Gedanken zu den letzten Dingen

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Markus Vallazza präsentiert Bilder zu Dantes "Göttlicher Komödie" im Tiroler Landesmuseum.

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Markus Vallazza präsentiert Bilder zu Dantes "Göttlicher Komödie" im Tiroler Landesmuseum.

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In sehr individueller Sicht und mit unglaublicher Intensität hat der 1936 in St. Ulrich/Grödental geborene Markus Vallazza zwischen 1993 und 1998 seine Wanderung durch Dantes "Inferno" und auf den "Läuterungsberg" angetreten. Vallazza ist einer der wenigen Künstler, die neben Sandro Botticelli, William Blake, Joseph A. Koch, Salvadore Dali, Robert Rauschenberg ... den Versuch unternommen haben, die "Divina Commedia" bildhaft zu interpretieren. Das vorläufige Ergebnis dieses Prozesses (das Paradies fehlt noch!) ist nun bis 14. März im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum ausgestellt.

Es ist überaus spannend, den visuellen Entsprechungen der Gesänge Dante Alighieris aus dem 13./14. Jahrhundert zu folgen (zwei Mappen zu je 33 Radierungen sowie grafische Vorarbeiten und Porträts). In einem apokalyptisch zu nennenden Szenario hat der Künstler seine illustrative Auseinandersetzung auf allegorischem Weg gelöst und für die Gegenwart lesbar gemacht. Vallazzas Hölle, in der Bestiarien, Menschen und Unmenschen wüten, findet sich auch in den Kriegen und Hungersnöten, den Todeskrankheiten und der Umweltverseuchung unserer Zeit; sie tobt in der Erinnerung an KZ und Judenverfolgung! Sein "Purgatorio", der "Läuterungsberg", regt dazu an, sich den Gedanken zu den letzten Dingen - bei denen Dante der ideale Weggefährte ist - nicht zu verschließen.

Markus Vallazza hat ein unruhiges Leben hinter sich. Nach dem Studium in Florenz am Istituto d'Arte folgt ein längerer Aufenthalt in Paris, wo er Zeichenkurse belegt. Während der Jahre seiner Lehrtätigkeit an der Kunstschule in St. Ulrich/Grödental - und auch danach - führen ihn Studienreisen immer wieder durch Europa, USA, in die Sowjetunion und den Nahen Osten. Diese Reisen haben prägende Bekanntschaften mit Alberto Giacometti, Henry Moore, Alberto Moravia und anderen zur Folge.

1970 stellt Vallazza zum ersten Mal in der Wiener Secession aus, Ausstellungen in Florenz, Mailand, Salzburg, München, Berlin, New York, Wien, Galerie Ernst Hilger, schließen sich an. In der Galerie Hilger in Paris wird Vallazzas Dante-Ausstellung - nach einer Präsentation in Bozen - ebenfalls gezeigt werden. Der Künstler hat sich vor allem durch seine Buchillustrationen (wie zu Jean Genet: "Die Parade", Hermann Broch: "Die Schlafwandler") sowie durch seine herausragenden radierten Mappenwerke ("Oswald von Wolkenstein", 1973, "Hop Frog" nach E. A. Poe, Einleitung von H. C. Artmann, 1976, "Mein Parnass", 1984, "Vom Herzzerreißenden der Dinge" nach Friederike Mayröcker, 1992, "Zu Dante nachdenkend", Einleitung von Otto Breicha, 1994, und viele andere) als Radierer und Zeichner einen internationalen Namen gemacht.

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