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Georg Friedrich Händels "Acis und Galatea" bei den Innsbrucker Festwochen.

Paradise lost, das Bewusstsein vom verlorenen Paradies, gehört zu Britanniens Gegenwart, festgemacht ebenso in John Miltons Gedicht von 1667 wie in der Heavy-Metal-Band unserer Tage. Im frühen 18. Jahrhundert trafen sich auf einem englischen Landgut ein paar Dichter, träumten vom paradiesischen Arkadien und schrieben sich die antike Geschichte von der Nymphe Galatea und dem Hirten Acis für eine Hausaufführung zurecht.

Hauskomponist Georg Friedrich Händel zauberte aus Acis und Galatea ein kleines Idyll zwischen Pastorale, englischer "Masque", Oper und Oratorium, das mit Verlust endet: Der Zyklop Polyphem, der sein Auge auf Galatea geworfen hat, tötet Acis. Für seine Geliebte wird der Hirte in eine silberhelle Quelle verwandelt.

Die Lesart des Werkes durch Lars Ulrich Mortensen (musikalische Leitung), Stephen Lawless (Regie), Gideon Davey (Bühnenbild, Kostüme) und Claire Glaskin (Choreografie) bei den Innsbrucker Festwochen im Landestheater war, abgesehen von ein paar Fehlgriffen, kurzweilig, fröhlich, spritzig. Da wurde die Sehnsucht nach der heilen Welt thematisiert und gebrochen, weil es die Realität so vorschreibt. "Et in Arcadia ego" stand über dem Bühnenbild.

Es ist ein origineller Einfall, wenn Lawless die Privataufführung der Händel-Zeit von der Hinterbühne aus schildert. Bedienstete im Fleischer- und sonstigen Arbeitsgewand schieben Kulissen und tragen Säcke, bis durch einen geborstenen goldenen Bilderrahmen die hochherrschaftlichen Darsteller in ihren besten Gewändern aus einer idealen Landschaft steigen. Das fabelhafte Concerto Copenhagen unter seinem virtuos hampelnden Lars Ulrich Mortensen spielte in wunderbarer Frische und Improvisationsbereitschaft und ließ sich, auf der Bühne sitzend, in die Szene einbauen. Miriam Allans (Galatea), Mathias Hedegaard (Acis), Jan Lund (Damon) und Havard Stensvold (Polyphem) und der Festivalchor haben ihre Gesangspartien souverän erfüllt.

Zwei Aspekte trübten Sinn und Vergnügen: Galatea, Teil eines der berühmtesten Liebespaare, spielte nur mit ihrem Acis, und Polyphem schob, nachdem der Hirte erschlagen war, dessen Leichnam am Fleischerhaken in die Kulisse. Das Publikum ließ sich von solchen Details in seinem Vergnügen nicht stören.

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