Gar zu wenig Beunruhigung

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Nach "Lila, Lila", "Small World" und "Der Koch" kommt mit "Die dunkle Seite des Mondes" die dritte Verfilmung eines Romans von Martin Suter in die Kinos. Im Mittelpunkt steht der erfolgreiche Wirtschaftsanwalt Urs Blank (Moritz Bleibtreu). Dieser hat gerade wieder kaltblütig die Fusion zweier Pharmafirmen durchgezogen. Als sich der Geschäftspartner aufgrund der ruinösen Bedingungen vor Blanks Augen erschießt, gerät dessen Leben aus den Fugen. Verwirrt streift er durch den Wald, lernt die hübsche Lucille kennen (Nora von Waldstätten) und lässt sich von ihr zu einem Treffen einladen, bei dem psychedelische Pilze konsumiert werden. Diese führen bei Blank zu extremen Stimmungsschwankungen, und die in ihm schlummernden, aber bislang unterdrückten Aggressionen brechen durch.

Visuell prägnant vermittelt Stephan Rick in seinem ersten Kinofilm die Ambivalenz des Menschen zwischen Zivilisation und innerem Trieb durch die unterschiedlichen Schauplätze: Der hochpolierten, von kalten Blau-und Grautönen dominierten Frankfurter Geschäftswelt, in der Blank zunächst fest verankert scheint, stellt er den dunklen Wald gegenüber, in den sich der Wirtschaftsanwalt zunehmend zurückzieht.

Nachhaltiger Jürgen Prochnow

Mit starkem Sound-Design erzeugt Rick eine düstere Atmosphäre und erzählt konsequent von Blanks tiefen Fall, dessen schleichende Persönlichkeitsveränderung Moritz Bleibtreu eindrücklich vermittelt. Solide ist das inszeniert, doch echten Drive will diese "Dr. Jekyll und Mr. Hyde"-Variation nicht entwickeln. Zu glatt und fernsehgerecht bleibt die Erzählweise, es fehlt der Mut im Stil eines David Lynch in die Abgründe, die die Geschichte anböte, wirklich abzutauchen und so den Zuschauer nachhaltig zu beunruhigen und zu verstören. Im Gedächtnis haften bleibt nur Jürgen Prochnow, der in der Rolle von Blanks Gegenspieler Pius Ott mit zurückhaltendem Spiel große Gefährlichkeit ausstrahlt.

Die dunkle Seite des Mondes

D/LUX 2015, Regie: Stephan Rick. Mit Moritz Bleibtreu, Nora von Waldstätten, Jürgen Prochnow, Doris Schretzmayer. Thimfilm. 97 Min.

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