Gastfreundschaft nicht vergessen

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Es gibt keinen vorgefertigten Pfad, jede Pilgerinfrastruktur fehlt. Auch die Sprachkenntnisse müssen vielfältiger sein, die angespannten politischen Verhältnisse in verschiedenen Ländern erfordern Mut und Flexibilität.

Kein Hindernis für den Schweizer Jesuiten Christian Rutishauser und die deutsche Dominikanerin Jordana Schmidt. Beide waren zu einem großen Ziel unterwegs: Jerusalem, dem Pilgerort aller Pilgerorte. Und beide haben über die Reise ihres Lebens jeweils einen Bericht in Buchform verfasst.

Er ist gemeinsam mit zwei Begleitern in der Schweiz zu Fuß zu einer ungewöhnlichen Pilgerschaft aufgebrochen und erlebte intensive Monate auf den geschichtsträchtigen Spuren entlang der Stätten des ersten mittelalterlichen Kreuzzuges. Sie begab sich mit einem jungen Mann in einem roten Chevrolet auf die Reise ihres Lebens und erlebte sechs Wochen voller spannender Ereignisse. Von Istanbul, der Stadt zwischen Okzident und Orient auf der Autobahn oder der Wüstenpiste reis-te Schwester Jordana quer durch die Türkei, den Libanon und Israel. Noch nie hatte sie sich außerhalb der Grenzen von Europa bewegt, schon gar nicht in Israel, im Heiligen Land. Ihre Wege führten sie durch Krisengebiete und Regionen, die durch religiöse Spannungen geprägt sind.

Christian Rutishauser, heute Provinzial der Schweizer Jesuiten, dachte oft über das Pilgern nach, erzählte anderen von seinem Pilgertraum. Die einen reagierten mit einem skeptischen Kopfschütteln, die anderen mit begeistertem Zuspruch. Doch Jerusalem hatte sich bei ihm schon lange festgesetzt.

Aber wie wichtig ist Gastfreundschaft auf einer so langen und weiten Pilgerroute?

Grundlegende Bedürfnisse

Gastfreundschaft lebt vom Vertrauen, das Menschen einander entgegenbringen. Wer aufnimmt, öffnet seinen Privatraum. Grundlegende Bedürfnisse und alltägliche Notwendigkeiten werden geteilt: der Schlafplatz, die Toilette, das Essen.

Doch was macht man, wenn man in einer Wohnung ankommt, die nur aus einem Schlafzimmer, einer kleinen Stube und einer Küche besteht? Wo um alles in der Welt sollen vier Pilger hier schlafen?

Was, wenn man in einem serbisch-orthodoxen Kloster übernachten möchte, römisch-katholisch ist, in diesem Kloster aber nur Rechtgläubige übernachten dürfen?

Not und Armut machen erfinderisch. Sie lassen Wege finden, wo es scheinbar keine gibt. Möbel werden gerückt, Couch und Boden werden zum Schlafplatz, Betten in Krankenzimmern werden geteilt, eine Blechgarage, darin ein Auto und an der anderen Seite ein Rasenmäher und Werkzeuge gewähren Unterschlupf.

Wie begegnen österreichische Klöster ihren Gästen? Christian Haidinger, Abt des Waldviertler Benediktinerstiftes Altenburg und selbst erfahrener Pilger, lebt schon das 49. Jahr im Kloster und verweist auf die Regel des heiligen Benedikt über die Aufnahme von Gästen: "Alle Fremden, die kommen, sollen aufgenommen werden wie Christus.“

Das ist oft wirklich eine Herausforderung. Nicht im Benediktinerkloster Gut Aich: dort wird jeder Gast mit Händewaschung - der Vorsteher des Klosters oder dessen Vertreter gießt dem Gast Wasser über die Hände, reicht ihm ein Handtuch und heißt ihn herzlich willkommen - begrüßt.

Eines haben die Pilger am Ende trotzdem gemeinsam, ganz egal, wo sie ihre Ruhe finden: sie sind alle zu einem großen Ziel unterwegs, die Wege sind sehr verschieden. Es gibt Umwege, es gibt Sackgassen, und es gibt Irrwege. Wichtig ist aber, dass sie alle ihr Ziel erreichen.

Auf einen Tee in der Wüste

11.000 Kilometer bis Jerusalem.

Von Schwester Jordana, Rowohlt 2013.

283 Seiten, TB, e 13,40

Zu Fuß nach Jerusalem

Mein Pilgerweg für Dialog und Frieden.

Von Christian Rutishauser, Patmos 2013. 167 Seiten, geb., e 15,50

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