"Für mein Metier der beste Ort der Welt“

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"Zwischen Angst und Hoffnung“ ist der Titel einer Ausstellung im Mozarthaus Vienna, die Mozarts Aufstieg und Fall in der Wiener Gesellschaft dokumentiert.

Auch heute würde er polarisieren, die einen vor den Kopf stoßen, bei anderen mit seiner Art Dinge anzusprechen, Respekt, gewiss auch Bewunderung hervorrufen. Die Rede ist von Wolfgang Amadeus Mozart, dem ersten Komponisten, der sich aus der damals für Künstler typischen Leibeigenschaft lossagte, mit seinem Dienstherrn - in diesem Fall der Salzburger Fürsterzbischof - brach, von Salzburg los und nach Wien, für sein "Metier der beste Ort der Welt“, wie er bald seinem Vater Leopold schreiben sollte, zog, um seine Karriere als freischaffender Musiker fortzusetzen.

Leicht hatte er es dabei nicht. Um nicht nur künstlerisch zu überleben, war er auf Kontakte, konkret das Interesse und die Hilfe der Wiener Gesellschaft, angewiesen. Dass er Zugang zu ihr bekam, verdankt er vor allem der Gräfin Wilhelmine Thun-Hohenstein, in deren Salon er alle jene Persönlichkeiten kennenlernte, die fortan für sein Leben wichtig sein würden. Wenig später waren es die Freimaurer, nicht zuletzt repräsentiert durch Baron Gottfried van Swieten, die ihn in ihre Reihe aufnahmen.

Verstörender "Figaro“

Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Nicht weniger als 176 Persönlichkeiten der Wiener Gesellschaft zeichneten für seine, den Klavierkonzerten KV 449, 450 und 451 geltende erste Subskription 1784. Mozart schien ein gemachter Mann, anerkannt als Künstler, begleitet vom entsprechenden finanziellen Erfolg. Vier Jahre später hatte sich das Blatt gewendet. "Mein Schicksal, leider aber nur in Wien, mir so widrig, dass ich auch nichts verdienen kann, wenn ich auch will“, klagte er seinem Freimaurerfreund und zeitweiligen Financier Michael von Puchberg. 14 Tage lang hatte er für eine neuerliche Subskription neuer Werke geworben, gezeichnet hatte sie außer seinem Förderer van Swieten niemand.

Der Grund: seine die Gesellschaft durch ihre harsche Kritik verstörende Oper "Le nozze di Figaro“, die ihn zwar bald in Prag höchste Lorbeeren und den Auftrag des "Don Giovanni“ einbrachte, ihn den Wienern aber entfremdete. Ob dies sein Textdichter Lorenzo da Ponte vorausgeahnt hat? Immerhin liest man in seinen Memoiren: "Nachts schreibe ich für Mozart und denke dabei an Dantes ‚Inferno‘ …“

Mozarts Spielleidenschaft

Im Mozarthaus Vienna, einst Figaro-Haus genannt, weil Mozart hier an seiner gleichnamigen Oper arbeitete, lässt sich diese Entwicklung im Rahmen einer Sonderausstellung mit dem Titel "Zwischen Angst und Hoffnung“ (Kurator: Gernot Friedel) nachvollziehen und darüber nachdenken, was sich seither für - im Wortsinn - künstlerische Revolutionäre geändert hat. Neben zahlreichen Ansichten aus Wien und Prag zur Zeit Mozarts kann man Mozarts Ansuchen um eine Anstellung am Stephansdom ebenso bestaunen wie seinen Ehekontrakt mit Constanze oder seinen Verlassenschaftsakt. Zahlreiche Porträts bringen nicht nur damalige musikalische Größen, wie den bedeutenden Opernreformator Christoph Willibald Gluck, in Erinnerung, sondern konfrontieren auch mit jenen hochrangigen Vertretern der Wiener Gesellschaft, mit denen Mozart verkehrte. Nicht wenige von ihnen teilten übrigens seine dem Kartenspiel, Scheibenschießen oder Billard geltende Spielleidenschaft. Ein Grund, weshalb Mozart, obwohl er für damalige Verhältnisse gut verdiente, immer wieder in Geldnöten war.

Bunter Vogel

Breiter Raum wird freimaurerischen Symbolen gewidmet. Medizinisch Interessierte wiederum stoßen auf damals gebräuchliche Geräte zum Aderlass, dem sich Mozart vor seinem Tod mehrmals unterziehen musste. Schließlich lässt sich noch nachlesen, wie die Wiener Zeitung über Mozarts Ableben berichtete.

Begleitet werden diese sorgfältig ausgewählten, allerdings nur knapp beschilderten Exponate noch durch zeitgenössische Installationen. Sie zeigen, wie unterschiedlich im Lauf der Zeit die Figur des Figaro dargestellt wurde oder welches Aussehen der Wiener Graben seinerzeit hatte. Aber auch, welch "bunter Vogel“, wie wir heute sagen würden, Mozart war, findet sich in seiner einstigen Wohnstätte illustriert: am Beispiel eines bunt bemalten Mozart-Kopfs, aus dem Notenblätter heraussprießen.

Zwischen Angst und Hoffnung

Mozarts Aufstieg und Fall in der Wiener Gesellschaft

Mozarthaus Vienna, Domgasse 5, 1010 Wien

bis 6. Mai, täglich 10-19 Uhr

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