Für sie wäre auch nichts dabei

Werbung
Werbung
Werbung

Der Titel rührt aus einem Heimatlied: Oben ist Ischl, unten ist Gmunden, "Und in der Mitte, da sind wir", da liegt Ebensee, ein Ort, der auch dafür bekannt ist, dass an dieser Stelle ein Nebenlager des KZ Mauthausen stand - und für den Eklat im Mai 2009, als Jugendliche aus der Gegend das Befreiungsgedenken mit Softgun-Schüssen und Nazi-Parolen störten.

Sebastian Brameshuber ("Muezzin") geht es in seinem scharf beobachteten Dokumentarfilm keineswegs darum, die damaligen Ereignisse nachzuzeichnen. Vielmehr porträtiert er die nächstjüngere Generation, die in Ebensee heranwächst, die dort wohnt, wenn die Busse mit den Gedenkfeiergästen wieder bis zum nächsten Jahr fort sind; die den Torbogen etwa, der in der Siedlung steht, gar nicht wahrnimmt, weil er für sie schon immer da war. Wäre der Stollen jetzt nicht versperrt, sie würden sich immer noch dort herumtreiben -als ein Ort wie eine beliebige Unterführung, der da ist und sich deshalb verwenden, aneignen lässt.

Ein Jahr mit der Kamera den Jungen gefolgt

Für sie wäre auch nichts dabei -auch der Schützenverein habe dort früher geübt, erzählt ein junger Waffennarr. Ein Jahr lang folgt Brameshuber ihnen durch den Alltag: Lehre, Schule, Freizeit, aufgeschobene Lebensentscheidungen und das selbstverständliche Ausblenden von Dingen, die über den eigenen Interessenshorizont hinausgehen. Einer war rechts, jetzt nennt er sich Punk. Der andere geht mit der Ratsche herum, bekommt dafür Trinkgeld zugesteckt. Man lebt, man experimentiert, bekommt gesagt, wie man sich verhalten soll, rebelliert gegen manches.

Die Bedeutung darüber hinaus, die dem Ort geschuldete Verantwortung und warum ihr nicht Rechnung getragen wird, treffen hier alle zusammen, in einem großartigen Film über eine banale, schockierende Normalität.

Und in der Mitte, da sind wir A 2014. Regie: Sebastian Brameshuber. Filmladen. 91 Min.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung