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Karl Markovics ist nicht laut. Redet er in der Öffentlichkeit über seine Erfolge, steht er immer auf der Seite des Understatements. Es mag sein, dass er ein bisschen mit dieser Bescheidenheit kokettiert, die er sich seit Stefan Ruzowitzkys Oscar-prämiertem Film "Die Fälscher“, in dem er die Hauptrolle spielte, zum Stilprinzip erhoben hat. Denn er weiß schon, dass er was kann, und das ist auch gut so. Vergangenes Jahr war Markovics mit seinem Regie-Debüt "Atmen“ bei den Filmfestspielen in Cannes in die renommierte Reihe Quinzaine des réalisateurs geladen. Er hatte auch das Drehbuch selbst verfasst, zur Geschichte um einen Ex-Häftling, der seine Resozialisierungsphase in einem Bestattungsunternehmen leistet und die Aussöhnung mit seiner Mutter sucht. Das Interview mit ihm zu diesem Anlass war ein profundes Gespräch über den Tod, seine Wichtigkeit fürs Leben und ja, derart große Themen kann man mit Markovics ganz ohne Getöse besprechen, auch in einem engen Zeitrahmen, der Mann ist ein Profi.

Bei der Pressekonferenz, als er 2009 die Akademie des Österreichischen Films gründete, war er enthusiastisch und überzeugt: Er setzte damit das Ziel, fortan jährlich den "Österreichischen Filmpreis“ zu vergeben, unter den Mitgliedern der Akademie und von denselben, "weil es wichtig ist, Anerkennung zu erfahren - und auch auszudrücken“, sagte er. Vergangene Woche ist diese Preisverleihung nun zum zweiten Mal über die Bühne gegangen, Karl Markovics war für "Atmen“ sechs Mal nominiert gewesen - und hat alle sechs Preise erhalten. Bereits vor der Vergabe hatten wir (Journalisten und Nicht-Akademie-Mitglieder) öffentlich darüber nachgedacht, wie das eigentlich aussieht: Immerhin ist Markovics nicht nur Gründungsmitglied, sondern - gemeinsam mit Regisseurin Barbara Albert - auch der Präsident der Österreichischen Filmakademie, und er sitzt in ihrem Vorstand.

"Atmen“ war bereits bei anderen, sogar internationalen Filmfestivals ausgezeichnet worden, weniger oft allerdings als Markus Schleinzers ebenfalls Regie-Debüt "Michael“, das beim Österreichischen Filmpreis zwar fünf Mal nominiert gewesen war, aber am Ende nur für "Beste Tongestaltung“ gewürdigt wurde. Sicher, in einem kleinen Filmland wie Österreich steht man wohl zwangsläufig vor dem Problem, sich die Preise gegenseitig überreichen zu müssen - vor allem solange man nicht über den Tellerrand der Akademie-Mitglieder blickt. Dennoch wünscht man sich, dass diese Selbstbeschenkungs-Orgie zumindest nicht so, sagen wir, vorhersehbar von statten geht. Es sind nicht nur die sechs Preise für Markovics, die dahingehend nicht "überraschen“, es ist auch die scheinbar obligatorische Auszeichnung einer Ursula Strauss für ihre Rolle in dem wenig preiswürdigen Film "Vielleicht in einem anderen Leben“.

Ein geschätzter Kollege hatte im Vorfeld der Preisverleihung in einem Tageszeitungskommentar angeregt, Karl Markovics könnte zumindest bis zur Verleihung des Filmpreises am 27. Jänner sein Amt als Präsident der Akademie ruhend stellen. Was einen bösen Brief von Obmann Josef Aichholzer nach sich zog, in dem er um Aufklärung bat, was dazu bewege, "Karl Markovics Integrität anzuschütten“. Nun darf man selbstverständlich laut darüber nachdenken, wie sich ein leiser Markovics hier positioniert. Bestimmt schadet es keinesfalls, sich darüber klar zu sein, dass ohnehin nicht jeder Preis auch international gehört wird.

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