Für Aug' und Ohr

19451960198020002020

Seltene und seltsame Musikinstrumente auf Schloß Ambras.

19451960198020002020

Seltene und seltsame Musikinstrumente auf Schloß Ambras.

Werbung
Werbung
Werbung

Kaiserin Maria Theresia mag entzückt gewesen sein, als sie am 6. März 1749 eine aus Schildpatt gefertigte Violine mit Bogen aus Elfenbein für die Schatzkammer erwarb: eine Kostbarkeit in Form einer Barockgeige, zum Musizieren jedoch ungeeignet. Sie ist eines von 80 Exponaten der Sommerausstellung auf Schloß Ambras, die die "Musik in Kunst- und Wunderkammern" für "Aug' und Ohr" zum Genuß, die Lektüre der ausgezeichneten Katalogbeiträge zum Vergnügen macht.

Kaum ein Ort würde sich besser für dieses Thema eignen als Ambras, wo Erzherzog Ferdinand II. (1529-1595) selbst auf Grund seiner exquisiten Sammelleidenschaft einen beachtlichen Bestand an ausgewählten Musikinstrumenten hinterlassen, in seinem Schreibtisch ein Virginal und eine elfenbeinene Laute zum wohl eigenen Gebrauch aufbewahrt hat. Das Inventar von 1596 verzeichnet 36 Instrumente in einem "casten, weisz angestrichen", von denen zwei Drittel erhalten, die restlichen nicht mehr zu identifizieren sind.

In die enzyklopädische Sammlung einer Kunstkammer wurden Tonwerkzeuge aus ganz unterschiedlichen Gründen aufgenommen: sei es als Antiquität - ein Instrument entsprach nicht mehr dem technischen Standard - mit herausragender künstlerischer oder handwerklicher Ausstattung, als Kuriosität mit Überraschungseffekt - die Tonqualität entsprach nicht den Erwartungen. Da finden sich unter anderem bizarr geformte Drachen-Tartölten wie sie bei szenischen Aufführungen auch optisch in Erscheinung traten, der Dulzian, ein weich klingender Vorläufer des Fagott und wichtigstes Blasinstrument der Renaissance, ein nur noch selten erhaltener Sordunbaß, Jagdzinken und Rankett aus Elfenbein, die schönste Trompete der Welt von 1851 aus Nürnberg, ein Glasglockenklavier (Tirol?) und aus der Lautenfamilie etwa die älteste erhaltene Mandora, eine Laute aus Elfenbein oder die Prunktheorbe (1593) aus vergoldetem Kupfer und Ebenholz. Der Ausstellung gelingt es, auch mit Leihgaben aus Museums- und Privatbesitz, diesen besonderen Sammlungscharakter zu vermitteln. Ausgewählte Instrumente werden über infrarotgesteuerte Kopfhörer auch akustisch vorgestellt. Musikhandschriften, Portraits und Gemälde bereichern die sehr sehenswerte Präsentation.

Bis 31. Oktober. Täglich außer Dienstag 10 bis 17 Uhr, Schloß Ambras bei Innsbruck.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung