Freuds Eroberungen

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Sigmund Freuds Antiken-Sammlung im Wiener Freud-Museum.

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Sigmund Freuds Antiken-Sammlung im Wiener Freud-Museum.

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In der Theorie hatte Sigmund Freud für das Sammeln nicht viel übrig: Es handle sich dabei um eine Ersatzhandlung für sexuelle Eroberungen, jeder Sammler sei "ein substituierter Don Juan"; das Ansammeln von Geld stelle einen "Sublimierungsversuch analer erotischer Neigungen" dar. Das hielt den Vater der Psychoanalyse jedoch nicht davon ab, selbst eine umfangreiche Antiken-Sammlung anzulegen, insgesamt rund 3.000 römische, griechische, ägyptische, asiatische und ethnographische Objekte. Unter dem Titel "Meine ... alten und dreckigen Götter" - so bezeichnete er seine Sammlung in einem Brief - sind derzeit Teile davon im Sigmund-Freud-Museum in Wien zu sehen.

Freud stellte seine Antiquitäten ausschließlich in seinen Praxisräumen auf. Von einer Patientin gefragt, wozu er die Antiken benutze, antwortete er, daß "seine kleinen Statuen und Bildwerke helfen, die verfliegenden Gedanken zu festigen oder vor dem gänzlichen Entschwinden zu bewahren". Tatsächlich gibt es zwischen der Psychoanalyse und Freuds Archäologiebegeisterung zahlreiche Querbezüge, die in der Ausstellung herausgearbeitet werden: So tauchen in seiner Sammlung griechischer Vasen all jene Motive auf, die er auch in psychoanalytischen Konstellationen sah (Ödipus...).

Mehr noch hatte es Freud das alte Ägypten angetan: In seiner "Traumdeutung" stellte Freud eine Verbindung zwischen Träumen und Hieroglyphen her. Auf seinem Schreibtisch stand eine Figur von Imhotep, dem Gott der Gelehrsamkeit und Heilkunde, der in seiner Schrift als Beispiel für den Glauben an die Heilkraft in den antiken Religionen auftaucht. Und über der berühmten Couch hing ein Bild des Felsentempels von Abu Simbel mit seinen gigantischen Götterstatuen und ein zwei Jahrtausende altes, noch immer in leuchtenden Farben erstrahlendes Mumienporträt - Verweis auf die unerschütterliche Macht des Unbewußten sowie die Ausstrahlung von längst Vergessenem in das Hier und Jetzt.

Bis 27. Februar 1999 Berggasse 19, 1090 Wien, Achleitner, Wiener (2. literarisches cabaret, 1959) Kunsthalle

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