Früchte des Förder-Urwalds

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Das heimische Filmfestival Diagonale 2011 debattierte über die Filmförderung und zeigte ein bestenfalls durchschnittliches Programm.

Zum Abschluss gab es vorhersehbare, aber zum Großteil verdiente Sieger bei dieser Diagonale - und überwiegend waren bei der Preisverleihung am Samstag die Filmkünstlerinnen prämiert worden: Neben dem großen Diagonale-Preis für Marie Kreutzer ("Die Vaterlosen“) erhielten unter anderem auch Ivette Löcker (Diagonale-Preis Dokumentarfilm für "Nachtschichten“) sowie Billy Roisz (Innovatives Kino mit "Chiles en Nogada“) oder die Kamerafrau Leena Koppe ("Die Vaterlosen“) die Auszeichnungen.

Und das gerade bei einer Diagonale, bei der über den geringen Frauenanteil im Filmbereich debattiert wurde. Das Hauptargument: Je höher Projekte durch Fördergelder budgetiert sind, desto geringer wäre der Frauenanteil bei solchen Produktionen. Man ortet eine Ungleichbehandlung bei derartigen strukturellen und letztlich auch filmpolitischen Realitäten.

Kritik an Filmförderungen

Gerade die Filmpolitik stand wie so oft bei der Diagonale im Zentrum der Debatte. Bei der sogenannten "kleinen Filmförderung“ aus dem Kulturministerium, die entscheidend für die Herstellung der Preisträgerfilme "Chiles en Nogada“ und "Nachtschichten“ war, ist das Budget seit den 90er Jahren nicht wesentlich angehoben worden, und auch beim Österreichischen Filminstitut kommt es trotz Erhöhungen immer wieder zu Finanzengpässen. Belastend hinzu kommt, dass der Rechnungshof die Vergabe von Filmförderungen unlängst massiv kritisierte (DIE FURCHE berichtete), auch, weil dabei wenig Transparenz herrsche. Bei einer Diskussionsrunde in Graz merkte etwa der Wiener Filmproduzent Franz Novotny ("Die Vaterlosen“) an, es wäre unmöglich, dass Mitbewerber über andere Mitbewerber entscheiden - will heißen: In den Gremien, die die Fördermittel vergeben, sitzen zum Großteil Mitglieder der Branche - darunter auch Produzenten - und das führe zwangsläufig zu Unvereinbarkeiten, meinte zumindest der Rechnungshof. In den Gremien herrsche zudem der Usus, manche Projekte einfach "durchzuwinken“, nur um Produktionsfirmen zu erhalten, merkte die Regisseurin Nina Kusturica an. Derlei Förderungszustände wirken sich auch auf den künstlerischen Output aus, was wiederum die Qualität der Diagonale beeinflusst. Besonders in diesem Jahr gab es nur wenige Filme, die künstlerisch überzeugten: Der Siegerfilm "Die Vaterlosen“ lässt zwar das Potenzial seiner Regisseurin Marie Kreutzer erkennen, hat aber starke strukturelle und erzählerische Schwächen. Der Dokumentarfilm "Schwarzkopf“ (Publikumspreis) von Arman T. Riahi über den Wiener Rapper Nazar erzählt zu unreflektiert und einseitig von Integration und Identität. Stimmig hingegen der Kurzfilm "Papa“ von Umut Dag, einer einnehmend gespielten Studie über einen Rapper, der plötzlich zum alleinerziehenden Vater wird und damit gar nicht klarkommt.

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