Franziska und Franz Jägerstätter. Ein Briefwechsel

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Zeugnisse tiefer Liebe und ebensolcher Gläubigkeit bietet der Briefwechsel zwischen Franz Jägerstätter und seiner Frau Franziska, der zusammen mit anderen Jägerstätter-Aufzeichnungen vom Styria-Verlag herausgebracht wird. Nachstehend Auszüge aus Briefen vom April 1943, als Jägerstätter in Linzer Untersuchungshaft war:

St. Radegund, 4. 4. 1943

Lieber Gatte! Unsere Verwandten reden mir immer zu, ich soll dich besuchen, dass ich doch Gewissheit habe betreffs deiner Lage, weil viele meinen, dir geht es nicht am besten, obwohl ich dir auch nicht helfen kann und auch nichts schicken kann, gerne möchte ich dich besuchen, aber ich weiß es nicht, ob ich doch hinein dürfte oder vielleicht bloß einige Minuten, ich möchte dich deshalb fragen, wie du meinst? Denn es ist für beide etwas sehr Schmerzliches. Ich glaube, du wirst dich doch nicht so unglücklich fühlen, wie viele hier meinen, denn du hast ja, wie ich hoffe, ein großes Vertrauen zu unserm lieben Herrn Jesus und zu seiner himmlischen Mutter, die werden ja immer unser Bestes senden. Viele Grüße von deiner treuen Gattin Fani. Maria mit dem Kinde lieb uns allen Deinen Segen gib!

Linz, am 9. 4. 1943

Gott zum Gruß! Herzallerliebste Gattin. Vor allem meinen herzlichsten Dank für die drei Briefe, die ich im Laufe dieser Woche von dir mit großer Freude erhalten habe, trotz der vielen Arbeit, die du hast, gibst du dir noch so viele Mühe, deinem Gatten immer wieder Freude zu bereiten … Verhandlung hab ich noch immer keine gehabt. Liebste Gattin. Heute waren es sieben Jahre, da wir uns vor Gott und dem Priester Liebe und Treue versprochen und ich glaube, wir haben dies Versprechen auch bis heute treu gehalten, und ich glaube, dass uns Gott auch weiterhin die Gnade verleihen wird, wenn wir auch jetzt getrennt leben müssen, dieses Versprechen bis zum Ende unseres Lebens treu zu halten. Wenn ich so Rückschau halte und all dies Glück und die vielen Gnaden, die uns während dieser sieben Jahre zuteil geworden sind … betrachte und es würde mir jemand sagen, es gibt keinen Gott oder Gott hat uns nicht lieb, und würde dies glauben, wüsste ich schon nicht mehr, wie weit es mit mir gekommen wäre. Liebste Gattin, weshalb sollte uns für die Zukunft so bange sein, denn der uns bis jetzt erhalten und beglückt hat, wird uns auch weiterhin nicht verlassen … Wenn ich auch jetzt hinter Kerkermauern sitze, so glaub ich dennoch auch weiterhin auf deine Liebe und Treue bauen zu dürfen, und wenn ich auch vor dir aus diesem Leben scheiden sollte, auch noch übers Grab hinaus, denn du weißt es ja, dass ich nicht als Verbrecher hier sitze … Es grüßt dich nun herzlich dein neuer Gatte. Denn es heißt ja, dass sich in sieben Jahren der Mensch erneuert, so hast du eben ab heute einen neuen Gatten!

INFOS zum Buch siehe Seite 3.

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