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"Das weite Land": Enttäuschende Premiere am Linzer Landestheater.

Wie man "einen Schnitzler" und insbesondere seine Tragikomödie Das weite Land in fünf Akten inszeniert, hätte sich der Berliner Regisseur Ingo Kerkhof u.a. bei Götz Spielmanns Inszenierung Der einsame Weg am Linzer Landestheater abschauen können. Man muss bei ihm wohl eine gewisse Beziehungslosigkeit zu Arthur Schnitzler, dem meisterhaften Beobachter und Menschengestalter im Wien des Fin-de-Siècle, vermuten. Schließlich ist Schnitzler Teil jener brüchigen bürgerlichen Oberschicht, die er mit viel Ironie und präzisen Dialogen, mit ihren Stärken und Schwächen, aber auch mit Stil und Charme, Eleganz und Herzenswärme auf die Bühne bringt. Davon ist in dieser Inszenierung (Anne Neuser, Bühne; Stephan von Wedel, Kostüme) jedoch nicht viel zu bemerken. Schon die karg bestückte Einheitsbühne, auf der in wechselnden Gruppierungen das Ensemble ein Eigenleben entwickelt, verhindert das Entstehen einer stimmigen Atmosphäre. Der riesige Prospekt, ein düsteres Landschaftsbild (der Seele?) tut ein Übriges.

Auch in der Personenführung gibt es Unstimmigkeiten. So lässt es Kerkhof zu, dass Julia Ribbeck - schon gesehen als beeindruckende Isabella in Maß für Maß - als Darstellerin der bislang treuen Gattin des Fabrikanten und notorischen "Fremdgängers" Hofreiter, eine langatmige Performance mit unglaublichen Körperverrenkungen zelebriert. Noch dazu hat man ihr in dem allgemeinen Stilmix aus Einst und Jetzt ein unvorteilhaftes Fähnchen von Kleid verpasst. Und - aber, aber! - Madame trinkt aus der Flasche!

Aus den 27 Personen bei Schnitzler blieben nach geschickten Strichen immer noch 18, aus denen hervorzuheben sind: Stefan Matousch in der zentralen Rolle des egozentrischen Hofreiter, der eiskalt den jungen Fähnrich, Sohn eines Freundes und Liebhaber seiner Frau Genia, im Duell tötet, nur weil er ihm seine Jugend neidet; und der ebenso eiskalt Schluss macht mit der jungen Erna (Katharina Solzbacher), eine Lichtgestalt in ihrer reinen Liebe, die er eben erst verführt hat. Stets verlässlich profiliert, gerieren sich Joachim Rathke (Dr. Mauer) und Erich J. Langwiesner (Hotelportier). Als wenig nützlich erweisen sich die jeweils vor Beginn eines Aktes eingeschobenen Erläuterungen zum besseren Verständnis des Szenenwechsels. Margret Czerni

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