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Heute möchte der Kolumnist einmal dem geneigten Leser Rede und Antwort stehen - und versichern, dass ihn persönliche Anfragen immer freuen.

Was bedeutet das Adjektiv grottenschlecht und wie leitet es sich her? Der 12-bändige DUDEN bucht das Vokabel neben den vergleichbaren Formen grottendoof,-falsch,-hässlich. Worauf aber geht der Wortteil grotten-zurück? Der Bezug zur Kröte passt semantisch und trägt dem fehlenden Umlaut sowie dem "weichen" k in unseren Breiten Rechnung. Aber der Ausdruck begegnet ja vor allem in der Mediensprache unserer deutschen Nachbarn. Also weg von der Kröte und auf in die Grotte, die ja letztlich auf die Krypta zurückgeht! Wir sollen dabei nicht an die blaue Grotte von Capri denken. Eher fündig werden wir beim blinden Grottenolm, der zwar harmlos, aber nicht gerade schön ist: Das zeigt sich ja auch in der Verwendung seines Namens als Schimpfwort. Die Grotte als düsterer, unheimlicher Ort, aus dem man möglichst bald das Helle und Weite sucht, mag also hinter diesem Ausdruck stehen.

Eine allgemeinere Frage galt dem Regelwerk der Sprache. Sicher ist Systematik das erwartbare Grundprinzip. Wer einsteigt, darf auch aussteigen, dem Heil entspricht das Unheil, man kann ebenso übertreiben wie untertreiben. Doch es gibt auch Ausnahmen, die den Regelfall bestätigen. Im Bahnhof korrespondiert Ankunft nicht mit Auskunft, sondern mit Abfahrt. Neben unwirsch gibt es kein wirsch, da die ältere Form unwirdisch auf Würde bzw. Wert zurückgeht. Im Ensemble der Bildungen mit wo(r) - wie wovon, worauf, wovor, wogegen - fehlt neben womit das Pendant worohne. Der Mangel an einer Entsprechung zu satt, die den gestillten Durst bezeichnen sollte, hat unlängst sogar zu einem sprachlichen Preisrätsel geführt. Das prämiierte Wort sitt ist knapp und wohlgeformt: durchgesetzt hat es sich freilich nicht.

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