Für Muslime und Nicht-Muslime

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I nformations- und Dialogbereitschaft sind, so Gernot Galib Stanfel, unabdingbar dafür, dass die Muslime in Österreichs Wirklichkeit ankommen können. Im Besonderen ortet er in der Erwachsenenbildung ein „Islam-Defizit“ – nicht nur auf Seiten der Nicht-Muslime. Auch bei den Muslimen selber, Sprachkurse ausgenommen, fehle das Interesse.

Seit mehr als 20 Jahren gibt es in enger Verbindung mit den Wiener Volkshochschulen das „Jüdische Institut für Erwachsenenbildung“, das erfolgreich eine Brücke zum Judentum bauen konntet. Dieses Modell haben sich nun auch Muslime zum Vorbild genommen – und mit März 2010 hat das „Wiener Islamische Institut für Erwachsenenbildung“ ( www.wiieb.at) seine Aktivitäten aufgenommen. Das Institut ist als Verein organisiert und kooperiert eng mit den Wiener Volkshochschulen, konkret finden die Veranstaltungen in der VHS Wien West statt. Musiktherapeut Stanfel, der über die Sufi-Musik und die Mystik zum Islam gekommen ist, steht dem Trägerverein als Obmann vor, als Stellvertreter ist Tarafa Baghajati von der „Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen“. Stanfel, der auch an der Islamischen Religionspädagogischen Akademie unterrichtet, unterstreicht, dass der sechsköpfige Vereinsvorstand nur aus zwei „geborenen“ Muslimen besteht; das Team hat sich zur Aufgabe gesetzt, „österreichbezogen“ für Nichtmuslime und Muslime Erwachsenenbildung zu betreiben. 15 Veranstaltungen weist das Programm aus, von „Grundlagen der Islamischen Theologie“ über „Schiiten und Sunniten – Unterschiede und Gemeinsamkeiten“ bis zu einem „Kräuterspaziergang“ reicht das Programm.

Dialog und/oder Diskurs – eine Streitfrage

Kritik an selbigem gibt es auch schon: Mouhanad Khorchide monierte vor einigen Wochen in der FURCHE, dass für die theologischen Vorträge im Programm keine ausgebildeten islamischen Theologen herangezogen würden. Und Ednan Aslan, islamischer Religionspädagoge an der Uni Wien meint, es sei schön, wichtig und gut, wenn Muslime den Dialog nach außen führen. Aber das neue Institut könne keinesfalls den dringlichen innerislamischen Diskurs ersetzen. Aslan nennt als Beispiel das Thema Scharia – innermuslimisch sei längst nicht geklärt, was damit gemeint sei – und die Muslime müssten sich dieser Klärung stellen.

Gernot Galib Stanfel findet solche Kritik nicht gerechtfertigt: Es gehe beileibe nicht darum, bloß eine theologische Richtung zu propagieren, sondern man wolle die Pluralität des Islam zur Geltung zu bringen. Das erste Programm des Instituts sei da der eben auch erste Versuch dazu. Stanfel will andererseits aber keine „theologische Politik“: Schwierig werde es dann, wenn bloß der Richtungsstreit dominiere. (ofri)

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