Geheimnisvolle Aura der Allegorie bleibt gewahrt

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In der Wiener Kammeroper dirigiert René Clemencic eine hübsch arrangierte Rarität von Tomaso Albinoni: „Il Nascimento dell’ Aurora“. Die reizvollen Arien und Rezitativen geben den fünf Protagonisten reichlich Möglichkeit, mit virtuosen Koloraturen zu brillieren.

Vor allem ein Stück ist mit Namen des venezianischen Komponisten Tomaso Albinoni verbunden: das g-Moll-Adagio für Orgel und Streicher. Dabei handelt es sich bei diesem gerne mit romantischer Attitüde präsentierten Ohrwurm nicht um eine Originalkomposition, sondern um die Adaption einer Triosonate Albinonis durch den italienischen Musikwissenschafter Remo Giazotto aus dem Ende der 1950er-Jahre. Puristen mögen die Nase rümpfen, aber ohne dieses Stück wäre Albinoni wohl kaum der Vergessenheit entrissen worden.

Dabei zählte er zu den erfolgreichen Komponisten seiner Zeit. Nicht zuletzt durch seine über 50 Opern. Davon sind nur sieben erhalten geblieben. Darunter die Festa pastorale „Il Nascimento dell’ Aurora“. Ein Auftrag des kaiserlichen Gesandten in Venedig anlässlich des Geburtstags der Gattin des späteren Kaisers Karl VI., verbunden mit dem Wunsch nach der Geburt eines Thronfolgers. Der sich insofern erfüllte, als dieser Ehe kein Sohn, sondern eine Tochter, Maria Theresia, entspross.

Götter, Pflanzen, Wasser und Licht

Entsprechend steht die Liebe im Mittelpunkt dieses Librettos, freilich in Form der damals üblichen Allegorie. Götter, Pflanzen, Wasser und Licht sind die Protagonisten dieses Stücks, schließlich stehen Pflanzen, Wasser und Licht für Fruchtbarkeit. Besungen wird die keusche Liebe, hervorgehoben die Tugend. Man wird Zeuge eines Blumenspiels, erfährt von der Geburt einer der Göttin Aurora ebenbürtigen Elisabeth, sieht den Wunsch Dafnes in Erfüllung gehen, sich in einen Strauch verwandeln zu dürfen. Apollo gibt ihm den Namen Lorbeer, weiht ihn Aurora und Elisabeth.

Albinoni ist dazu eine von einer spritzigen Sinfonia einbegleitete Abfolge von melodisch reizvollen Arien und Rezitativen eingefallen, die sämtlichen fünf Protagonisten reichlich Möglichkeit bieten, mit virtuosen Koloraturen zu brillieren, was die gut disponierten Solisten Krisztina Jónás (Dafne), Gerhard Hafner (Zeffiro), Solmaaz Adeli (Flora), Armin Gramer (Apollo) und Wilhelm Spuller (Peneo) entsprechend nutzen. Angefeuert von dem am Cembalo und als Leiter eines engagiert aufspielenden Ensembles wirkenden Wiederentdeckers der Partitur, Réne Clemencic, und unterstützt durch Kristine Tornquists subtile Regie, die bewusst keine Deutung des Sujets anstrebt, sondern die geheimnisvolle Aura der Allegorie wahrt.

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