7127576-1997_11_05.jpg
Digital In Arbeit

85 blutige Jahre

19451960198020002020

Weiterhin dramatisch war bis zuletzt die Lage in Albanien. Ein kurzer geschichtlicher Rückblick erhellt die Hintergründe der inneren Verfaßtheit dieses Landes.

19451960198020002020

Weiterhin dramatisch war bis zuletzt die Lage in Albanien. Ein kurzer geschichtlicher Rückblick erhellt die Hintergründe der inneren Verfaßtheit dieses Landes.

Werbung
Werbung
Werbung

Das Land zwischen Adriaküste und Ochridsee, Skutarisee und Grammosgebirge - in seinen Grenzen lange und immer wieder umstritten, Heimat meist muslimischer Albaner, von denen jedoch ebensoviele wie hier in den angrenzenden Gebieten des Kosovo und Mazedoniens leben. Heimat aber auch serbisch-orthodoxer wie griechischorthodoxer Christen unter dem Einfluß ihrer Landsleute jenseits der Grenzen im Norden und Süden.

In den letzten Jahren seines Werdens wurde Albanien zum Ziel der Begehrlichkeit der bereits konstituierten Nachbarn wie der Machtinteressen der Großmächte. Die nordwestlichsten Vilajets des Osmanischen Reichs wurden während der Balkankriege

1912/13, dann während des Ersten Weltkriegs zur Spielwiese, zur Kampfarena der Montenegriner, Serben, Bulgaren, Griechen, der k.u.k. Monarchie, Italiens und Frankreichs und nicht zuletzt einheimischer Insurgentenführer, die ihrerseits Macht ausüben wollten.

In Vlore (Valona), wo nun wieder die Unruhen ausbrachen, wurde im November 1912 die Unabhängigkeit von Konstantinopel ausgerufen. Hier waren noch 83 muslimische und christliche Delegierte albanischer Nationalität beteiligt. Als im Juli 1914 in London die Einsetzung eines europäischen Fürsten beschlossen wurde, diktierten nur mehr die Großmächte, die wenige Wochen später übereinander herfielen.

Für Albanien zog sich der Erste Weltkrieg bis 1922 hin. Wieder mußten die Alliierten entscheiden, wo die Grenzen zu Griechenland, zum jungen Jugoslawien verlaufen sollten.

Aus den Kämpfen der verschiedenen Clans ging schließlich Ahmed Bey Zogu als Sieger hervor, machte sich 1925 zum autoritären Präsidenten, 1928 zum König Zog I. Zu dieser Zeit mischte Italien bereits nicht nur als Vorbild der Staatsform, sondern auch politisch und wirtschaftlich entscheidend mit.

Als Deutschland im Frühjahr 1939 in Prag einmarschierte, landeten italienische Truppen am 10. April in Dürres (Durazzo) und besetzten in wenigen Tagen das ganze Land, das in Personalunion mit Italien verbunden wurde. Von hier aus versuchte Mussolini 1940, Griechenland anzugreifen und mußte sich von deutschen Truppen aus der Patsche helfen lassen. Als Italien im September 1943 kapitulierte, übernahm ein von Deutschland kontrolliertes Kabinett die Regierung. Es mußte weichen, als mit dem Abzug der Deutschen die Widerstandsbewegung die Macht übernahm.

Nun herrschten die Kommunisten, zunächst in Freundschaft mit Belgrad und Moskau, dann von diesen distanziert, später in enger Anlehnung an das China Mao Tse Jungs, auf dem Balkan und in Europa in völliger Isolierung. Enver Hoxha spielte den Diktator im Sinn des großen Vorbilds Stalin. Ihm blieb erspart, den Zusammenbruch des Kommunismus noch mitzuerleben: 1991 wurde die „Volksrepublik” ad acta gelegt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung