Frankie Boy postum zensuriert

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Zensur? Niemals. Oder doch: Rund um 9/11 trat der Gottseibeiuns der Pressefreiheit gerade in den USA als Kollateralschaden auf. Eine Studie der Wiener Politikwissenschafterin Ulrike Mayer beschäftigt sich unter anderem mit skurrilen Aspekten dieser Frage, wie die APA berichtet.

Wer weiß schon, dass nach dem 11. September 2001 in einem der größten Radio-Networks der USA der Sinatra-Song "New York, New York“ nicht gespielt werden durfte? Unsereiner hätte das Lied in solch einer Situation ja als Durchhalteparole angesehen, aber wegen der Zeile "if I can make it there, I can make it anywhere“ verschwand Frankie Boy zumindest als New-York-Bejubler aus dem Radio. Auch der Beatles-Titel "Ticket to Ride“ stand auf der Liste von 150 Songs, die nicht mehr on air gehen durften: Vielleicht wirkt das heute alles paranoid (und im Nachhinein besehen, war es das wohl auch). Aber es zeigt, wie fragil das Freiheitssystem in den Medien ist, wenn eine Bedrohung übermächtig zu werden scheint und sich zumindest in den Köpfen mancher Entscheidungsträger festsetzt.

Wahrscheinlich konnte Amerika die "New York, New York“- oder "Ticket to Ride“-lose Zeit verschmerzen. Aber an die damalige Hysterie zu erinnern ist auch für die heutige politische Hygiene gut.

Man kann auch ein Beispiel aus der Country-Musik - normalerweise ja eher ein Hort des patriotischen Konservatismus - nehmen: Natalie Maines, Sängerin der Country-Band "Dixie Chicks“ hatte bei einem Auftritt in London deftige Worte wider das Irakkriegs-Engagement der USA der Bush-Administration gefunden. Mehr hatte die Band nicht gebraucht: Radiostationen boykottierten die Gruppe daraufhin, es gab Morddrohungen und ähnlich dramatische Beeinträchtigungen für die bekannte Band.

Die Zeiten sind Gottseidank anders geworden - aber eine Aufarbeitung der Skurrilitäten rund um 9/11 tut dennoch not. Denn was damals passieren konnte, ist heute längst nicht obsolet.

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