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Ein Schiurlaub in den Bergen. Eine junge Familie, Vater, Mutter, zwei Kinder, sehr klassisch. Mittags im Panorama-Restaurant. Da geht eine kontrolliert gesprengte Lawine ab. Sie kommt dem Restaurant gefährlich nahe, Schnee wirbelt auf. Im entscheidenden Moment lässt der Vater (Johannes Bah Kuhnke) seine Frau (Lisa Loven Kongsli) und die Kinder hinter sich, um sich vor der Lawine in Sicherheit zu bringen. Eine Entscheidung, die in Millisekunden getroffen wird, die aber hernach seine Ehe komplett aus der Bahn wirft. Denn das Vertrauen seiner Frau ist dahin, auch, weil ihr Mann ihre Sicht nicht teilen will: "Davongelaufen? Ich doch nicht". Doch das ist erst der Anfang des Dramas: Bald schon bricht die Verzweiflung der Ehefrau aus ihr heraus, sodass auch das befreundete Umfeld des Paares unfreiwillig an dieser fundamentalen Krise teilhaben muss.

"Höhere Gewalt" des schwedischen Regisseurs Ruben Östlund verhandelt ein Männerbild, das dem klassischen zuwider läuft. Oder, anders gesagt: Der Film zeigt, dass die Rolle des Mannes als der starke Beschützer eher Wunschvorstellung konservativer Moralisten ist denn Realität.

Gefühlskälte und technische Betriebsamkeit

In Wahrheit, so sagt "Höhere Gewalt", sind Männer nämlich nichts weiter als winselnde Feiglinge. Östlund stellt in seinen streng komponierten Bildern die Frage, welches Männerbild noch Gültigkeit hat: Ist feige, wer in Panik davonläuft?

Das alles packt der Regisseur in ein betont enges Korsett aus Gefühlskälte und technischer Betriebsamkeit: Das französische Schigebiet, in dem diese Familie unterwegs ist, gleicht einer nüchternen Erlebniswelt aus maschinell gefertigten Urlaubsträumen.

Es ist dadurch auch ein Statement gegen die vermeintliche Allmacht des Menschen: Gegen eine Lawine aus Schnee und Eis sind wir alle machtlos, nur die Flucht kann uns retten.

Höhere Gewalt (Turist)

S/N/F/D 2014. Regie: Ruben Östlung.

Mit Lisa Loven Kongsli, Johannes Bah Kuhnke. 118 Min.

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