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Kunsthaus Bregenz: Rachel Whiteread füllt den Raum mit ihrer Leere.

Die aktuelle Schau von Rachel Whiteread im Kunsthaus Bregenz ist die erste große Einzelausstellung der britischen Künstlerin in Österreich. Hierzulande ist sie vor allem durch das Holocaust-Mahnmal bekannt, das sie 2000 für den Wiener Judenplatz geschaffen hat. Die Künstlerin arbeitet mit einem Negativabgussverfahren. Das bedeutet, dass sie ein vorgefundenes Objekt, z.B. eine Türe oder auch ein Zimmer, mit Industriematerialien wie Gips, Beton, Gummi oder Polyesterharzen anfüllt und dann das ursprüngliche Objekt entfernt. So wird der Leerraum zum eigentlichen Kunstwerk, die gewöhnliche, flüchtige Leere von Kunst erfüllt.

Das Kunsthaus arbeitet sehr minimalistisch, sodass in jedem Stockwerk eine singuläre künstlerische Aussage zu finden ist. Der Titel "Wände, Türen, Böden und Treppen" verdeutlicht die Verzahnung des Werkes mit der Architektur des Hauses. Wände, Türen, Böden und Treppen, die sich in den Skulpturen finden, sind genauso im Kunsthaus-Bau als zentrale gestalterische Elemente vertreten: Die Skulptur "Untiteled - Upstairs" zeigt eine Treppe, die sich in den Aufgängen des Hauses in verblüffend ähnlicher Form wiederfindet. Im ersten Stock finden sich drei Gruppen von quadratisch angeordnete Platten am Boden, die fast spiegelbildlich in den quadratischen Deckenplatten des Hauses wiederzufinden sind.

Die extra für das Kunsthaus geschaffene Werkgruppe "Türen" hat keine direkte Entsprechung, genauso wie der "Raum 101", der nachgebildete Innenabguss jenes Zimmers, das George Orwell als bbc-Mitarbeiter benutzte und das ihm als Vorlage für die Folterkammer im Roman "1984" diente.

Die Treppe im Erdgeschoss könnte in der abendländischen Tradition auf die Jakobsleiter des Alten Testaments verweisen. Während dort die Engel an der Leiter von Mensch zu Gott auf und niedersteigen, steht hier eine Art nihilistische Vision, wo am Anfang und am Ende einer leergefegten Stiege das geballte Nichts steht.

Rachel Whiteread

Walls, Doors, Floors and Stairs

Kunsthaus Bregenz

Karl-Tizian-Platz, 6901 Bregenz

Bis 29. Mai Di-So 10-18, Do 10-21 Uhr

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