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Der Vizekönig von Polen

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August 1944: Bis auf neun Kilometer hatten sich die russischen Panzerspitzen an die polnische Hauptstadt vorgearbeitet, als auf Grund der Aufrufe des russischen und anglo-amerikanischen Rundfunks und in Übereinstimmung mit der polnischen Emigrationsregierung General Bor-Komarowski das Zeichen zum Aufstand der polnischen „Heimarmee“ gab. Fast zwei Monate lang tobte der Kampf um Warschau, und verzweifelt versuchten die polnischen Funker, die Offiziere der Untergrundarmee, die Kuriere, die sich durch die- Schlachtlinien wagten, jenen russischen Heerführer zu erreichen, dessen Kommando die Panzerarmeen im Süden der Stadt unterstanden. Vielleicht vertraute der eine oder andere Offizier der Untergrundarmee — nicht ahnend, daß Polens Freiheit längst verspielt war — auf den polnischen Namen des Panzermarschalls Rokossowski, der nach dem Durchbruch der deutschen Front am 23. Juni 1944 so oft in den Heeresberichten genannt wurde. Aber die Hoffnung, daß der russische Marschall mit dem polnischen Namen Warschau vor der vollkommenen Vernichtung retten würde, trog. Als die Kapitulation dem Warschauer Aufstand ein Ende setzte, wanderten Hunderttausende von Polen in die deutschen Gefangenenlager, und selbst die deutsche Heeresführung konnte ihnen angesichts des heroischen Einsatzes den rechtlichen Charakter regulärer Kämpfer nicht aberkennen. Als Trümmerhaufen fiel Polens Hauptstadt im Zuge der großen russischen Offensive erst im Jänner 1945 in die Hände der Roten Armee. Dazwischen lagen die vergeblichen Versuche, Washington und London auf ihre feierlichen Versprechungen bezüglich der zukünftigen Staatlichkeit Polens festzulegen.

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