Fünf Jahre Basisfernsehen

Werbung
Werbung
Werbung

Der Wiener Community-Fernsehsender Okto feiert seinen fünften Geburtstag. Eine Bestandsaufnahme.

"Fünf ist besser als Sex." Unter diesem Motto feiert der Community-TV-Sender Okto seinen fünften Geburtstag. Der knackige Titel passt durchaus zur Programmpolitik des Kanals: "Auf Castingshows, Sozialpornos und sonstige Vorführformate, wie man sie aus der Fernsehwelt zur Genüge kennt, verzichtet der Communitysender dabei ganz bewusst", heißt es in der offiziellen Geburtstagsaussendung. Programmintendantin Barbara Eppensteiner bestätigt gegenüber der FURCHE, dass Musikvideos, in denen Frauen zu Sexobjekten degradiert würden, die Hürde über ihren Schreibtisch nicht schaffen würden.

Okto ist eben anders. Statt "Bauer sucht Frau" oder "Das Supertalent" sieht man hier "Mulatschag", nach eigenen Angaben "das einzige Magazin, das Sie wirklich brauchen", oder die internationale Nachrichtensendung "Democracy Now!", die weltweit auf über 800 Sendern ausgestrahlt wird. Darüber hinaus bietet das Programm von Okto eine bunte Vielfalt an Sendungen, die kaum in einem Satz zusammenzufassen ist. Sie reicht von der Ausstrahlung von Filmen, die sonst nirgends gezeigt werden, über regelmäßige Magazine verschiedener Migranten-Communitys bis hin zu ausgedehnten philosophischen oder politischen Gesprächen. Zwei Ziele von Okto lassen sich daraus eindeutig ablesen: eine Plattform für jene zu schaffen, die sonst keine bekommen; und Medienkompetenz zu vermitteln. Etwa 1000 Menschen profitieren jährlich von den Ausbildungsworkshops von Okto. Der Sender stellt Equipment und Know-how zur Verfügung, Ideen und Inhalte kommen von außen. Fast das gesamte Programm wird auf diese Weise produziert, das Okto-Team selbst ist nur für wenige Formate, wie zum Beispiel die Filme, die unter dem Titel "Oktoskop" gezeigt werden, oder die speziellen Themensendungen unter dem Titel "Oktofokus" allein verantwortlich.

Sogar die Quote stimmt: 230.000 Zuschauer pro Monat

Durchaus bewusst bietet Okto damit Raum für Sendungen, die anderswo nicht realisierbar wären. Das macht den Sender auch für jene attraktiv, die Fernsehen zu ihrem Beruf machen wollen. Im Programm finden sich mehrere Sendungen von Studierenden verschiedener Medien- oder Journalismuslehrgänge. Reinhard Christl, Journalismus-Studiengangsleiter an der FH-Wien, weiß Okto zu schätzen: "Das Schöne an Okto ist, dass man neue, innovative Dinge ausprobieren kann, die sonst in Österreich nirgends möglich sind. Im ORF nicht, weil der dafür inzwischen zu konservativ ist, und bei den Privaten nicht, weil dort nur die Quote zählt."

Dabei wären die Quoten von Okto gar nicht so schlecht. 230.000 Menschen sehen monatlich zu. "Mehr, als ich mir vor fünf Jahren auch nur erträumen konnte", sagt Eppensteiner, die sich eine "weiter so prächtige Entwicklung des 'Kindes'" erhofft. Ein erster Schritt dazu soll die Untertitelung aller Okto-Sendungen sein, die für die Programmchefin angesichts der vielen fremdsprachigen Sendungen besonders wichtig ist. Auch die Ausweitung des Internet-Angebots steht oben auf der Agenda. Am wenigsten Sorgen muss man sich wohl um die Inhalte machen. Einige neue Sendungen sind schon geplant, unzählige weitere schlummern wohl noch in den Köpfen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung