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Als Jie Türken vor Wien Standen ...

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Im Verlag Styria, Graz, erschien, herausgegeben von Richard F. Kreutei, ein türkisches Tagebuch der Belagerung Wiens vom Jahre 1683, das der Zeremonienmeister der Hohen Pforte, der an der Belagerung teilnahm, verfaßt hatte, unter dem Titel „Kara Mustafa vor Wien“. Da sich am 12. September wieder jener Tag jährt, an dem Wien befreit wurde, geben wir im folgenden einen Auszug aus diesem interessanten Buch. „Die Furche“

11. Juli 1683

Heute berannten Kara Mehmed Pascha und Bekir Pascha, denen die Bezwingung Hainburgs anbefohlen worden war, diesen Ort bis zur Zeit des Nachmittagsgebetes. Da er sich als stark befestigt erwies, sandten sie an den Großwesir Boten mit der Bitte um Geschütze, worauf der Großwesir sofort zwei Geschütze abgehen ließ; aber noch während diese unterwegs waren, kamen zur Zeit des Sonnenuntergangs von der anderen Seite schon Boten mit lebenden Gefangenen und abgeschnittenen Köpfen und brachten die frohe Kunde, daß der Ort im Sturm genommen worden sei.

Ununterbrochen stürmend und sich gegenseitig anfeuernd, waren die Streiter des Islams von allen Seiten im Sturmangriff in die Feste eingedrungen, aus der die Kampftruppen und die Honoratioren bereits vorher geflohen waren. Das gemeine Volk, das an Ort und Stelle geblieben war, ließ man allesamt über die Klinge springen, und die Burg wurde besetzt.

12. Juli

Während des heutigen Marsches waren zur rechten wie zur linken Hand ungefähr zwanzig niedergebrannte Dörfer zu sehen, von denen nichts mehr übrig ist als die Grundmauern.

Während heute der gesamte 'Troß zufück- blieb, zog nach Sonnenaufgang der Roßschweif des Größwesirs voraus. Danach brach er selbst auf und zog zu dem neuen Lagerplatz. Dem Herkommen gemäß zu seiner Rechten und Linken die Sipäh und Silihdar sowie die Beylerbeyi von Anatolien und Rumelien und vor ihm die zur Vorhut eingeteilten Paschas, so ritt er in wohlgeordnetem Zuge und langsamen Schrittes vor dię Festung Wien. Auf freiem Felde gegenüber der Festung wurde ein Schattendach aufgeschlagen, wo er zwei Stunden der Ruhe pflegte, bis ein geeigneter Platz für seine hohe Zeltburg ausfindig gemacht wurde.

Inzwischen wurden aus der Vorstadt vier Gefangene eingebracht; einen von ihnen köpfte ein Deli und die drei übrigen der Hauptmann der Pf ortenwache. Die Leute, die die Gefangenen eingebracht hatten, wurden beschenkt.

Danach kam die Meldung, daß der Ort für die Zeltburg ausfindig gemacht und nicht weit entfernt sei,- so daß der Großwesir wieder aufsaß und in wohlgeordnetem Zuge sich in sein Zelt begab, wo er dann eine Stunde lang ruhte.

An alle diese erließ der Großwesir den Befehl, ihre Laufgräben anzulegen. Da die Schanze, die er selbst zu beziehen’gedachte, noch nicht fertig war, begab er sich kurz vor Abend in seine Zeltburg. Die übrigen blieben in den für ihre Gräben vorgesehenen Abschnitten und begannen ihre Schanzen zu errichten und Laufgräben auszuheben. Und allenthalben eröffneten die Männer aus den Gräben den Feuerkampf mit den Giauren. In der Vorstadt nahe den Gräben besetzten sie, und zwar je nach Rang und Stellung, die dort stehenden Paläste und Wohnhäuser und Gärten und begannen Schanzen aufzuführen.

Gegen Abend trafen von den ungarischen Magnaten Zrinyi und Rakoczy Boten ein, und auch von Batthyänyi und Draskovich kamen Abgesandte mit der Meldung ihrer Unterwerfung, und Huldigung. Ihnen hatte vordem der Großwesir durch Hüseyin Aga, einen Großlehensträger von Stuhlweißenburg, entsprechende Aufforderungsschreiben zugehen lassen.

15. Juli

Am frühen Morgen eröffneten die in den Gräben aufgestellten Ge-schütze das Feuer gegen die Feinde des Glaubens.

Die Abgesandten des Batthyänyi und des Draskovich, die ihre Unterwerfung und Huldigung dargebracht hatten, erhielten Audienz beim Großwesir und küßten ihm dann den Gewandsaum. Ihnen sowie dem Diwansdolmetscher und den Residenten der beiden Ungarn wurden drei mittlere und 'vier Heine Ehrengewänder verliehen.

19. Juli

4n die hundert Giauren unternahmen in der Nacht einen Ausfall gegen den Abschnitt des Kara Mehmed ’Pascha (auf dem rechten Flügel), wurden jedoch mit des „Allmächtigen Hilfe zum größten Teil niedergpmacht. Ferner steckte in der Nacht der Oberst der Bombardiere durch einen Bombenwurf die bei den Palisaden angelegte Schanze der Giauren in Brand, worauf ihm der Großwesir höchstes Lob erteilte und ihn mit einem reichen Geschenk von Goldstücken erfreute.

20. Juli

Zwei Gefangene wurden dem Großwesir vorgeführt. Da sie indes keine brauchbaren Aussagen machten, ließ man sie über die Klinge springen.

22. Juli

In der Nacht, nach Einbruch der Dunkelheit, wurden vom Heere des Islams unzählige Geschosse aus Geschützen, Flinten Und Mörsern abgefeuert. Durch diesen unheildrohenden Ueber- fein wurden die Feinde des Glaubens völlig"kopflos wie eine Horde verwundeter Schweine. Die Giauren kamen kaum dazu, das Feuer zu erwidern.

23. Juli

Nach Sonnenuntergang brachte man einen Giauren, der bei einem Gefecht gefangengenommen worden war. Beim Verhör sagte er: „Wir haben von dieser Mine keine Ahnung gehabt.. Plötzlich war alles stockfinster vor lattter Oualm und Staub, und ehe ich in meiner Benommenheit noch wußte, wie mir geschah, hatten sie mich schon gefangengenommen und abgeführt. Was sonst geschehen ist, weiß ich nicht." Nun, da erschien es 'nur angebracht, diesen Mann, statt ihn noch weiter so benommen und kopflos herumlaufen zu lassen, von den Banden dieses Erdenlebens zu befreien; man ließ den Schurken also kurzerhand ins Gras beißen.

31. Juli

Zur Zeit des Nachtgebetes wurde vom rume- lischen Abschnitt gegen die Palisaden Sturm gelaufen. Mit Allahs Beistand drangen die Stürmer vor, besetzten den Streifen unmittelbar an den Palisaden und verschanzten sich dort.

Von dėn Geschützen, die auf der neuen Batterie in Stellung gebracht worden sind, wurden zwei Geschütze der Giauren getroffen und samt ihren Stückbetten zerstört.

Bis in der Nacht die Palisaden eingenommen wurden, tobte fünf Stunden lang ein unbeschreiblicher Kampf mit Bomben und Steinen.

3. August

Am Abend traten die Freiwilligen im rumeli- schen Abschnitt zum Sturmangriff an; mit unwiderstehlicher Gewalt warfen sie die Giauren in den Graben zurück und besetzten dessen Rand, auf dem sie sich verschanzten. Eine Stunde lang wurde dabei erbittert gekämpft, aber Allah bezeigte den Streitern des Islams seine Huld und Gnade, und so konnten sie in jenem Gelände festen Fuß fassen. Es ist dies der Graben zwischen der vorderen Palisade und der Bastion.

9. August

Von Batthyänyi trafen für den Großwesir hundert Wagen mit Gerste, feinem Mehl und anderen Lebnsmitteln ein.

Kurz vor Abend wurde im Abschnitt der Žagarei eine Flattermine gesprengt, die eine ziemlich große Strecke freilegte; es wurde aber dort nicht in den Graben eingestiegen.

Nach Sonnenuntergang entspann sich . ein heftiger Feuerkampf mit Geschützen, Flinten und Bomben. Preis sei Allah — die Unseren gedenken sich bis zum Morgen an die Bastion heranzuarbeiten und dort eine Mine anzulegen.

II. August

Mit Allahs Beistand wurde die Bastion erreicht und mit der Anlage einer Mine begonnen.

Nach dem Mittagsgebet wurde im Abschnitt Ahmed Paschas eine Mine gesprengt, die durch Allahs Gunst den Schweinestall der Giauren

"iiia.isairisW rslic zerstörte. Die Freiwilligen gingen zum Sturmangriff über, und eine halbe Stunde lang wurde heftig gekämpft. Den Giauren wurde ein Kopf abgenommen und vor den Großwesir gebracht; die Ueberbringer erhielten Geschenke.

13. August

Zur Zeit des Sonnenaufganges nahm das Heer des Islams die Feinde mit Geschützen, Flinten und Mörsern unter ein derartiges Feuer, daß es unmöglich ist, die Anzahl der dabei abgegebenen Schüsse zu nennen.

22. August

Am frühen Nachmittag machten die Edelleute Draskovich, Nädasdy und Eszterhäzy Mihäly dem Großwesir ihre Aufwartung; nach verschiedenen Fragen, die sie stehend beantworteten, wurde jeder von ihnen mit einem großen, ihre sechs Gefolgsleute mit je einem kleinen und der Dolmetscher mit einem mittleren Ehrengewande bekleidet.

24. August

Am gestrigen Tage waren vier Mann dabei ertappt worden, wie sie gerade bei den Palisaden der Giauren Wein tranken; jedem von ihnen wurden heute öffentlich zweihundert Stockhiebe aufgezählt.

31. August

Um dem Mangel an Lebensmitteln im großherrlichen Lager zu steuern, wurde an die Bevölkerung von Oedenburg ein Schreiben abgesandt, es möge von den Ungarn, die .gehuldigt hatten, jedweder, der dies wünsche, alle verfügbaren Lebensmittel herbfischaffen und vor dem Scharfrichterzelt zu den üblichen Marktpreisen verkaufen. — Heute stieg im Lager der Preis für eine Okka Mehl auf zwölf bis dreizehn Para, für dreißig Dirhem Brot auf eine Asper und für ein Maß Gerste auf zwei Piaster; Such das war nicht leicht zu bekommen und keineswegs in genügender Menge vorhanden. Da in der näheren Umgebung kein Tierfutter mehr aufzutreiben war, mußte man um Heu nunmehr schon drei oder vier Tagreisen weit fahren.

2. September

Im Abschnitt des Hüseyin Pascha wurde am Morgen die Mine, die Bekir Pascha seit einem Monat unter der Erde hatte vortreiben lassen,

mit einer Ladung von vierzig Halbzentnern Pulver gesprengt, da man annahm, daß sie bereits unter der Mauer in der „Schere“ angelangt sei; aber nach dem Ratschluß Allahs war die erzielte Wirkung nicht recht befriedigend: sie sprengte nur an der Spitze einige Lägen der Mauer ab, ohne daß festgestellt werden konnte, nach welcher Seite sie ausgeblasen hatte. Die ganze Arbeit und Mühe war alio umsonst.

8. September

Die Vorposten der ägyptischen Truppen nahmen einen Deutschen gefangen, der mit Briefen vom christlichen Heer nach der Festung unterwegs war. Der Gefangene wurde dem Großwesir vorgeführt, und die Briefe, die er bei sich trug, wurden übersetzt; sie enthielten Nachrichten von allerhöchster Wichtigkeit - für das Heer des Islams.

10. September

In der Nacht nahm der Tätarenchan zwanzig deutsche Giauren gefangen; neunzehn von ihnen ließ er über die Klinge springen und einen übersandte er dem Großwesir zur Einvernahme. Dieser sagte beim Verhör folgendes aus: „Die Giauren rücken auf zwei Wegen an. Der König von Polen befindet sich mit einem Heere von vierzigtausend Mann bei ihnen. Auch der deutsche Kaiser ist dabei, mit dreißigtausend Mann Fußvolk und vierzigtausend Mann Reiterei. Morgen wollen sie das Heer des Islams angreifen.“

Auf diese unbezweifelbaren Angabe hin hielt es der erhabene Großwesir für angemessen, daß sich das gesamte Heer zum Einsatz bereithalte; er ließ den entsprechenden Befehl ausgeben, und so blieben die Streiter des Islams die ganze Nacht hindurch wach und ohne Schlaf wie die Sterne am Himmel, bis das Licht des Morgens dämmerte.

12. September

Am frühen Morgen kam die Meldung, daß die Truppen der unseligen Giauren in Stärke von zweihunderttausend Mann über den Berg am Donauufer anrückten und daß auf der Seite, wo Kara Mehmed Pascha stand, der Kampf und Streit bereits entbrannt sei. Darauf bestiegen der Großwesir, der Kethüdä Bey, das gesamte Gefolge, die Sipäh und Silihdar und alle übrigen unverzüglich ihre Pferde und zogen mit der heiligen Fahne nach der erwähnten Stelle ab. Für den Großwesir wurde ungefähr in Reichweite der Giaurengeschütze ein Schattendach aufgeschlagen, unter dem er sich niederließ.

Die Giauren hatten den Ort auf dem Berg erreicht und tauchten.-nun mit ihren:Ab'tehlungca' auf den Hängen . auf wie-, die Gewitterwolken/1 starrend vOr dunkelblauem Et'Z. -'”' '1

Auf der Seite des Islams begannen einzelne Abteilungen der Vorhut Plänkeleien auf dem Berg. Als der Kampf hitziger zu werden anting, rückte der Kethüdä des Großwesirs mit den bei ihm befindlichen Leuten des Gefolges und mit den Segbän zu Fuß und zu Pferd gegen die Feinde, griff sie an und lieferte ihnen ein Gefecht, in dem den Giauren mehrere Gefangene, Köpfe und Fahnen abgenommen wurden. Dann unternähmen die Giauren einen Sturmangriff und drängten die Uhseren aus ihren Stellungen; darauf gingen die Unseren zum Gegenangriff über und trieben die Giauren wieder die Anhöhen hinauf. Schließlich stürmten die Giauren, das Fußvolk vorne und dahinter die Reiterei, wie wildgewordene Schweine auf die Unseren los und drängten sie bergab bis in das zerstörte Dorf hinunter. Dort ging der Kampf noch eine Zeitlang hin und her, und dann konnten die Schurken (die in dichtgedrängten Massen anstürmten) links und rechts durchbrechen und griffen nun die Streiter des Islams von allen Seiten an. Sie führten ihre fpahi-Geschütze aufgeprotzt mit und überschütteten aus ihnen das Heer des Islams mit einem Hagel von Geschossen. Am Donauufer warfen sie die Truppen, die unter dem Befehl des Wesir Ibrahim Pascha standen, und drangen in das Tal vor. Auf dem linken Flügel stand der Beylerbeyi von Damaskus mit den Truppen von Damaskus in schwerem Kampf, ohne daß ihm der Tatarenchan irgendwie zu Hilfe kam.

Als nun die Truppen um den Großwesir sahen, wie der Feind auf beiden Seiten stürmend vordrang und das Heer des Islams sich zur Flucht zu wenden begann, da schwand jedem von ihnen die Kraft und die Lust zum Kampf und Streit, und es stellten sich die Anzeichen jener Verwirrung ein, die immer eine Niederlage im Gefolge hat.

Da der Polenkönig mit seinen Truppen geradewegs gegen die heilige Fahne vorstieß, stieg der Großwesir zu Pferde, und zu seiner rechten und Linken hielten sich die Leute seines Gefolges, der Scheich Vani Efendi sowie die Sipäh und Silihdar bereit. Während die Paschas auf beiden Flügeln schon zurückzuweichen begannen, stand im Herzen des Heeres der Großwesir mil seiner Umgebung fest und unerschüttert. Abet die Angriffe der Giauren w'urden immer stärker, der Kampf nahm an - Heftigkeit ständig zu und zog sich bereits fünf oder sechs Stunden hin; das Heer des Islams wurde von den Kugeln aus den Geschützen und Flinten der Feinde wie mit einem Regen überschüttet. Da erkannten die Muslims, daß alles verloren war. Kämpfend und fechtend wandten sich die Massen der Krįeger in der Umgebung des Großwesirs zur Flucht; die meisten flohen geradewegs zu ihren Zelten hin und dachten nur noch daran, ihr Leben und ihre Habe zu retten.

Der Großwesir zog sich mit seinem engsten Gefolge und mit der heiligen Fahne kämpfend zu seiner Zeltburg zurück, während die Glaubensfeinde bereits hier und dort in die Zelte des Lagers eindrangen. Nunmehr erging auch an die Truppen in den Gräben der Befehl, diese zu räumen.

Als der Feind bereits das Scharfrichterzelt erreicht und auf dem Schatzzelt eine Fahne aufgepflanzt hatte, da griff der Großwesir mit einigen Gefolgsmännern und Paschas wieder in den Kampf ein und schlug sich dort gegen eine große Zahl von Giauren; er drang sogar persönlich, mit der Lanze in der Hand, auf die Giauren ein. Von den Leuten seines Gefolges wurden dabei sein Geheimschreiber sowie viele Aga Pagen getötet oder verwundet. Seine mit roten Jacken bekleidete arnautische Leibwache wurde zur Gänze aufgerieben. In kühnem Eifer wollte der Großwesir nicht von der Stelle weichen; er war entschlossen, den Tod in der Schlacht zu suchen. Aber aus Mitleid für so viele Glaubensbrüder und aus Sorge um die heilige Fahne beschwor Oman Aga, der Aga der Sipäh, den Großwesir: „Herr, seid gnädig! Es ist alles verloren. Aber Euer Leben ist die Seele des Heeres; wenn Ihr Euch hinopfert, so muß das Heer des Islams in seiner Gesamtheit zugrunde gehen. Bitte, laßt uns doch aufbrechen!“

Mit diesen Worten ergriff er die heilige Fahne, und da auch die übrigen Gefolgsmänner des Großwesirs zum Rückzug nach Raab drängten, verließ dieser anderthalb Stunden vor Sonnenuntergang seine Zeltburg durch das hinter Tor und machte sich auf den Weg. Jedermann' im Heere packte nur sein leichteres Gepäck zusammen und ließ seine sonstige Habe im Stich. So zogen sie ab. Die Giauren aber bemächtigten sich der Zelte, des Schatzes, der Munition und des Kriegsgeräts und sämtlicher Geschütze. Auch der Privatschatz des Großwesirs und sein ganzes sonstiges Eigentum blieb in seinen Zelten zurück; nur solche Kleinigkeiten, die man in den Brustbausch stecken und unter den Arm nehmen :konnte,. wrntdemgerettet.iab ,rnu: ibl.'A zsb w

Völlig' verstößt-.über diese fürchterliche Nie- 1 ’derlage, die hier durch den heiligen Ratschluß und den allerhöchsten Willen Allahs des Allerhabenen eingetreten war, verlor man zur Zeit des Nachtgebetes, als man bei, dem Palast an der Stelle der Zeltburg Sultan Süleymans eintraf, den Weg; eine ganze Stunde lang ritt man dort in höchster Verwirrung bald vorwärts und bald zurück, bis endlich .die Leute des Staatskanzlers eine Fackel auftrieben; mittels dieser konnte nun die Straße ausfindig gemacht und also der Ritt nach Raab fortgesetzt werden.

25. Dezember

Heute kurz vor Mittag trafen aus Stambul der Oberstkämmerer Ahmed Aga und der Pfortenmarschall Mehmed Aga ein, die dem Großwesir Mustafa Pascha das Reichssiegel, die heilige Fahne und den Schlüssel zur heiligen Kaaba abnahmen und seine Seele der Gnade des Allbarmherzigen überantworteten. Als sein Stellvertreter wurde der Janitscharenaga und. edle Wesir Mustafa Pascha eingesetzt. Der Oberstkämmerer Ahmed Aga und der Pfortenmarschall Mehmed Aga blieben im Hause des Kethüdä Ali Aga zu Gast.

Dieses Ereignis spielte sich unter folgenden näheren Umständen ab:

Der Großwesir Mustafa Pascha hatte bereits den Gebetsteppich für das Mittagsgebet ausbreiten lassen, sein Imam vollzog die einleitenden Riten und der Großwesir erhob sich gerade, um das Gebet zu beginnen, als draußen auf der Straße Pferdegewieher laut wurde. Neugierig geworden, blickte der Großwesir durch das Fenster auf die Straße hinaus, und als er da den Janitscharenaga und hinter ihm den Oberstkämmerer und den Hofmarschall herankommen sah, sagte er: „Brich das Gebet ab, Imam Effendi! Es ist etwas geschehen.“ Sich die Hände reibend, begann er im Zimmer auf und ab zu gehen.

Die, Ankömmlinge traten unverzüglich in das Palais ein und begaben sich nach oben. Der Kethüdä Ali Aga, der sogleich Bescheid wußte, führt sie weiter, und sie gingen geradewegs in das Zimmer, in dem sich der Großwesir befand. Der Janitscharenaga küßte ihm den Gewandsaum, während der Oberstkämmerer und der Pfortenmarschall den Seläm entboten und dann wartend verharrten.

„Was gibt’s?“ fragte der Großwesir, und der ; Oberstkämmerer antwortete: „Unser erlauchter Padischah fordert das dir anvertraute Reichssiegel und die heilige Fahne und den Schlüssel zur Kaaba ab.“

„Wie mein Padischah befiehlt!“ entgegnete der Großwesir; er zog das Siegel aus dem Busen, brachte die heilige Fahne und den Schlüssel zur Kaaba samt dem Behältnis und händigte ihnen alles aus.

Dann frage er: „Ist mir der Ted bestimmt?“

„Gewiß, es muß sein!“ antwortete der Oberstkämmerer. „Allah möge dich im wahren Glauben sterbfin lassen!“

Darauf erwiderte der Großwesir: „Wie es’ Allah gefällt! — -Nun breitet den Gebetsteppich wieder aus!“ Die anderen verließen den Raum.

Er verrichtete nun das Mittagsgebet, ohne daß ihm auch nur die kleinste Unaufmerksamkeit unterlief. Nachdem er noch sein persönliches. Gebet dar gebracht und mit den Handflächen über das Gesicht gestrichen hatte, sagte er zu seinen Pagen: „Und jetzt geht ihr hinaus!“ Eigenhändig legte er seinen Pelz und seinen Turban ab und befahl dann: „Sie sollen kommen!“ Und als nun die Henker hereinkamen und ihre Stricke bereit machten, hob er mit eigenen Händen seinen Vollbart hoch und fügte sich in das Verhängnis mit den Worten: „Legt mir die Schlinge auch richtig an!“

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