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"Die Bakchen" von Euripides bei den Wiener Festwochen.

Die holländische Theatergruppe ZT Hollandia feierte am Freitag die Premiere ihrer Inszenierung von Euripides' "Bakchen". Protagonist des Stückes ist Dionysos (Fedja van Huet) mit dem Beinamen Bacchus, Gott des Rausches, des Weines, der für das ekstatische Moment und für die Toleranz steht; zugleich stellt ihn Euripides als Gott der Besessenheit und der maßlosen Rache dar, der die Mänaden, die berauschten Frauen, in mordende Bestien verwandelt, um seine Interessen durchzusetzen.

Das Regieteam Johan Simons und Paul Koek legt den Schwerpunkt der Inszenierung auf den Aspekt des Gesamtkunstwerks: Das Arrangement der ständig präsenten syrischen Musiker auf der fast leeren Bühne - deren Hintergrund Anleihe an die griechische Skene nimmt -, das akzentuierte Deutsch der holländischen Schauspieler betonen das Opernhafte, das Artifizielle des großen Pathos, das nie in Deklamation abdriftet. Wenn die großartige Elsie de Brauw als Bote vom Tod des Pentheus berichtet, den die eigene Mutter im Wahn zerfleischt, dann verleiht sie dem Entsetzen einen echten Ton, der den ausweglosen Konflikt in dieser fragwürdigen Ordnung auf den Punkt bringt.

Von dieser scheinbar unvereinbaren Polarität erzählen auch die Kostüme von Greta Goiris: Während beispielsweise der Chor, der für das Volk eintritt, in moderner folkloristischer Tracht gewandet ist, trägt der rationalistische Reaktionär Pentheus eine Art Schaffell, symbolbeladenes Versatzstück, das die gesamte Inszenierung begleitet und im Schluss- bild von der sehr präzisen Lichtregie in Rot erscheint, um den nahenden Trojanischen Krieg anzukündigen. Insgesamt eine großartig komponierte Theaterchoreographie.

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