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Paulus Hochgatterer über seinen schöpferischen Moment.

die furche: Wie entsteht eine Romanidee in Ihrem Kopf?

Hochgatterer: Das ist eine ganz schwierige Frage. Ich weiß es ab einem bestimmten Punkt. Es entsteht so etwas wie der Kern einer Idee, zum Beispiel einer Figur, mehrerer Figuren, oder es entsteht die Idee, eine Wintergeschichte zu schreiben, im Gegensatz zu Sommergeschichten, die meine früheren Bücher waren.

die furche: War die Idee einer Wintergeschichte die Keimzelle des Romans "Über Raben"?

Hochgatterer: Es gab drei Keimzellen, die Idee einer Wintergeschichte, die Idee, eine Geschichte über die Berge zu schreiben, das heißt über das Klettern, und die Idee, eine Geschichte über die Schule zu schreiben.

die furche: Wie entwickelt sich dann die Geschichte? Wie der Blitz, wie bei manchen Autoren, oder in Wochen und Monaten? Bei manchen dauert es Jahre - wie läuft das bei Ihnen?

Hochgatterer: Bei mir braucht es schon auch einige Wochen, bis die Geographie der Geschichte beisammen ist. Es ist bei mir immer sehr wichtig, eine Geschichte geographisch oder topographisch genau ansiedeln zu können. Ich muß wissen, in welcher Gegend sie spielt, in dem Fall die Innenstadtbereiche von Wien auf der einen Seite und die Obersteiermark auf der anderen Seite. Es dauert auch einige Zeit, bis ich meine Figuren beisammen habe. Ich muß zumindest die zentralen Figuren der Geschichte relativ plastisch vor mir haben, ehe ich zu schreiben beginne.

die furche: Und die Handlung?

Hochgatterer: Ich muß wissen, wo sie beginnt und wo sie hinführt.

die furche: Wie variabel ist diese Ausgangsposition, ändert sich noch viel?

Hochgatterer: Es ändert sich meistens relativ wenig. Figuren kommen dazu, wobei das nie Kernfiguren sind.

die furche: Wie weit können Sie sich über die Entstehung Ihrer Ideen Rechenschaft geben?

Hochgatterer: Ich weiß natürlich, es wird wohl bei jedem Autor so sein und soll auch so sein, ein Stück mehr als der Leser, aber ich weiß in dem Augenblick, in dem ich beginne, eine Geschichte zu schreiben, nicht alles, und ich weiß auch am Ende manchmal nicht alles.

die furche: Die Hauptfigur sitzt also in einer Höhle, die nur ein Extremkletterer erreicht, es schneit - überlebt er?

Hochgatterer: Man weiß nicht recht, erfriert er, stürzt er ab, stürzt er sich selbst in den Abgrund, er lernt dort ja auch diesen Raben kennen, es entsteht so etwas wie eine Beziehung - ich weiß nicht, ob er überlebt, ich hoffe für ihn, dass er überlebt. Ich lasse es ihm offen.

Das Gespräch führte Hellmut Butterweck.

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