Friedenspreis für den westlichen Marxisten

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Der Soziologe und Philosoph Jürgen Habermas erhält in diesem Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Die renommierte Auszeichnung wird Habermas im Rahmen der Frankfurter Buchmesse am 14. Oktober in der Paulskirche überreicht werden. Der 71-Jährige gilt als der am meisten beachtete deutsche Philosoph der Gegenwart. In den vergangenen Jahren erregte er mit seinen Überlegungen zu einer postnationalen Politik Aufmerksamkeit. Darin beschrieb er den Bedeutungsverlust nationaler Regierungen im Zeitalter der Globalisierung.

Die Unverzichtbarkeit der politischen Öffentlichkeit, der unaufhörliche kritische Diskurs in der Gesellschaft, der Reizbegriff "Verfassungspatriotismus" - all das verbindet sich mit dem Namen und der Geltung von Habermas, der auf dem Frankfurter Lehrstuhl seinen berühmten Ziehvätern Max Horkheimer und Theodor Adorno nachgefolgt war.

Als Habermas vor einigen Wochen China bereiste, drängten sich Tausende Studenten in Peking und Schanghai, um die Vorträge eines Mannes zu hören, der dort als "westlicher Marxist" gilt. Aber Marxist im traditionellen Sinn war Habermas, der im Sommer 1967 in einer erbitterten Auseinandersetzung mit dem Studentenführer Rudi Dutschke das böse Wort vom "linken Faschismus" prägte, gewiss nicht. Und ein Linker war und ist es nur unter strikter Beachtung der absoluten Loyalität gegenüber der Verfassung, also dem Grundgesetz.

Das hat ihn in seiner langen akademischen Laufbahn resistent gemacht gegenüber allen totalitären Versuchungen. Über die militante Linke hat der Theoretiker des kommunikativen Handelns und der Stichwortgeber der "Neuen Unübersichtlichkeit" triumphiert, und in den großen Debatten wie Positivismus- oder Historikerstreit konnte Jürgen Habermas eine wichtige, immer beachtete und manchmal auch entscheidende Stimme einbringen.

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