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1000 Jahre Afrika

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GESCHICHTE AFRIKAS. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Von R. und M. Cornevin. Ernst-Klett-Verlag, Stuttgart. 467 Seiten. DM 36.—.

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GESCHICHTE AFRIKAS. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Von R. und M. Cornevin. Ernst-Klett-Verlag, Stuttgart. 467 Seiten. DM 36.—.

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Afrika wird oft als Kontinent ohne Geschichte betrachtet. Der profilierte Journalist Basil Davidson hatte in England durch seine zahlreichen Publikationen schon vor Jahren den weltoffenen Leser vom Gegenteil zu überzeugen versucht. Robert und Marianne Cornevin machten mit ihrer „Historie de l’Afrique des origines ä nos jours“ auch in Frankreich die Geschichte Afrikas einem großen Leserkreis zugänglich. Im deutschsprachigen Raum fehlte ein Übersichtswerk solcher Art. Nur das großartige wissenschaftliche Pionierwerk D. Westermanns, welcher Cornevin zu seinem Buch anregte, und H. Mukarovskys Buch standen zur Verfügung. Mit der deutschen Übersetzung des Buches von R. und M. Cornevin wird eine fühlbare Lücke geschlossen.

R. Cornevin war als französischer Verwaltungsbeamter mit seiner Frau, welche Ärztin ist, zwölf Jahre lang in Afrika tätig. Während ihrem Aufenthalt in Afrika kamen Robert und Marianne Cornevin oftmals mit der faszinierenden Vergangenheit des Kontinents in Berührung. Ihr Entschluß, die Geschichte des Kontinents ins rechte Licht zu rücken, ist bewundernswert. Die spannende und trotzdem sachliche Darstellung der Vergangenheit Afrikas beruht auf prähistorischen, ethnologischen und linguistischen Daten. Die Autoren versuchen innerafrikanische Zusammenhänge und nicht alleine europäisch-afrikanische Beziehungen zu erfassen. Sie bringen dem allgemein interessierten Leser die mehr als Tausende von Jahren zurück- reichende Vergangenheit Afrikas nahe. Wie wichtig es ist, auch die Prähistorie des Kontinents in Betracht zu ziehen, beweist der erste Teil des Buches. In klarer und verständlicher Art wird die Menschheitsgeschichte in Afrika vorgestellt. Eine früher wenig beachtete Tatsache, daß die afrikanischen Skelettfunde wesentlich älter als die asiatischen sind, wird im vollen Umfang ihrer Bedeutung gewürdigt. Die Bewältigung der Natur und alle Phasen der Entwicklung in der Wiege der Menschheit werden von den Autoren aufgezeigt. Von ebenso großem Interesse ist die Geschichte des mediterranen Afrika. Gerade dieser Raum verband das Schicksal Europas und Afrikas bereits lange vor der Kolonialzeit. Ägyptens Rolle in der Kulturgeschichte Europas ist weithin bekannt. Aber der kulturelle Einfluß strahlte nicht nur nach Europa aus, sondern erreichte auch die afrikanischen Nachbarn, und diese innerafrikanischen Verbindungen sind es, welche die Autoren beleuchten. Die Einwanderung der Araber um 700 nach Christus brachte für Afrika eine Reihe von historisch bedeutenden Änderungen mit sich. Die arabischen Einwanderer brachten neues Gedankengut mit. Unter ihrem Einfluß wurden in Afrika islamische Universitäten (zum Beispiel Timbuktu) gegründet. Anderseits wurden ältere Transsahara-Handelsbeziehungen von Kaufleuten verschiedenster Herkunft von Neuem gepflegt. Waren wie zum Beispiel Gold, welche aus dem inneren Afrikas kamen, erreichten sogar die europäischen Märkte. Die Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert ist in Nord- und Ostafrika durch die türkischen Eroberungen gekennzeichnet und in Westafrika durch den europäischen Handel mit den Küstenstaaten charakterisiert. Eine neue Epoche setzt 1884 mit der Aufteilung Afrikas ein. R. und M. Cornevin geben einen gut gegliederten Überblick über die Zeit der europäischen Machtkämpfe um jedes Fleckchen Land in Afrika. Nachdem die afrikanischen Gebiete endgültig in den Besitz von europäischen Nationen übergegangen sind, war ihr Schicksal von dem der Kolonialmächte abhängig. Die Autoren schildern die politischen und wirtschaftlichen Folgen in Afrika, welche durch die europäischen Kriege entstanden sind. Der letzte Teil der „Geschichte Afrikas“ bietet dem interessierten Leser eine ausgezeichnete Orientierungsmöglichkeit

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