So zynisch es klingt - aber für ein Eingreifen des Westens im Kosovo gibt es noch nicht genug Tote", meinte der hohe österreichische Diplomat. Das war Ende Juli dieses Jahres. Und Furche-Kolumnist Hans Winkler schloß daran die bittere Frage: "Wann sind es genug?"
So zynisch es klingt - jetzt dürfte es für ein Eingreifen des Westens im Kosovo genug Tote geben. Jetzt, das ist Anfang Oktober; jetzt, nach zahllosen Massakern an albanischen Zivilisten; jetzt, nach einer durch das brutale Vorgehen der serbischen Einheiten hervorgerufenen Radikalisierung der albanischen Seite; jetzt, nachdem die Guerilla-Kriegsführung der Kosovo-Befreiungsarmee UCK eine völlig unkontrollierbare Eigendynamik entwickelt hat.
Jetzt? Das ist noch immer mit Fragezeichen versehen. Denn da gibt es Puristen, die - formalrechtlich durchaus plausibel - meinen, ein NATO-Schlag müßte schon erst vom UNO-Sicherheitsrat seinen Segen bekommen. Von jenem Gremium also, in dem Rußland und China jede Entscheidung per Veto blockieren können - beides Länder, die bekanntermaßen zur Avantgarde in Sachen Menschenrechte und Demokratie zählen, beide der Inbegriff internationaler Verläßlichkeit.
Die da gegen ein Eingreifen der NATO argumentieren, geben auch gerne ihrer Hoffnung auf politische Lösungen Ausdruck, die militärische Schläge zunichte machen würden. Das ist besonders pikant: Was Milosevi'c unter politischen Lösungen versteht, läßt sich nun schon seit fast einem Jahrzehnt studieren.
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