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Was kann man am Klang von Schritten ablesen? Stammen die Schritte von einem Mann oder einer Frau? Kann man erkennen, ob die Person jung ist oder alt? Müssen klangvolle Absätze zwangsläufig auf eine Frau hinweisen? Oder könnte es nicht beispielsweise auch ein 70er-Jahre-Discotänzer sein, der da munter des Weges geht? Könnt ihr euch die Person vorstellen?

Ein junger Mann sorgt für frischen Wind am staubigen Innenhof einer Augenklinik in Lissabon. Ian ist blind, so wie seine Schüler, nur hat sich der Lehrer für räumliche Orientierung eine effektive Methode angeeignet, wie er sich frei und furchtlos durch die Welt bewegen, wie er den Raum auskundschaften kann: Er macht sich die Echoortung zunutze. Sein Unterricht verlässt auch schnell das Klassenzimmer; er ist außerdem weit mehr als eine Orientierung: Seine Methode schafft eine neue Perspektive, vergrößert die Welt für seine Schüler. Ian weckt Neugier. Einen Blindenstock hat er nicht mit dabei. Seine Sinne sind geschärft. "Imagine" lehrt zuzuhören, einzuschätzen. Ian "hört" Hindernisse, die ihm im Weg stehen -wenn er sich schnipsend und klatschend durch den Flur bewegt.

Wie klingen Gehsteige?

Wie klingen Gehsteige? Wie schenkt man ein Glas Wasser ein? Ian analysiert seine Welt, sieht mit den Ohren -ihm entgeht dabei natürlich auch nicht, dass seine Methoden, die nicht frei von Risiko sind, der Institutsleitung missfallen. Im Gegensatz zum Vorstand ist die zurückgezogene Patientin Eva fasziniert von der vielversprechenden, befreienden Perspektive des Neuen und beschließt, Ian voll und ganz zu vertrauen. Ein Fehler? An der Seite von Edward Hogg (mit lichtundurchlässigen Kontaktlinsen) agiert eine mit Blick nach innen gerichtete Alexandra Maria Lara. Ein feines Duo.

Auch der Zuschauer beginnt die Dinge anders zu sehen: tastend, fühlend, mit gespitzten Ohren.

Imagine

PL/P/F/GB 2012. Regie: Andrzej Jakimowski. Mit Edward Hogg, Alexandra Maria Lara. Thimfilm. 109 Min.

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