Genug ist nicht genug

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Johann Nestroy hätte gefallen, was Johannes Krisch sich da in seinem "Talisman“-Couplet gegen die Hochmögenden herausgenommen hat, denn das war schließlich Nestroys Stärke, sich etwas herauszunehmen und es mit doppelter Schärfe zurückzugeben. Titus Feuerfuchs-Krisch sang von "dolosen Geschäften“ an der Burg: "Der Holding-Chef taub, / der Aufsichtsrat blind, / der Direktor, a Künstla, / inszeniert halt noch g’schwind. / Sie ham olle was g’wusst! / Und des lasst ma ka Ruah. / Na, da hab ich schon g’nur!“ Bündiger lässt sich nicht zusammenfassen, was der Wirtschaftsprüfungsbericht ergeben haben wird. Lauter schlimme Buben, beim Jonglieren mit fragilen Gegenständen ertappt, die schnell die Hände in den Hosensack stecken und, wenn alles runterfällt, schreien: die Silvia war’s!

Aber lassen wir doch den Zirkusdirektor nicht aus der Pflicht, der mit seiner Hungerkur das Ganze verschuldet hat: Die Bundestheater brauchen mehr Geld vom Staat. Im TV-Interview hat Matthias Hartmann das Phantasma der "Schwarzen Null“ bekannt, die Ausgeglichenheit suggeriert. Titus sagt: "Das stolze Gebäude meiner Hoffnungen ist assekuranzlos ab’brennt, meine Glücksaktien sind um hundert Prozent g’fall’n, und somit belauft sich mein Aktivstand wieder auf die rundeste aller Summen, nämlich auf Null.“ Schön wär’s.

Aufräumen und sparen, schon recht. Aber das Gerede von den leeren Staatskassen ist verlogen, solange plötzlich Familienmilliarden und Zahnspangenmilliönchen auftauchen. Die Politik muss für den schönen Kulturlandnimbus halt auch tiefer in die Tasche greifen. 1922 hat schon einmal einer dem Nestroy nachgedichtet - Karl Kraus: "Und weil die Minister bisher zu verschwenderisch waren, / So sollen die andern dafür jetzt mehr sparen. / Ja und nacher möchten s’ auch Ordnung und Ruh. / Na, da hab’ i schon g’nur.“

Die Autorin ist Germanistin und Literaturkritikerin

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