Geheimnisvoller Autodidakt

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Valentin Metzinger (1699 bis 1759), der vielleicht bedeutendste Barockmaler in Slowenien.

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Valentin Metzinger (1699 bis 1759), der vielleicht bedeutendste Barockmaler in Slowenien.

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Slowenien ist überreich an barock ausgestatteten Kirchen, in denen man immer wieder Altarbilder von hervorragender Qualität findet. Erkundigt man sich nach dem Maler, hört man den Namen Valentin Metzinger. Sein reichhaltiges Îuvre umfasst mehr als 500 Werke, doch sein Leben liegt bis heute im Dunkeln. Nun widmet ihm die Slowenische Nationalgalerie in Laibach eine umfassende Ausstellung. Sie zeigt nicht nur seine Werke, sie dokumentiert auch ein Rettungswerk. Viele Bilder waren im Lauf der Zeit beschädigt worden, andere haben durch wenig sachgemäße Restaurierungen der Vergangenheit gelitten. Vor sieben Jahren begann die Arbeit, heute sind einige hundert Bilder gerettet.

Die Dramatik der Komposition, die Leuchtkraft der Farben, die Unfehlbarkeit des Pinselstriches wecken den Wunsch, mehr über den Maler zu erfahren. Das Unternehmen gestaltet sich schwierig, denn noch 300 Jahre nach Jean Valentin Metzingers Geburt besteht seine Biographie aus einer handvoll Hypothesen und nur wenigen gesicherten Daten. Es ist als ob ein Schleier des Geheimnisses über seinem Leben läge, als ob sich der Künstler nur durch sein Werk zeigen wolle. Dabei gehörte er zusammen mit Franc Jelovsek zu den wichtigsten Barockmalern in Slowenien. Er wurde im April 1699 im Lothringischen Ort St. Avold als Zwillingsbruder von Jean Phillippe geboren. Seine Eltern waren mit der Familie Melling verwandt, aus der eine Reihen tüchtiger Maler und Bildhauer hervorgingen, und vermutlich erhielt Valentin in diesem Umkreis seine erste Ausbildung.

Über seine weiteren Studien sind keine Urkunden erhalten, doch kann man als sicher annehmen, dass er einige Jugendjahre in den Zentren der italienischen Malerei verbrachte. Es bleibt auch ein Rätsel, warum sich Metzinger als junger Mann in Laibach niederließ. Es ist sogar möglich, dass der Aufenthalt Kaiser Karls VI. im Jahr 1728 Metzinger bewog, sich dort niederzulassen, denn er könnte einer der Künstler gewesen sein, die den Festschmuck entwarfen. Der Orden der Franziskaner hatte mehrere Niederlassungen im Herzogtum Krain, das heute ein Teil von Slowenien ist. Von ihm bekam Metzinger seine ersten Aufträge. Später wurde er von bedeutenden Persönlichkeiten gefördert, von Bischof Graf Attems, vom Generalvikar Jakob Schilling, und vielleicht sogar von Graf Lamberg, dem Bischof von Passau.

Seltsames Testament Er war so erfolgreich, dass er in Laibach mehrere Häuser kaufen konnte, und man kann annehmen, dass er bei seinem Tod ein nicht unbeträchtliches Barvermögen hinterließ. Sein Testament war seltsam: Seine Frau Maria Anna war schon vor ihm kinderlos gestorben, so wurden die Kinder seiner Schwester seine Erben. Dieses Testament enthält keine Hinweise auf Gemälde, Zeichnungen, Drucke oder persönliche Wertgegenstände. Es beschreibt die von ihm gewünschten Zeremonien der Bestattung: Er wollte ohne unnötigen Pomp neben der Franziskanerkirche in Laibach beerdigt werden, bei den Franziskanern und Kapuzinern sollten Messen für sein Seelenheil gelesen werden. Das vielleicht größte Rätsel seiner Existenz bleibt aber die Tatsache, dass Metzinger niemals geregelten künstlerischen Unterricht an einer Akademie erhalten hatte, weshalb er nicht Mitglied der Bruderschaft des Hl. Lukas werden konnte. Seine außergewöhnliche künstlerische Leistung beruhte fast ausschließlich auf seiner Begabung.

Verlorene Porträts Religiöse Themen bilden den größten Teil seines Îuvres, welches so umfangreich ist, dass er zu seiner Ausführung mit Sicherheit Gehilfen und Schüler angestellt hatte. Allein die Jungfrau Maria wurde 56mal dargestellt, gefolgt von Johann Nepomuk und dem hl. Joseph, Themen die noch aus der Zeit der Gegenreformation populär waren.

Metzinger hatte kaum Gelegenheit, weltliche Bilder zu malen. Doch eine etwas genauere Betrachtung seiner Werke enthüllt bezaubernde Stilleben, ausdrucksvolle Porträts und naturalistische Landschaften. Er malte für die Kirche der hl. Primus und Felician bei Kamnik ein Bild der hl. Dorothea. Sie trägt einen Blumenkorb mit Rosen und einer Lilie von fast französischer Eleganz. Metzinger porträtierte eine Reihe bedeutender Persönlichkeiten wie die Mitglieder der Familien Breckerfeld und Reigersfeld, doch sind diese Bilder verloren. Von seinen vielen Porträts sind nur fünf erhalten, drei davon sind schwer beschädigt. Graf Leopold Lamberg blickt kühl und überlegen aus dem in ebenso kühlen Farben gehaltenen Bild, das ganzfigurige Bild dieses Aristokraten ist Metzingers bestes Porträt. Von ihm selbst aber ist kein Bildnis erhalten, war vielleicht nie angefertigt worden. Seine Landschaften sind entweder topographisch exakte Widergaben von Gebäuden und den umgebenden Gärten oder Rahmen für religiöse Szenen, in denen er dramatische und realistische Atmosphäre erzielt.

Als er am 12. März 1759 in Laibach starb, hatte er in den 30 Jahren seines Schaffens eine künstlerische Entwicklung von Elementen der Spät-Renaissance über das italienische Barock bis zu den Anfängen des Manierismus durchlaufen.

Bis 1. April Information: www.ng-slo.si

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