie der Aufklärung gilt als eines der wertvollsten Vermächtnisse in Europa: Die politischen Konzepte der Zivilgesellschaft, des autonomen Bürgers, der Gleichberechtigung zwischen den Menschen oder das Toleranzprinzip sind auf ihrem geistigen Nährboden gewachsen. Auch die moderne Wissenschaft und ihre technologischen Entwicklungen verdanken sich großteils dem Gedankengut der Aufklärung. Wie aber ist es heute um das Erbe der Aufklärung bestellt? Sind ihre Errungenschaften durch Fundamentalismen oder auch durch wirtschaftliche Diktate bedroht? Bedarf es angesichts aktueller globaler Herausforderungen gar einer neuen Aufklärung? Diese Fragen waren der Ausgangspunkt einer Tagung am Französischen Kulturinstitut in Wien (6.3.-8.3.), in der der Versuch unternommen wurde, gegenwärtige Bedrohungen eines aufgeklärten Denkens zu erörtern und neue Leitlinien hierfür zu formulieren. Auch im Bereich der Wissenschaft stellen sich angesichts der zunehmenden Möglichkeiten, den Menschen biologisch zu erforschen, dringliche Fragen der Ethik und Selbstreflexion.

Der deutsche Philosoph Immanuel Kant hatte den Prozess der Aufklärung noch ganz ohne Rückfallrisiko gesehen: als Aufbruch der Menschen in eine unbegrenzte Ära der Helligkeit nach obskuren Zeiten der selbstverschuldeten Unmündigkeit. Dieser Optimismus wird heute jedenfalls nicht mehr geteilt. "Die Errungenschaften der Aufklärung sind so zerbrechlich, dass sie innerhalb einer Generation verloren gehen können", warnte etwa der Philosoph Michel Bitbol in seinem Vortrag über "Wissenschaft und Technologien"(siehe auch Interview). (mt)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung