7113853-1996_07_23.jpg
Digital In Arbeit

Bankrott im Kaiserreich

Werbung
Werbung
Werbung

Das 1 lundert-Milliarden-Spar-paket soll Österreichs Staatshaushalt wieder in Ordnung bringen und den Forderungen der europäischen Einigung genügen. Ein Staatsbankrott wäre jedoch auch ohne diese Maßnahmen nicht unmittelbar vor der Tür gestanden.

Vor 185 Jahren war es soweit: Kaiser Franz I. mußte mit einem Patent den Umtausch der „Banco-Zettel" regeln, um den drohenden Staatsbankrott zu verhindern. Das umlaufende Papiergeld mußte innerhalb eines Jahres im Verhältnis 5:1 in neue „Einlösungsscheine" umgewechselt werden, deren Gesamtmenge die Summe von 212 Millionen Gulden nicht überschreiten durfte. Um 1750 hatte der österreichische Maria Theresien-Ta-ler bis weit in den Orient hinein als Zahlungsmittel hohes Ansehen besessen. Dort behauptete er sich noch bis ins 20. Jahrhundert. Aber schon zur Finanzierung des Siebenjährigen Kriegs (1756-1763) wurde Papiergeld ausgegeben, das dann wieder gegen Hart-geld umgetauscht wurde.

Als Napoleon Europa mit Krieg überzog, sollten wieder „Bancozettel" zur Finanzierung helfen - aber diesmal klappte es nicht mit der Um-wechslung. Die Inflation stieg, 1806 lag der Notenumlauf bei 377 Millionen Gulden, 1811 erreichte er die Milliardengrenze, das Zehnfache von 1800. Das Kaiserliche Patent strich 80 Prozent des Geldumlaufs.

Aber erst die Gründung der Österreichischen Nationalbank 1816 - vor 180 Jahren - konnte die Währung stabilisieren. Mit kaiserlichem Patent vom 1. Juni wurde die Gründung angekündigt, die Nationalbank erhielt aus der Staatskasse zehn Millionen Gulden in Hartgeld, zehn Millionen in Banknoten, 25 Millionen in Obligationsanweisungen und 10.000 Stück Aktienanweisungen und konnte am 1. Juli mit der Ausgabe der neuen Banknoten und Münzen beginnen. Für 100 Gulden Conventionswährung - die bis 1858 in Geltung stand - mußten die Bürger fast 250 Gulden der schon wieder wertlos gewordenen „Wiener Währung" von 1811 hinlegen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung